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Spanien - Primera División Spanien - Primera División: Reals erster Sieg seit 20 Jahren in Barcelona

Von Hubert Kahl 07.12.2003, 15:32

Barcelona/dpa. - Real Madrid hat erstmals seit 20 Jahren das traditionsreiche Derby der spanischen Fußball-Liga beim Erzrivalen FC Barcelona gewonnen. Mit seinem 2:1-Sieg im Camp-Nou-Stadion versetzte der 29-malige Meister den Katalanen praktisch den Todesstoß für die laufende Saison. «Barça» rutschte in die Grauzone des Mittelfelds der Primera División ab. Bei einem Rückstand von 13 Punkten auf den Tabellenführer Real können die Blauroten ihre Titelhoffnungen schon vor dem Ende der Hinrunde fast aufgeben.

Bei den Madrilenen, die die Barça-Festung seit 1983 vergeblich bestürmt hatten, bewies Torjäger Ronaldo eine beinahe prophetische Begabung. «Ich werde Real zum Sieg schießen», hatte der Brasilianer vor dem Spiel am Samstagabend versprochen. Und in einer beinahe philosophischen Anwandlung wischte er alle Bedenken wegen der «schwarzen Serie» im Camp Nou beiseite: «Die Geschichte ist dazu da, dass man sie verändert.»

Ronaldo nutzte in der 74. Minute seine einzige Torchance zum spielentscheidenden Treffer zum 2:0. Sein Landsmann Roberto Carlos (37.) hatte Real zuvor in Führung gebracht. Der Niederländer Patrick Kluivert (83.) erzielte mit einem prächtigen Kopfballtor den Anschlusstreffer für Barça. In einer furiosen Schlussphase scheiterten die Katalanen mehrfach an Reals Torhüter Iker Casillas.

Die Sportpresse machte vor allem Barcelonas Trainer Frank Rijkaard für die 1:2-Heimschlappe verantwortlich. «Barça hat anscheinend den schlechtesten Coach seit 20 Jahren», meinte «Marca». Das Fachblatt «Sport» warf dem Trainer vor: «Mit seiner Defensivtaktik verschenkte Rijkaard die erste Halbzeit.»

Die Blauroten begannen das Derby im Stile eines Abstiegskandidaten. Die 1:5-Blamage vom Mittwoch beim FC Málaga steckte den Spielern noch in den Knochen. Zeitweise sah es so aus, als hätten die Real-Spieler Mitleid mit den völlig verunsicherten Rivalen. «Wenn wir etwas mehr Druck gemacht hätten, hätten wir das Spiel früh entscheiden und locker nach Hause schaukeln können», bekannte Kapitän Raúl.

Erst Rijkaard zur Pause mit Ricardo Quaresma und Marc Overmars zwei Stürmer einwechselte und zur Offensive blies, bekam die Partie etwas von der Dramatik, die die Fans sich vom großen «Klassiker» des spanischen Fußballs erhofft hatten. Bei den Katalanen bedeutet die Niederlage gegen den Erzrivalen einen Rückschlag für den jungen Vereinspräsidenten Joan Laporta, der den Traditionsclub aus der seit Jahren währenden Krise führen will. «Laporta versprach den Fans ein fußballerisches Festmahl. Aber bislang kann er - wie US-Präsident George W. Bush im Irak - nur mit einem Truthahn aus Plastik aufwarten», witzelte die Zeitung «El Mundo».

Für Barcelona hatte das Derby nur einen positiven Aspekt. Die Fans, die vor einem Jahr die Real-Fußballer mit Plastikflaschen, Handys und einem Spanferkel-Kopf beworfen hatten, führten sich diesmal vorbildlich auf.