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Ski nordisch Ski nordisch: Der DSV ist für Olympia gerüstet

Von Eric Dobias und Gerald Fritsche 01.03.2009, 15:42

Liberec/dpa. - 24 Stunden nachKircheisens zweitem Platz im Einzel-Wettbewerb der NordischenKombination sorgte Angerer am Sonntag mit seinem unerwarteten drittenPlatz über 50 Kilometer für einen glänzenden Abschluss der Silber-Festspiele bei der nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Liberec, beider die deutschen Asse allerdings erstmals seit zwölf Jahren ohneTitel blieben.

«Das Glas ist wunderbar voll und hat eine schöne Schaumkronedrauf. Wie bei einem guten bayerischen Bier», bilanzierte DSV-Präsident Alfons Hörmann. «Wir haben immer von der Anzahl derMedaillen gesprochen, nie von einer Farbe. Natürlich hätten wir auchgern eine Goldmedaille mitgenommen, aber wenn zukünftig alles Silberist, macht das auch nichts. Es waren die silbernen Spiele vonLiberec. Das sehen wir aber nicht als Einschränkung, im Sinne von esfehlt Gold», sagte er.

Erfolgreichste Nation der zwölftägigen Titelkämpfe, bei denen gut170 000 Fans an die Schanzen und Loipen pilgerten, war Norwegen mitfünf Gold-, vier Silber- und zwei Bronzemedaillen. Das 29-köpfigeRekordaufgebot des Deutschen Skiverbandes (DSV) war mit neunPlaketten, acht davon in Silber, zweitfleißigster Medaillensammler,landete in der Nationenwertung wegen des fehlenden Goldes aber nurauf Rang zehn. Mit jeweils drei Titeln avancierten die Finnin Aino-Kaisa Saarinen und 50-Kilometer-Weltmeister Petter Northug zu denSki-Königen der WM.

Angerers Coup löste am Abschlusstag der WM noch einmal großenJubel im deutschen Lager aus. «Jetzt haben wir auch eineEinzelmedaille, mit der wir nicht mehr gerechnet hatten. Mit derBilanz können wir sehr zufrieden sein», sagte Langlauf-BundestrainerJochen Behle. In einem spannenden Rennen hatte Angerer am letztenAnstieg attackiert, konnte Northug aber nicht abschütteln und mussteden Norweger sowie den Russen Maxim Wylegschanin auf der Zielgeradenziehen lassen. «Es war ein bisschen Psychokrieg dabei. Irgendwannknacke ich den Burschen noch», sagte der Bayer an die Adresse vonNorthug.

Am Samstag hatte Kircheisen nach einem Sprung von der Großschanzeund dem 10-Kilometer-Lauf nur dem Amerikaner Bill Demong den Vortrittlassen müssen. «Ich wollte am letzten Anstieg eine Attacke starten,aber mir hat die Kraft gefehlt. Ich freue mich riesig über Silber.Die WM hat miserabel begonnen und nun ein versöhnliches Endegefunden», sagte Kircheisen. «Er hat zwei Wochen lang beim Springenauf die Mütze bekommen und ist jetzt wieder aufgestanden. Es war auchfür das Selbstbewusstsein wichtig, dass er gemerkt hat, dass er ansich glauben kann. Er hat die Rückschläge weggesteckt und wiederangegriffen. Die Medaille ist der Lohn», lobte Bundestrainer HermannWeinbuch.

Einen bösen Absturz erlebten die Skispringer um den am Vortag fürseinen Silber-Coup im Einzel gefeierten Martin Schmitt. Der zehntePlatz im Mannschafts-Wettbewerb bedeutete die zweitgrößte Pleite derWM-Geschichte nach Rang elf 1993 in Falun. «Das ist wie in einemschlechten Film. Es war eine Anhäufung von individuellen Fehlern, diezu diesem sportlichen GAU geführt haben. Es tut weh und ist schade,hier mit leeren Händen dazustehen», sagte Bundestrainer WernerSchuster.

Während Top-Favorit Österreich den Titel-Hattrick vor Norwegen undJapan perfekt machte und Wolfgang Loitzl mit seinem sechsten Gold zumerfolgreichsten Skispringer der WM-Historie avancierte, rang dersichtlich enttäuschte Schuster nach Worten. «Natürlich ist das sehrunangenehm. Die Team-Performance ist am ehesten ein Indiz für dieTrainer-Arbeit und das Trainer-Team.» Schmitt, der mit einem Hüpferauf 112,5 Meter das vorzeitige Aus besiegelte, meinte: «Das ist einTag zum Vergessen. Es ist mannschaftlich nichts zusammengelaufen. Dastrübt natürlich die Laune und ist ziemlich hart.»

Die großen WM-Verlierer aus deutscher Sicht waren dieLangläuferinnen, bei denen es nach der Saison strukturelleVeränderungen geben wird. Im 30-Kilometer-Rennen schleppte sichClaudia Nystad müde und abgeschlagen als 23. ins Ziel, wo DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller umgehend Konsequenzen ankündigte. «Eswird nicht so bleiben wie bisher, weil es nicht funktioniert hat. Esmuss sich etwas tun, und wir werden etwas tun. Wir dürfen uns vonStaffel-Silber nicht blenden lassen. Es täuscht nicht darüber hinweg,dass wir derzeit nicht zur Weltspitze gehören», erklärte er.