1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Stadioneröffnung: Stadioneröffnung: Aachen heiß auf den «Neuen Tivoli»

Stadioneröffnung Stadioneröffnung: Aachen heiß auf den «Neuen Tivoli»

Von Florian Lütticke 14.08.2009, 15:11
Die Einlasskreuze am Tivoli drehen sich bereits, die elektronischen Bezahlkarten in der neuen Heimat des Fußball-Zweitligisten Alemannia Aachen sind getestet - doch etwas kann auch Projektleiter van der Kooi nicht beeinflussen: «Wir haben alles dafür getan, um den Mythos zu erhalten. Noch ist es hier allerdings seelenlos, die Seele kommt erst Montag.». (FOTO: DPA)
Die Einlasskreuze am Tivoli drehen sich bereits, die elektronischen Bezahlkarten in der neuen Heimat des Fußball-Zweitligisten Alemannia Aachen sind getestet - doch etwas kann auch Projektleiter van der Kooi nicht beeinflussen: «Wir haben alles dafür getan, um den Mythos zu erhalten. Noch ist es hier allerdings seelenlos, die Seele kommt erst Montag.». (FOTO: DPA) dpa

Aachen/dpa. - Die Einlasskreuze am Tivoli drehen sichbereits, die elektronischen Bezahlkarten in der neuen Heimat desFußball-Zweitligisten Alemannia Aachen sind getestet - doch etwaskann auch Projektleiter Stephan van der Kooi nicht beeinflussen: «Wirhaben alles dafür getan, um den Mythos zu erhalten. Noch ist es hierallerdings seelenlos, die Seele kommt erst Montag.» Am Abend (20.15Uhr) wird das 50 Millionen Euro teure Ein-Rang-Stadion vor erwarteten32 900 Zuschauern mit der Partie gegen den FC St. Pauli eröffnet.

Obwohl auch andernorts Arenen als Tempel verehrt werden, sind nurwenige Spielstätten mit ähnlicher Bedeutung beladen wie der nahe desNeubaus gelegene «alte», 1928 errichtete, Tivoli. Wie rettet maneinen Mythos? «Das ist die Frage aller Fragen», sagtAlemannia-Geschäftsführer Frithjof Kraemer. «Wir waren uns bewusst,dass es eine ganz verantwortungsvolle Aufgabe ist. Ich glaube, dassdie Akzeptanz unter den Fans hoch sein wird.» Schon lange vor demersten Spatenstich im Mai 2008 schrieben die AnhängerPositionspapiere und forderten eine «Tivoli-gemäße laute Atmosphäre».

Burkhard Theuer umfasst in der fast leeren Südkurve einenWellenbrecher und blickt andächtig auf den Rasen: «Das ist nochgeiler als die Bilder im Internet», sagt der 44 Jahre alte Fan leise.Wenige Tage vor der Eröffnung testeten 2500 Zuschauer denbargeldlosen Kauf von Bier und Bratwurst und begutachteten die Plätzeim neuen Stadion.

Das anfängliche Misstrauen vor überbordender Kommerzialisierung,das auch Kraemer in Teilen der Anhängerschaft ausgemacht hatte,scheint Begeisterung gewichen zu sein. Insgesamt hatten die FansAnleihen für 4,2 Millionen Euro gezeichnet. Die Stadionkneipe erhieltden Namen «Klömpchensklub» aus einer Alemannia-Hymne, dieGedächtnisfahne für den früheren Trainer Werner Fuchs und die alteStadionuhr sind mitgewandert. «Das Stadion ist schön. Entscheidendwird die Atmosphäre sein, da die Stimmung jetzt nur noch von einerSeite kommt», sagt Dauerkarteninhaber Michael Schütz.

Wehmut ist vorhanden, doch die Fans haben sich arrangiert, «dassder Verein mit dem alten Stadion kein Geld im Profi-Fußballverdient», wie Schütz bedauert. Rund eine Million Euro pro Jahrbetrug das strukturelle Jahresdefizit im Tivoli, der wohl Anfang 2011abgerissen werden soll. Mit dem Neubau sind nach Angaben von Kraemeretwa sieben Millionen Euro mehr zu generieren, so dass auch bei einerPacht von sechs Millionen Euro im ersten Jahr ein Überschuss bleibt.Auf einen Namenssponsor hat der Club verzichtet, obwohl dieser einenhohen sechsstelligen Betrag pro Saison eingebracht hätte. «Wir habengerade wegen der Akzeptanz und Identifikation schnell gemerkt, dasses fahrlässig wäre, den Namen herzugeben», sagt Kraemer.

Deshalb prangt in großen, gelben Buchstaben «Tivoli» an derFassade, in der gleichen Farbe strahlen das Dach und die Sitzschalenim Kontrast zur grauen Beton-Optik. «Es sollte immer einFußball-Stadion der reineren Sorte sein und keineMulti-Funktionsarena», erklärt van der Kooi. So hoffen dieVerantwortlichen, dass sich das dritte Attribut des Slogans «Eng,steil, laut, gelb» erfüllen wird. «Wenn die sportlichen Darbietungenauch stimmen, wird der Tivoli hoffentlich noch stimmgewaltiger alsder alte», sagt Kraemer.

Tivoli Stadion. (FOTO: DPA)
Tivoli Stadion. (FOTO: DPA)
dpa
Blick in das neue Tivoli Stadion in Aachen . (FOTO: DPA)
Blick in das neue Tivoli Stadion in Aachen . (FOTO: DPA)
dpa