Stadt ist verändert, doch Menschen sind die Gleichen geblieben
Roßlau/MZ. - Von Freitag bis Sonntag besuchten sechs holländische Christen zum wiederholten Mal ihre Roßlauer Partnergemeinde. Diesmal stand das Wiedersehen aller Ehemaligen der jungen Gemeinden aus Roßlau und Amersfoort im Mittelpunkt. "Man hat sich viel zu erzählen", weiß Pfarrer Jürgen Tobies. Am Samstagabend wurde das Wiedersehen mit zahlreichen Gemeindemitgliedern auf dem Kirchengelände gefeiert. Zuvor besuchte man mit den ausländischen Gästen unter anderem das Wörlitzer Gartenreich und Ferropolis. Mit einem Gottesdienst klang das Treffen am Sonntag aus.
"Alles ist sehr vertraut, allerdings sind alle etwas älter geworden", meint Marinka van Dijk, die Roßlau zuletzt 1991 besucht hat. Doch warum ist sie in der Zwischenzeit nicht noch einmal hergekommen? "Nach der Wende hatten wir ein wenig das Interesse verloren", gesteht die 33-Jährige. Obwohl die gegenseitigen Besuche seitdem seltener geworden sind, ging der Kontakt zwischen den Gemeinden nie ganz verloren. Im Schnitt besucht man sich alle zwei Jahre. Schon seit 1984 besteht die Partnerschaft zwischen Roßlau und Amersfoort. Ins Leben gerufen wurde sie von dem damaligen Roßlauer Pfarrer Gerhard Pfennigsdorf und seinem holländischen Kollegen Herman Heijn. Spätere Pfarrer führten den Austausch weiter, der zunächst nur einseitig verlaufen durfte. "Wir mussten uns hier immer sofort bei der Polizei melden", erinnert sich Charles van Dijk aus Amersfoort an seine Reisen in die DDR. Er sei froh, dass diese Zeiten vorbei sind, versichert der 67-Jährige. "Die Christen hier fühlten sich stets bedrängt", blickt der pensionierte Lehrer zurück. "Sie durften ja nicht zu uns nach Holland kommen." Trotzdem denkt er gern an die Zeit in Roßlau. Es gab gemeinsame Fahrradtouren und Ausflüge nach Ost-Berlin.
Nach der Wende stand einem gegenseitigen Austausch dann nichts mehr im Wege. "Es war aber nicht mehr so spannend", gesteht auch Charles van Dijk, dass das Interesse der Holländer an den Roßlauern seither zurückging. Er selbst besuchte die Partnergemeinde weiterhin häufig und hat sogar eine Patenschaft für einen Jungen übernommen. "Der Austausch soll lebendig bleiben", wünscht sich der Holländer.
Bis jetzt sieht es gut aus. Erst im Mai waren vier Roßlauer in Amersfoort und im September plant die Frauengruppe der Gemeinde Sankt Marien ebenfalls einen Besuch in Holland.