Ski alpin Ski alpin: Trauer um Regine Cavagnoud

Innsbruck/dpa. - In Anwesenheit der Eltern von Regine Cavagnoud stellten die Ärzteam Mittwochvormittag auf Grund der Schwere der Verletzungen dieBeatmungsgeräte ab, die den Ski-Star, der am Montag in seiner Heimatbeerdigt werden soll, noch am Leben gehalten hatten. «Wir sind totalgeschockt. Der Unfallhergang ist so tragisch», sagte die deutscheSpitzenfahrerin Martina Ertl und drückte damit die Gefühlslage allerihrer Kolleginnen und Kollegen aus. Fast acht Jahre nach dem Tod derÖsterreicherin Ulrike Maier bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchenbeklagt der Ski-Zirkus wieder ein Todesopfer. «Dieser schrecklicheUnfall zeigt, dass man ein Restrisiko nie wird ausschalten können.Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Läuferinnen das Vertrauennicht verlieren», forderte Österreichs Damen-Cheftrainer KarlFrehsner.
Der Unfall ist offenbar kein Einzelfall. Slalom-OlympiasiegerinHilde Gerg war nach eigener Aussage vor zwei Jahren in den USA imTraining mit einem Service-Mann des DSV zusammengestoßen. Damalsblieben aber beide unverletzt. Bei der WM 1999 in der spanischenSierra Nevada war die Russin Tatjana Lebedewa mit dem auf der Pistestehenden deutschen FIS-Funktionär Harald Schönhaar kollidiert undhatte sich schwere Verletzungen zugezogen.
Angesichts der vielen Unklarheiten hat die StaatsanwaltschaftInnsbruck die Ermittlungen aufgenommen und eine Obduktion angeordnet.Dabei soll auch geklärt werden, ob Cavagnoud ohne Helm gefahren ist.Obwohl über die Schuldfrage bislang noch keine Aussagen gemachtwurden, steht der alpine Ski-Sport vor der Aufgabe, auch auf denTrainingspisten bessere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. «Bislanghat immer alles funktioniert, da ist es schwierig, schnelleErklärungen zu haben. Wir müssen versuchen, systematische Fehler zufinden», sagte Walter Vogel, Alpin-Chef des Deutschen Ski-Verbandes(DSV).
Offensichtlich gab es zwischen dem deutschen Nachwuchsteam und derfranzösischen Abfahrts-Auswahl am Unfalltag Kommunikationsprobleme.Beide Mannschaften teilten sich eine Piste, benutzten aberunterschiedliche Funkfrequenzen und konnten sich so nicht kurzfristigabsprechen. Anwander begann bereits mit der Pisten-Präparierung, alsCavagnoud noch unterwegs war. Trotz des schrecklichen Unfalls hältDSV-Damen-Cheftrainer Wolfgang Maier auch in Zukunft eineeinheitliche Funkfrequenz für alle Mannschaften für unwahrscheinlich.«Daran wird sich kaum etwas ändern», sagte er.
Auch herrscht auf den Gletschern regelmäßig Hochbetrieb. «Jederweiß, dass es einem selbst passieren kann. Ich hatte Situationen, woes sehr, sehr knapp war», sagte Kombinations-Weltmeisterin MartinaErtl. Günther Hujara, der Renndirektor des Weltverbandes FIS, merktean, dass die für den Weltcup gültigen Sicherheitsbedingungen «imTrainingsbetrieb allerdings oft über den Haufen geworfen» würden.
Der Tod von Regine Cavagnoud hatte Bestürzung ausgelöst. Bei derFecht-Weltmeisterschaft im französischen Nimes legten die Akteure undZuschauer eine Schweigeminute ein. Der französische StaatspräsidentJacques Chirac sowie Ministerpräsident Lionel Jospin sprachen derFamilie der Verstorbenen ihr Beileid aus. In einem Schreiben an dieEltern erklärte Chirac: «Im Namen aller Franzosen sende ich Ihnenmeine tiefe Anteilnahme angesichts dieses grausamen und dramatischenEreignisses.»
Regine Cavagnoud nahm drei Mal (1992, 1994, 1998) an OlympischenWinterspielen teil. Ihren ersten von insgesamt acht Weltcup-Siegenfeierte sie 1999 in Cortina d´ Ampezzo. In der vergangenen Saisonwurde sie zur «Miss Super-G», gewann drei Weltcup-Rennen, den WM-Titel und den Disziplin-Weltcup. Am vergangenen Wochenende stand siebeim Weltcup-Auftakt als Dritte im Riesenslalom von Sölden zumletzten Mal auf dem Siegerpodest.