Somersault - Wie Parfüm in der Luft
Hamburg/dpa. - Die Welt ist nicht nur voll guter und aufgeschlossener Menschen. Liebe und Sex gehen nicht zwangsläufig miteinander einher. Um Erfahrungen wie diese dreht sich der eindringliche Debütfilm «Somersault» (2004) der australischen Nachwuchsregisseurin Cate Shortland, den die ARD um 23.45 Uhr zeigt.
Die 16-jährige Heidi (Abbie Cornish) reißt von zu Hause aus, nachdem sie von ihrer Mutter mit deren Freund im Bett erwischt wurde. Ein harmloses Geplänkel, aber das Band zwischen Mutter und Tochter scheint zerschnitten zu sein. Heidi schlägt sich von nun an allein in einem tristen Wintersportort durch. Obwohl die Ausreißerin merkt, wie schwierig so ein Neuanfang ist, lässt sie sich nicht unterkriegen, nutzt ihre Reize und ihre Hartnäckigkeit, denn es geht für sie das erste Mal ums nackte Überleben. Ein Zurück gibt es für Heidi nicht. Die Angst vor dem Hass der Mutter ist zu groß.
Die Liebe begegnet ihr schließlich in Gestalt von Joe (Sam Worthington). Sie lernt den Farmersohn nur langsam kennen, denn er kann sich ihr gegenüber nicht richtig öffnen. Es entwickelt sich eine undurchsichtige Beziehung, die den Zuschauer auch ohne viele Worte in ihren Bann zieht.
Cate Shortlands ambitioniertes Drama überzeugt vor allem durch gefühlvolle Bilder, gekonnte Schnitte und eine eigenwillige und experimentierfreudige Kameraführung. Mal durch die rosa-rote Sonnenbrille, mal aus der Froschperspektive in die Baumwipfel blickend, bekommt der Zuschauer einen wunderbaren Zugang zum Innenleben der Protagonistin.
Mit Abbie Cornish ist die Rolle der Heidi ideal besetzt. Sie spielt überzeugend das sensible Mädchen, in der heiklen Phase zwischen Pubertät und Erwachsensein. Eine Zeit der Selbstfindung, besonders in sexueller Hinsicht. Die Stimmung des Films schwankt zwischen abenteuerlustig, melancholisch und schmerzerfüllt. Die beiden eher wortkargen Hauptdarsteller schaffen es ohne viele Erklärungen, die Stimmungsschwankungen der Jugendlichen zu vermitteln.
«Somersault - Wie Parfüm auf der Haut» erhielt in der Heimat der Regisseurin sämtliche australische Filmpreise, unter anderem in den Kategorien Beste Regie, Beste Schauspielerin, Bester Schauspieler und Bestes Drehbuch.