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Stauffenberg - Die wahre Geschichte

Von Carsten Rave 12.01.2009, 23:15

Hamburg/dpa. - Vor der Deutschland-Premiere des US-Kinofilms «Operation Walküre» mit Tom Cruise am 22. Januar thematisiert das ZDF das Attentat auf NS-Diktator Adolf Hitler am 20. Juli 1944.

In dem Zweiteiler «Stauffenberg - Die wahre Geschichte» porträtieren die Autoren Oliver Halmburger und Christian Frey an diesem Dienstag (20.15 Uhr) und eine Woche später den Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Bei dem ZDF-Film handelt es sich um eine Mischung aus inszenierten Szenen mit Schauspieler Peter Becker in der Hauptrolle des Stauffenberg, Dokumentarbildern und Aussagen von Zeitzeugen, die in den beiden vergangenen Jahren gesammelt wurden.

Stauffenberg und seine Mitkämpfer scheiterten am 20. Juli 1944 mit einem Attentat auf NS-Diktator Adolf Hitler in der Wolfsschanze in Ostpreußen. Hitler wurde dabei nur leicht verletzt. Der 36-jährige Stauffenberg und andere Verschwörer, die das kriegsgebeutelte Deutschland vom Tyrannen befreien und weitere Kriegsfolgen verhindern wollten, wurden noch in der folgenden Nacht erschossen. Unter den Zeitzeugen kommen unter anderem zwei von Stauffenbergs Kindern, seine jüngste Tochter Konstanze von Schulthess-Rechberg, und der älteste Sohn, Berthold Graf Stauffenberg, zu Wort. «Meine Eltern haben gezeigt, dass es in Deutschland auch Menschen mit Gewissen gab», sagt von Schulthess-Rechberg in dem Film.

Stauffenberg war 1926 in die durch den Versailler Vertrag auf 100 000 Mann begrenzte Reichswehr eingetreten. 1933 stand der junge Offizier noch wohlwollend der Machtergreifung Hitlers gegenüber, zumal er das Militär künftig gestärkt sah. Im selben Jahr heiratete Stauffenberg seine Frau Nina Freiin von Lerchenfeld, die ihm später fünf Kinder gebar. «Später war er fasziniert von Hitlers Erfolgen, doch sein Gefolgsmann wurde er nicht», sagt der ZDF-Redaktionsleiter Zeitgeschichte Guido Knopp. «Der Graf war deutsch-national, nie Nazi.» Als Hitler 1939 die sogenannte Rest-Tschechei zerschlägt, stieg der Groll in Stauffenberg hoch. «Der Narr macht Krieg», wurde er später zitiert.

1942 sprach Stauffenberg im engsten Kreis zum ersten Mal vom Umsturz. Er gab seine Pläne auch nicht auf, als er beim Afrika- Einsatz schwer verletzt wurde. Das Attentat plante er für den 20. Juli. Gegen 13 Uhr sollte die Lagebesprechung auf der Wolfsschanze stattfinden. Zwei Zündsätze wollte Stauffenberg, dem mehrere Finger fehlen, scharf machen. Dann der Schock: Italiens Diktator Mussolini kündigte für den Nachmittag seinen Besuch an. Stauffenberg handelte unter Zeitdruck. Er konnte nur noch eine Bombe scharf machen, platzierte den Sprengsatz im Koffer im Besprechungsraum, verließ unter einem Vorwand die Wolfsschanze und sah noch im Wegfahren die Explosion.

Seine Annahme, Hitler sei durch den Anschlag ums Leben gekommen, erwiest sich als Trugschluss. Stauffenberg schaffte zwar die Rückkehr nach Berlin, doch seine Gefolgschaft war zu klein und zum Teil zögerlich. Stauffenbergs Plan misslang, er wurde gefasst und mit anderen Widerstandskämpfern exekutiert. Wäre das Attentat gelungen, so wäre vielen deutschen Zivilisten und Soldaten vermutlich der Tod im Krieg erspart geblieben, vielen hunderttausend Juden der Mord im Konzentrationslager und vielen deutschen Städten wie Würzburg oder Dresden die Zerstörung, lautet eine Aussage des Films. Stauffenbergs Frau berichtete später, sie habe sich beim Verhör der Nazis ihrem Mann gegenüber illoyal verhalten müssen, um sich und die Kinder zu retten. Die Mutter kam zwar ins KZ und die Kinder ins Kinderheim, wurden aber gerettet.

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben bereits vor fast sechs Jahren Stauffenbergs Attentat im Film (ARD) und im Dokudrama (ZDF) aufgerollt - mit zum Teil hoher Zuschauerresonanz. Das von Kritikern gelobte ARD-Drama mit Sebastian Koch sahen mehr als sieben Millionen Zuschauer. Warum jetzt wieder eine filmische Aufarbeitung? «Es handelt sich um einen frischen und neuen Ansatz», sagt Knopp. «Damals haben bei uns die Offiziere um Stauffenberg im Vordergrund gestanden, dieses Mal ist es die Person.» Auch Knopps nächstes ZDF-Thema hat mit dem Krieg und seinen Folgen zu tun: Im Dreiteiler «Die Wölfe» (Start 29. Januar) geht es um die Lebensgeschichte von Kindern, die in den Trümmern von Berlin aufwachsen.