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Stars von gestern Stars von gestern: Rod Laver wird 65

Von Andreas Bellinger 06.08.2003, 14:51
Der australische Tennisspieler Rod Laver präsentiert am 05.07.1968 in Wimbledon den Siegerpokal. Laver gewann das Finale gegen seinen Landsmann Tony Roche in drei Sätzen und errang damit zum dritten Mal nach 1961 und 1962 die begehrte Trophäe von Wimbledon. Der Ex-Tennisstar wird am 09. August 65 Jahre alt. Insgesamt holte der "Mann mit dem goldenen Arm" elf Grand-Slam-Titel und schrieb Tennis-Geschichte. 1977 im Alter von 39 Jahren beendete er seine Tenniskarriere. Mittlerweile spielt der selbst ernannte "rüstige Rentner" viel lieber Golf als Tennis. (Foto: dpa)
Der australische Tennisspieler Rod Laver präsentiert am 05.07.1968 in Wimbledon den Siegerpokal. Laver gewann das Finale gegen seinen Landsmann Tony Roche in drei Sätzen und errang damit zum dritten Mal nach 1961 und 1962 die begehrte Trophäe von Wimbledon. Der Ex-Tennisstar wird am 09. August 65 Jahre alt. Insgesamt holte der "Mann mit dem goldenen Arm" elf Grand-Slam-Titel und schrieb Tennis-Geschichte. 1977 im Alter von 39 Jahren beendete er seine Tenniskarriere. Mittlerweile spielt der selbst ernannte "rüstige Rentner" viel lieber Golf als Tennis. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Was er auf den Tennis-Courts geschafft hat, blieb von den Besten seiner Zunft bis heute unerreicht. Egal, ob sie nun Björn Borg, Jimmy Connors, John McEnroe, Pete Sampras, Andre Agassi oder Boris Becker hießen. Rodney G. Laver, kurz Rod genannt, hat mit seinen zwei Grand Slams 1962 und 1969 Einmaliges geleistet. Am Samstag wird der grau gewordene Rotschopf aus Australien 65 Jahre alt.

Die Tennisfreunde rund um den Globus haben ihn nicht vergessen. Viele seiner Landsleute in «down under» aber schon. Sie wollen der «lebenden Legende» nicht verzeihen, dass sie seit rund 40 Jahren in den USA lebt und seit Jahrzehnten einen amerikanischen Pass hat. Mit ihrem Desinteresse strafen sie das Aushängeschild, das als «verbotener Profi» viele Jahre von den Top-Turnieren ausgesperrt war. Trotzdem holte er elf Grand-Slam-Titel und schrieb als zweiter Grand- Slam-Triumphator nach Donald Budge 1938 Tennis-Geschichte.

Gleich zwei Mal schaffte Laver den Sieg binnen Jahresfrist in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Bis heute gilt er als bester Tennisspieler von allen und stellt selbst Pete Sampras in den Schatten. Der Amerikaner kann zwar mehr Grand-Slam-Titel (14) vorweisen, aber am Vierer-Coup hat er sich die Zähne ausgebissen.

Reich haben den 1938 auf einer Rinder-Farm in Rockhampton im australischen Bundesstaat Queensland geborenen Laver seine 47 Turniersiege nicht gemacht. Millionen gab es in der Amateurzeit des Weißen Sports nicht zu verdienen. Deshalb zog es den schmächtigen Linkshänder nach seinem ersten Grand Slam für fünf Jahre zu den Profis. Der damals 24-Jährige erhielt einen Dreijahresvertrag über 110 000 Dollar, war von den großen Turnieren aber ausgeschlossen.

Als Ende der 60er Jahre die Open-Ära begann, konnte der «Mann mit dem goldenen Arm» seinen Erfolg wiederholen und gewann 1969 den Grand Slam ein zweites Mal. Zwei Jahre nach seinem 47. Turniersieg trat Laver 1977 noch einmal in Wimbledon an und verlor in Runde zwei. Danach war endgültig Schluss - mit fast 39 Jahren.

Dem Ziel, ein ganz Großer zu werden, ordnete er alles unter, auch sein Privatleben. «Wenn ich ganz oben bin, dann heirate ich», sagte Rod Laver. Nach seinem ersten Grand-Slam-Triumph löste er dieses Versprechen ein, heiratete Tenniskollegin Mary Benson und widerlegte alle, die ihm ein Leben als ewiger Junggeselle prophezeit hatten.

Der australische Star-Trainer Harry Hopman traute dem unscheinbar wirkenden Laver zunächst nichts zu. Doch schnell erkannte Hopman die Qualitäten des 1,75 m großen Rotschopfs, dessen Spiel später als «Mischung aus Fantasie und Eleganz» bezeichnet werden sollte. «Ich wusste immer, dass man das Ergebnis eines Spiels innerhalb von fünf Minuten ins Gegenteil verkehren kann», meinte er. Ein Erfolgsgeheimnis, das sich später auch Boris Becker zu Eigen machte.

Seit vielen Jahren ist Carlsbad, ein kalifornisches Küstenstädtchen zwischen San Diego und Los Angeles, Lavers Heimat. Hier will er seinen Ehrentag feiern - und hier erlebte er auch die schlimmste Stunde seines Lebens. 13 Tage vor seinem 60. Geburtstag erlitt er einen Schlaganfall. Einen Monat später konnte der Kämpfer das Hospital in Los Angeles wieder verlassen.

Die Öffentlichkeit meidet der eher scheue Laver seither wie der Teufel das Weihwasser. Was ihn vor Ehrungen nicht schützt. Wie im Dezember 1999, als der Center Court der Australian Open im Melbourne Park in Rod-Laver-Stadion umbenannt wurde. Dabei spielt der selbst ernannte «rüstige Rentner», der als Repräsentant verschiedener Firmen tätig ist, inzwischen viel lieber Golf als Tennis.