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Speichertechnologie Speichertechnologie: Kompakt und preiswert

12.11.2001, 10:35
In Zukunft Tesa-Film als Datenspeicher
In Zukunft Tesa-Film als Datenspeicher EML

Heidelberg/gms. - Dass Tesa-Film klebt, lässt Steffen Noehtevöllig kalt. Der Forscher am European Media Laboratory (EML) in Heidelberg interessiert sich für die andere Seite des Klebestreifens.Er untersucht seit mehr als drei Jahren Möglichkeiten, Tesa als Datenspeicher einzusetzen. In Frage kommt - aus physikalischen Gründen - nur der «tesa Multi-Film kristallklar» vom Hersteller Beiersdorf in Hamburg.

Damit auf dem durchsichtigen Streifen auch Daten haften bleiben, müssen diese mit einem Laser optisch in den Film geschrieben werden. Eine einzige Rolle des Klebestreifens könnte auf diese Weise theoretisch bis zu zehn Gigabyte Informationen speichern. Das entspricht der 15-fachen Kapazität einer herkömmlichen CD-ROM.

Der Vorteil des Tesa-Streifens gegenüber der Silber-Scheibe ist, dass er viel kleiner, kompakter und preiswerter ist. «Das ist ein ideales Speichermedium für tragbare Geräte vom Handy bis zum Handheld-Computer», schwärmt Noehte. Eine Marktlücke sei das. Denn kleine Speichermedien wie Flash Cards, derzeit etwa für MP3-Player oder Digicams erhältlich, seien noch vergleichsweise teuer und zu groß. Der Durchmesser der Tesa-Rom soll deshalb kaum mehr als dreißig Millimeter betragen und die Höhe zehn Millimeter nicht überschreiten. Marktreif soll der Speicher etwa 2004 bis 2005 sein.

Die Speicherfähigkeit von Tesa hat Noehte bereits 1998 entdeckt. Seitdem schreitet die Forschung mit großen Schritten voran. Derzeit vergibt das EML allein sechs Doktorarbeiten rund um die Entwicklung von speicherfähigem Tesa oder den dazu passenden Lesegeräten. Auch für die Beiersdorf AG ist das preiswert zu produzierende Material ein Hoffnungsträger. Zwar hatte die Gründung der Tesa AG im Januar 2001 Unternehmenssprecher Peter Nebel zufolge absolut nichts mit der Tesa-ROM zu tun. Doch die Beiersdorf-Tochter unterstützt die Erforschung des Tesa-Speichers durch das EML.

Vor der Tesa-ROM kommt wahrscheinlich noch ein andererTesa-Datenträger auf den Markt: Bereits in ein oder zwei Jahren wird Tesa als Speicher erwartet. Auf leicht verändertem Tesa-Film wird ein winziges Hologramm geschrieben, das mehr als 250 Mal so viele Daten enthalten kann wie ein herkömmlicher Barcode.Mit dem Material könnten Chipkarten mit wesentlich mehr Datenmaterial ausgestattet werden als bisher. So wäre es beispielsweise möglich, auf Chipkarten von Krankenkassen auf einem Abschnitt von der Größe eines Fingernagels die komplette Krankengeschichte eines Patienten zu speichern. Außerdem gilt die Technologie als fälschungssicher.

Angesichts immer weiter steigender Datenmengen wird die Holographie als Erfolg versprechende Technologie angesehen. Alle drei Monate verdoppeln sich die Informationen im Internet. Jeder einzelne Mensch auf der Welt, auch ohne PC, produziert jährlich 250 Gigabyte Daten, ermittelte die University of Berkeley in einer Dauerstudie.

«In etwa fünf Jahren wird die Stunde der holographischen Speicher schlagen», schätzt Uwe Hofmann, Speicher-Spezialist bei IBM in Böblingen. Auch IBM forscht mit holographischen Medien, allerdings nicht auf der Basis von Tesa. 400 Patente meldete der Computerhersteller allein im vergangenen Jahr für neue Speichertechnologien an.

Mit Hilfe der Holographie ließen sich, so Steffen Noehte, in einigen Jahren auf der Größe eines Zuckerwürfels 1000 Gigabyte - ein Terabyte - Daten ablegen. Bisher sind dazu riesige, 180 mal 90 Zentimeter große Boxen, so genannte Storage Sub Systems, nötig.

Von welcher Bedeutung der schlichte Tesafilm als Datenspeicher sein könnte, zeigt das Interesse aus der Silicon Valley: Seit Anfang 2001 treibt Noehte, Leiter des Projekts «OptiMem», die Tesa-Holographie gemeinsam mit Forschern der Stanford University in Palo Alto in Kalifornien voran. Beide Einrichtungen hatten zuvor schon an neuen holographischen Speicherverfahren gearbeitet. Gemeinsames Ziel ist es, das holographische Speichern jedergegenwärtigen Technologie überlegen zu machen.