Spanien Spanien: Alte Plätze und enge Gassen
Pedraza de la Sierra/Deià/dpa. - Schöne Dörfer gibt es in Spanien viele - und infast jeder Region ist eines in der Reichweite von Mietwagen-Lenkern.
PEDRAZA DE LA SIERRA - Der Gang durch das Stadttor von Pedraza dela Sierra in der Nähe von Segovia ist wie ein Sprung ins Mittelalter:Alte Steinhäuser säumen die Gassen aus Kopfsteinpflaster, es riechtnach Fleisch und Holzöfen. Abgesehen von wenigen Autos lässt kaumetwas auf die heutige Zeit schließen. Das schätzten auch dieFilmemacher Orson Welles und Yves Montand. Welles drehte hier 1965die Shakespeare-Geschichte «Falstaff», die im 15. Jahrhundert spielt.Yves Montand ließ in «La folie des grandeurs» Louis de Funès alsSteuereintreiber im mittelalterlichen Spanien durch Pedrazas Gassenhetzen. Verändern mussten die Filmemacher an der Szenerie kaum etwas.
Seine Blütezeit erlebte Pedraza de la Sierra im 16. und 17.Jahrhundert, als die Region durch riesige Schafherden zu Wohlstandgelangte. Heute zählt Pedraza nur noch 465 Einwohner. «Doch dasruhige, entspannte Leben hier würde ich für nichts in der Welteintauschen», verrät eine ältere Dame, die mit ihren Freundinnen zumDorfplatz Plaza Mayor gekommen ist, «um Touristen anzuschauen».
DEIÀ - Die Schwärmerei von Künstlern wie Joan Miró und FrédéricChopin hat das Dorf an der Nordwestküste Mallorcas berühmt gemacht.Tausend Jahre alte Olivenbäume und Jasmin-Büsche säumen den Weg zurKirche, die über der Ortschaft thront. Orangen- und Zitronenbäumeduften am Wegrand. Immer wieder kommt man an kleinen Ateliers vorbei.
Der Blick vom terrassenförmig angelegten Friedhof auf die Küstewusste schon der englische Schriftsteller Robert Graves zu schätzen,der Jahre lang in Deià lebte und sich hier begraben ließ. Auch PeterUstinov, Kate Moss, Bruce Springsteen und Bob Geldof genossen schondie Idylle des versteckten Dorfes. Nächster berühmter Einwohner wirdEx-James-Bond Pierce Brosnan werden, der sich hier gerade eine Villabauen lässt. Attraktiv ist auch die nähere Umgebung des Dorfes: DieBucht von Deià gehört wohl zu den schönsten Stränden Mallorcas, diePinienwälder und das wilde Felsengebirge sind ein Wanderer-Paradies.
VEJER DE LA FRONTERA - In der Provinz Cádiz gelegen, ist Vejer einMusterbeispiel der weißen Dörfer Andalusiens. Mit seinen steilenGassen und den weiß bekalkten Häusern mit Geranien auf den Balkonsgehört es buchstäblich zu den prächtigsten Orten des Landes - bereits1978 erhielt es den nationalen Tourismuspreis «Das Schönste Dorf».Vejer thront auf einem Berg, die Häuser bilden einen steinernenIrrgarten, in dessen Zentrum die Reste einer alten Maurenburg stehen.
Berühmt wurde Vejer während der Rückeroberung Spaniens von denMauren. Die Region hatte über 600 Jahre unter arabischer Herrschaftgestanden. Die engen Gassen, Pflanzen, Speisen und Straßennamen inVejer sind heute noch Erbschaften der langen maurischen Zeit. Erst imJahr 1250 eroberte Spaniens König Fernando III. das Dorf zurück, dasfortan die Grenze zwischen dem christlichen Spanien und dem von denArabern besetzten Restgebieten in Andalusien darstellte.
ALBARRACÍN - Schon beim Anblick aus der Ferne wird schnell klar,wer dieses Dorf in den roten Fels gemeißelt hat: Berberische Moslemserrichteten die Wehrburg im südlichen Aragonien im Jahr 970. Auchheute noch leben die Dorfbewohner in Häusern, die eigentlich garkeine sind: in Wassertürmen, in der Stadtmauer, in den Felsen.
Die Dorfbewohner geben sich zurückhaltend. Doch bei einem GlasRotwein und pikanter Wildscheinwurst werden sie dann doch etwasgesprächiger: «Eigentlich ist Albarracín ein einziges Museum. Nichtnur, weil es hier so ruhig ist, sondern wegen der vielen historischenBauten», sagt Gemüsebauer Juan Ramos, der sich gerade einen kräftigenRotwein im «Mesón del Gallo» gönnt. Beim Spaziergang durch diegepflasterten Gassen trifft der Besucher immer wieder auf Paläste,Herrenhäuser und Kirchen mit beeindruckender Renaissancekunst.Albarracín steht als Weltkulturerbe unter Schutz der Unesco.
SANTILLANA DEL MAR - Dieses Dorf im nördlichen Kantabrien kann aufeine Geschichte zurückblicken, die bis in die Steinzeit reicht. DieHöhlen von Altamira, die «Sixtinische Kapelle des Paläolithikums»,machten das Dorf über die Grenzen hinaus berühmt. Aus dicken Steinengeformte Herrenhäuser aus dem 15. Jahrhundert säumen die «Rúas» ausKopfsteinpflaster der Altstadt.
Das größte touristische Interesse gilt zwar der Plaza Mayor unddem Merino-Turm aus dem 14. Jahrhundert. Doch Santillana hat mehr zubieten als Architektur und Geschichte. Kantabrien ist für seine Küchebekannt - und wo kann man diese mehr genießen als in traditionellenBauernküchen? Mit kräftigen Eintöpfen, Käse und Meeresfrüchten ausdem Atlantik verwöhnt der Ort Urlauber wie Einheimische.
Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14,60323 Frankfurt (Tel.: 069/72 50 38, Broschüren-Bestellung: 06123/99134, Fax: 069/72 53 13)