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Spanien Spanien: Königin Isabella prägte das karge Kastilien

Von Manuel Meyer 28.09.2004, 11:49
In Medina del Campo in Kastilien starb vor 500 Jahren Königin Isabella I. - Hauptattraktion des Ortes ist heute die Burg Mota.(Foto: dpa)
In Medina del Campo in Kastilien starb vor 500 Jahren Königin Isabella I. - Hauptattraktion des Ortes ist heute die Burg Mota.(Foto: dpa) Turespaña

Valladolid/dpa. - Kastilien gilt vielen als schönste GegendSpaniens. Landschaftlich eher karg, liegt der Reiz dieser Region imHerzen der Iberischen Halbinsel vor allem in ihrer Vergangenheit.Denn wohl niemand hat Spaniens Geschichte stärker beeinflusst alsKönigin Isabella I. Geboren in Madrigal de las Altas Torres, einerKleinstadt in der kastilischen Hochebene, einte sie das Reich,vertrieb die Araber nach fast 800 Jahren Besetzung und ließ KolumbusAmerika entdecken. Isabella machte Spanien zum Weltreich. Im Jahr2004 feiert das Land am 26. November ihren 500. Todestag - eineGelegenheit, die Städte zu entdecken, die Isabellas Leben prägten.

Vorbei an endlos erscheinenden Getreidefeldern führt der Weg nachMadrigal de las Altas Torres. Die Sonne brennt erbarmungslos. Wieeine Fata Morgana erscheint am Horizont der Turm der Dorfkirche. Auchdie 23 Verteidigungstürme der Stadtmauer sind zu erkennen. DieWehranlage aus dem 13. Jahrhundert zählt zu den am besten erhaltenenSpaniens, obwohl viele der einstmals 100 Türme nicht mehr stehen.

Die ehemals belebte Kleinstadt ist im Laufe der Jahrhundertevereinsamt, nur knapp 4000 Einwohner sind noch geblieben. ZurEssenszeit sind die Straßen wie leergefegt. Überall duftet es nachBraten. Im Restaurant am Dorfplatz empfiehlt der Wirt kastilischeSpezialitäten wie Lamm und Spanferkel. Stolz erzählt er vom den altenKirchen und vor allem von dem Kloster, in dem Königin Isabella am 22.April 1451 zur Welt kam. «Man kann es heute kaum glauben, dass ein soverschlafenes Nest nicht nur Geburtsort der größten Königin Spanienswar, sondern auch der Sitz des kastilischen Königshofes», sagt er.

Nach dem Essen mit schwerem Rotwein schleppen sich die Besucher zudem Ort, an dem alles begann - zum Kloster Nuestra Señora de Gracia.Der Besuch in dem zum Kloster umgebauten Palast von König Juan II.ist alleine schon die Reise durch die Landschaft Kastiliens wert.Viele Jahre verbrachte Prinzessin Isabella im Palast ihres Vaters.Besonders eindrucksvoll ist das Schlafgemach ihrer Mutter Isabellavon Portugal, die hier die kleine Prinzessin zur Welt brachte.

Viele persönliche Gegenstände von Isabella, die auch «dieKatholische» genannt wurde, können im Kloster bewundert werden.Madrigal de las Altas Torres diente der Königin auch in späterenJahren immer wieder als Zufluchtsort. Hier konnte die Regentin in derKirche San Nicolás de Bari, deren Turm mit 75 Meter der höchste derProvinz ist, Ruhe vor den Staatsgeschäften finden. In der vergoldetenKapelle der Kirche befindet sich auch ihr Taufbecken.

Ihre angeblich glücklichsten Kinder- und Jugendjahre verbrachteIsabella im benachbarten Arévalo. 1455 zog sie mit ihrer Mutter undBruder Alfonso in den Königspalast, der heute nicht mehr existiert.Nur noch der Bergfried mit den Wehrtürmen an den Ecken ist von derBurg aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Bereits im 16. Jahrhundertwurde sie in ein Staatsgefängnis umgewandelt. Doch immer noch könnenBesucher in Arévalo den Glanz einer mittelalterlichen Königsstadtspüren: in den alten Kirchen, im Judenviertel, auf den mitKopfsteinpflaster ausgelegten Plätzen und am Altamirano-Palast.

1469 heiratete Isabella in Valladolid Ferdinand von Aragon. DerVermählungssaal im Palast der Familie Vivero gehört zweifellos zueinem Muss, will man den Spuren der Königin folgen. Kaum eine andereStadt wurde so von den Isabella und ihren Nachkömmlingen so geprägtwie Valladolid. Aus dieser Zeit bewahrt die Hauptstadt vonKastilien-León noch immer ein bedeutendes architektonisches Erbe.

Neben dem Nationalen Skulpturenmuseum und der Kirche San Pablosind vor allem die Kathedrale, die Universität und der Palast derFamilie Pimentel von Interesse, in dem 1527 der spätere König PhilippII. geboren wurde. Eng mit der Person Isabellas ist auch ChristophKolumbus verbunden - sein Palast in Valladolid, in dem der Seefahrerseine letzten Jahre verbrachte und auch starb, ist heute ein Museummit zahlreichen Stücken und Dokumenten über die Entdeckung Amerikas.

Isabellas Spuren führen auch ins nicht weit entfernte Segovia.Dort wurde sie 1474 in der San-Miguel-Kirche zur Königin Kastiliensgekrönt. Direkt nebenan befindet sich die Plaza Mayor mit ihrenArkadengängen. Der Platz ist allgemeiner Treffpunkt inmitten dervielen Gässchen, die ein Sammelsurium aus maurisch inspiriertenStuckfassaden, mittelalterlichen Holzbalkonen, mit Wappengeschmückten Portalen und kantigen Festungstürmen bilden.

Besonders gegen Abend herrscht in den Bars und Restaurants regerBetrieb. Gaukler, Straßenkünstler und Musiker verwandeln die PlazaMayor in eine Kulturmeile. In der Architektur der Stadt, die nichtzuletzt wegen ihrer romanischen Kirchen zum Unesco-Weltkulturerbegehört, sticht vor allem das Römeraquädukt hervor, das sich 29 Meterhoch und gut 700 Meter lang mitten durch die Stadt zieht. Dieprächtig ausgestattete Burg war einst das Lieblingsschloss Isabellas.

Isabella starb ganz in der Nähe ihres Geburtsortes in Medina delCampo. Die mächtige Burg aus dem 14. Jahrhundert ist hier schon ausweiter Ferne zu sehen. Die Burg namens Mota ist die Hauptattraktiondes Ortes. Daneben lohnt aber auch ein Besuch der Stiftskirche SanAntolín aus dem 16. Jahrhundert und des Dueñas-Palastes mit seinembeeindruckenden Kreuzgang. Einer der schönsten Winkel der Stadt istauch hier die große Plaza Mayor. In Isabellas Sterbehaus, eineminzwischen zum Isabella-Museum umgewandelten Stadtpalast an der PlazaMayor, machte sie auch ihr Testament und übergab ihrem GemahlFerdinand von Aragón die alleinige Herrschaft über die halbe Welt.

Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14,60323 Frankfurt (Tel.: 069/72 50 33, Broschüren-Tel.: 06131/991 34)