Sieben Tage
Hamburg/dpa. - Haus. Garten. Familie. Alles ist da. Alles ist schön. «Wir sind zufrieden, weil wir zufrieden sind», stellt der Ehemann fest und ist zufrieden. Aber nicht lange.
Die fünfzehnjährige Tochter verschwindet. Davongelaufen? Entführt? Hat man sie nicht neulich an der Bus-Station mit einem jungen Mann aus Polen gesehen? Für die Eltern fängt das große Bangen an. Sieben Tage lang.
«Sieben Tage» heißt denn auch der von Petra K. Wagner nach einem Buch von Edda Leesch inszenierte Film, den die ARD am Mittwoch um 20.15 Uhr zeigt. Wie ein Krimi läuft er an, ist jedoch bald schon ein Beziehungsdrama: Eine Ehe kommt auf dem Prüfstand. Und die beiden Eheleute müssen feststellen, dass in ihrer scheinbar so stimmigen Beziehung gar nichts mehr wirklich stimmt. Irgendwann, irgendwie müssen sie sich gegenseitig aus den Augen verloren haben.
«Der große Fehler dieser Menschen», meint Autorin Edda Leesch, «ist wohl der von so vielen Menschen in unserer Gesellschaft: Sie verlegen alles in die Zukunft. So nach dem Prinzip: Wenn wir erst unser Haus haben, dann... Statt nach dem Glück hier und jetzt zu suchen...» Und Schauspielerin Claudia Michelsen sagt über ihre Rolle der Ehefrau Marlis: «Diese Frau hat sich verloren auf all den Umwegen zum Glück, die sie genommen hat. Jetzt öffnet sich plötzlich eine Tür, sie sieht einer Wahrheit ins Gesicht...» Ein Selbstfindungsprozess bei Mann wie Frau setzt ein. Einer mit ungewissem Ausgang. Autorin wie Darstellerin sind sich nicht darüber im Klaren, ob daraus eine bessere Ehe werden kann. Vielleicht könnte das ein zweiter Teil zeigen.
Dieser Teil, obgleich vor ernstem Hintergrund, ist nicht frei von leiser Komik: Wenn dort zum Beispiel Kommissar und Kommissarin (Sanne Schnapp und Uwe Bohm) einher tappen «wie zwei Shakespeare-Clowns» (Claudia Michelsen), gleich noch ihre eigenen Beziehungsprobleme lösen wollen und mehr verwirren als aufklären. Oder wenn sich die Eheleute endlich zu einem klärenden Gespräch zu finden scheinen und plötzlich der kleine Sohn klagend in der Tür steht: «Mami, ich kann nicht schlafen.» Prompt springt die Mami auf, lässt Gespräch Gespräch sein und kuschelt sich wärmespendend zum Filius ins Bett.
«Vielleicht ist sie mehr Mutter als Ehefrau», überlegt Claudia Michelsen. «Sie ist es, weil das Rollenspiel in dieser Ehe nicht stimmt», ergänzt die Autorin. «Warum bequemt sich denn der Herr Papa nicht, den Sohn mal in die Arme zu schließen?»
Diesen Vater spielt der bisher eher von der Bühne bekannte Samuel Finzi, vierzehn Tage später in der neuen ZDF-Reihe «Flemming» als «Doktor House»-verdächtiger Kriminalpsychologe zu sehen. Seine Partnerin wiederum und dort nun seine Ex, schön giftig und aggressiv: Claudia Michelsen.