Skispringen Skispringen: Neuer Chef Rohwein: «Situation nicht aussichtslos»

München/dpa. - Nach der überraschenden Beförderung hat der neueSkisprung-Cheftrainer Peter Rohwein alle Hände voll zu tun: In knappsieben Wochen beginnt im finnischen Kuusamo die Saison, er mussKonzepte präsentieren, das Training planen, sein Trainerteam neusortieren. Vor allem aber muss er der in Turbulenzen geratenenSkisprung-Abteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV) wiederOptimismus vermitteln: «Die Situation ist sicherlich nichtaussichtslos. Und mit ein bisschen Fortune können unsere Athletenauch um eine Medaille bei der WM in Oberstdorf mitspringen», sagteer.
Sein Vorgänger Wolfgang Steiert, der am Donnerstag als Cheftrainerabgelöst worden war, hat unterdessen einen Bericht der «Bild amSonntag» zurückgewiesen, wonach er eine Klage gegen den DSV wegenentgangener Prämien und Sponsorengelder plane. «Davon kann keine Redesein. Ich gehe mit Größe und will nicht nachtreten», sagte er amSonntag der dpa. In den finanziellen Fragen müsse er sich allerdingsnoch kundig machen, «ich denke aber, dass man sich da einigen kann».
Durch den Trainerwechsel nur einige Wochen vor Saisonstart hat derVerband die Notbremse gezogen. Die Entlassung Steierts soll einenneuerlichen Winter im Mittelmaß verhindern und Hoffnung auf dieRückkehr des Erfolgs wecken, denn die lange Jahre mit Medaillen undSiegen verwöhnten Skispringer galten als Vorzeige-Abteilung des DSV:Über 70 Millionen Euro hat der Privatsender RTL für die TV-Rechte bis2007 bezahlt, diese Gelder bilden einen wesentlichen Teil derEinnahmen des DSV. «Unsere ganze Finanzierung hängt am Skispringen»,hatte Thomas Mayr, der Marketingchef des DSV, einmal erläutert.
Der Erfolgsdruck auf die DSV-Adler ist deshalb enorm, und imVorwinter konnten sie den Erwartungen nicht gerecht werden: MartinSchmitt und der später am Erschöpfungssyndom erkrankte Sven Hannawalderreichten nicht die Form früherer Tage. Lediglich Georg Späth,Michael Uhrmann und Maximilian Mechler konnten mit guten Leistungenaufwarten, an Konstanz fehlte es aber auch ihnen.
«Ich weiß, dass für den Verband, aber auch für mich viel auf demSpiel steht», räumte der als besonnen und sachlich geltende Rohweinein. Ob neben dem früheren Langlauf-Trainer Jürgen Wolf und demTrainingswissenschaftler Horst Mroß noch weitere Trainer zu seinemTeam kommen, wollte er noch offen lassen. Rohwein will sich künftigauch Rat vom ehemaligen Erfolgs-Coach Reinhard Heß einholen, der imApril 2003 Steiert weichen musste. «Ich hoffe schon, dass ich mirseine Erfahrung zu Nutze machen kann», sagte der Allgäuer.
Zu Wochenbeginn stehen für den ehemaligen aktiven Springer, derseit April 2003 als Steierts Assistent fungierte, Gespräche in derDSV-Zentrale in Planegg bei München auf dem Programm, dann soll esweitergehen mit der Trainingsarbeit. «Die Trainingspläne werden nichtumgeworfen. Es muss möglichst schnell wieder der Alltag einkehren»,stellte der 42-Jährige klar. Die erste Überraschung nach seinemWechsel auf den Chefposten ist gewichen. Er müsse sich nun «vieleGedanken machen, wie die nächsten Tage und Wochen so aussehen». Und:«Das war schon eine schwerwiegende Entscheidung. Aber jetzt werde ichmeinen Weg konsequent gehen.»