Standpauke löst Initialzündung aus
Wittenberg/MZ. - Stache schmunzelnd: "Ich habe in der internen Mannschaftssitzung gesagt, dass es mir völlig schleierhaft ist, wie er mit dieser Einstellung in der letzten Saison für den SV Braunsbedra 20 Tore erzielen konnte."
Das Kratzen an der rauen Schale zeigte, wie schon erwähnt, Wirkung. Dratschmidt erzielte beim 4:2-Sieg des FC Grün-Weiß gegen Spitzenreiter Magdeburg alle vier Tore für das Volkspark-Team, nach dem Abpfiff schallte sein Name ehrerbietig durch den Volkspark. Der Schulterschluss mit Übungsleiter Stache fand sofort auf dem Rasen statt, die Dankesrede des 26-Jährigen ging eindeutig Richtung Coach: "Kleine Sticheleien gehören einfach dazu. Ich bin nur ein Teil des Teams und trage gegenüber meinen Mitspielern schließlich Verantwortung."
Die Lust am Fußball spielen weckte Vater Gerhard. Als ABC-Schütze bestaunte der kleine Lars die Paraden seines damaligen Idols, der Grundstein zur sportlichen Karriere war gelegt. Anmeldung beim 1. FC Nebra, ab zwischen die Pfosten. Hier wurde es Dratschmidt jedoch bald zu langweilig. Seine Mannschaftskameraden durften sich auf dem Feld austoben, der Sechsjährige musste ihre Fehler ausbügeln. Ein Gespräch mit dem Trainer schaffte Abhilfe, Lars rückte ins Angriffs-Zentrum. Mit 19 Jahren wechselte er zum SV Südharz (Oberliga Niedersachsen), nach einem Zwischenstopp beim seinem Heimatverein rückte der 1,89 Meter große Stürmer beim SV Braunsbedra (20 Saisontreffer) endgültig in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Nächstes Idol nach Papa Gerhard: der französische Nationalspieler Thierry Henry. "Seinen gesamten Bewegungs-Ablauf finde ich phantastisch."
Auf der Suche nach einem neuen Verein wurde er in der Sommerpause schnell fündig. Telefonat mit Grün-Weiß-Manager Ingo Mattheuer, Zwei-Jahres-Vertag unterschrieben. Dratschmidt schlug ein, wie die oft zitierte Bombe. Mit Toren am Fließband sicherte er sich den Respekt seiner Teamkollegen und avancierte schnell zum Publikums-Liebling. Um Bodenhaftung bemüht: "Ich mache trotzdem noch zu viele Fehler. Die Vorschläge anderer Spieler zur Minimierung meiner Mankos höre ich mir in Ruhe an und treffe erst dann eine Entscheidung in puncto Umsetzung."
Auf die Frage, ob er nach seinem Viererpack gegen Preussen bereits Angebote von anderen Vereinen erhalten habe, antwortet Lars Kopf schüttelnd: "Ich habe in Piesteritz einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben und werde ihn auch einhalten. Jetzt muss ich nur noch meine Freundin Jana überzeugen, mit nach Wittenberg zu ziehen."