Spanien Spanien: Erinnerungen an Maradonas «Amoklauf»
Madrid/dpa. - Das spanische Pokalfinale zwischen dem FC Barcelonaund Athletic Bilbao an diesem Mittwoch erinnert an einen der größtenSkandale in der Fußballgeschichte des Landes. Als die Katalanen unddie Basken sich das letzte Mal vor 25 Jahren in einem Endspiel um den«Königspokal» (Copa del Rey) gegenüberstanden, endete die Partie miteinem «Amoklauf» des Argentiniers Diego Maradona und einerMassenschlägerei. In jenem denkwürdigen Finale im Mai 1984 war dieBarça-Elf des argentinischen Trainers César Luis Menotti trotz ihrerWeltstars Maradona und Bernd Schuster machtlos gegen dasAbwehrbollwerk der «Löwen» und musste sich 0:1 geschlagen geben.
Nach dem Abpfiff rammte Maradona einem Athletic-Spieler das Kniean den Kopf und prügelte auf alle ein, die sich ihm in den Wegstellten. Dies löste auf dem Rasen des Bernabéu-Stadions eine wildeSchlägerei aus. Während König Juan Carlos auf der Ehrentribüne demAthletic-Kapitän Dani die Trophäe überreichte, prügelten unten aufdem Rasen Spieler, Betreuer und Zuschauer aufeinander ein. Es gab 60Verletzte. Maradona und fünf weitere Spieler wurden für je dreiMonate gesperrt. Der Argentinier entschuldigte sich später beimspanischen König, wechselte dann aber von Barça zum SCC Neapel.
Die Rivalität zwischen Barcelona und Bilbao hatte eineVorgeschichte. Bei den Basken spielte damals der gefürchtete AndoniGoikoetxea. Der Verteidiger hatte 1981 dem Barça-Star Schuster dasKnie und zwei Jahre später Maradona den Knöchel zertrümmert. DieSportpresse bezeichnete ihn als den «brutalsten Kicker in derGeschichte des Profi-Fußballs» und verlieh ihm den Beinamen«Schlächter von Bilbao».
Barcelona und Bilbao streiten sich auch darum, wer der «König desKönigspokals» ist. Barça ist mit 24 Titeln spanischer Rekordhalter.Athletic kommt auf 23 Pokalsiege. Ein weiterer Pokalerfolg im Jahr1902 wird vom Verband nicht anerkannt, sondern dem VorläuferclubVizcaya zugerechnet. Die Katalanen gehen als hoher Favorit in dasFinale an diesem Mittwoch in Valencia. Für sie soll der 25. Pokalsiegder erste Schritt zu einem «Triple» sein. Anschließend wollen sie diespanische Meisterschaft und die Champions League gewinnen.
Athletic rechnet sich dagegen eine Außenseiterchance aus. DieBasken gehören anders als vor 25 Jahren, als sie mit Trainer JavierClemente neben dem Pokal auch die Meisterschaft gewannen, nicht mehrzu den Spitzenclubs. In der spanischen Liga rangieren sie im sicherenMittelfeld auf dem 11. Rang. Seit Wochen bereiten sie sich intensivauf das Finale vor. Die Aussicht, nach 25 Jahren erstmals wiedereinen Titel holen zu können, löste im Baskenland eine wahre Euphorieaus. Athletic weiß im Finale das ganze Baskenland hinter sich, dennder Club ist das Aushängeschild der Region.
Das Finale um den Königspokal birgt auch politischen Zündstoff.Viele Fans von Barça und Athletic lehnen die spanische Krone ab. Sietreten dafür ein, dass Katalanen und Basken eigeneNationalmannschaften erhalten. Zwei Initiativen riefen das Publikumim Mestalla-Stadion auf, gegen den König und die spanischeNationalhymne zu protestieren.