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Serie Serie: Ihr allerletzter Sprung endete mit gebrochener Hand

Von PETRA SZAG 17.07.2009, 20:16

LEIPZIG/MZ. - Die Verwirrung klärt sich am Ende dann doch. Die mittlerweile 36-Jährige hat noch ihren Job, nur heißt sie nicht mehr Wetzig, sondern Ute Schwager. Erst vor wenigen Tagen hat die ausgebildete Sozialversicherungsfachangestellte geheiratet. Die Hochzeitsreise hat sie zunächst verschoben. "Die machen wir später. Jetzt haben wir dafür keine Zeit: die Arbeit, der Hausbau, der Kleine", erzählt Ute Schwager im Gespräch mit der MZ.

Mit ihrem Mann Stefan, den sie 2005 bei einem Handballspiel kennen gelernt hat, will sie bis Jahresende das neue Domizil am Kulkwitzer See im Südwesten Leipzigs beziehen. Und natürlich mit Matti Ole, ihrem siebenjährigen Sohn aus einer früheren Beziehung. "Er spielt Fußball beim SSV Markranstädt", erzählt sie. 18 Monate lang habe auch er sich in der Kindergruppe der Wasserspringer versucht. Dann wollte er lieber das machen, was die meisten Jungs wollen: kicken.

Auch seine Mutter hat sich in der Sprunghalle rar gemacht. Bis vor anderthalb Jahren war die einstige Turmspezialistin als Kampfrichterin bei nationalen Wettbewerben anzutreffen. Zugunsten ihrer Familie nahm sie auch hier erst einmal eine Auszeit.

Auf den Zehnmeterturm ist sie seit ihrem Karriereende nach Olympia 2000 ohnehin nur noch einmal geklettert: Dieser eine Sprung - bei einer Benefizgala für krebskranke Kinder 2003 - endete für die einst so elegante Salti- und Schraubendreherin mit einem Bruch des rechten Handgelenks. Auch im Frei- oder Spaßbad versucht sie nie, zu testen, was noch geht. "Ich hasse Bäder. Vielleicht, weil ich dort früher so viel Zeit verbracht habe. Mich zieht es eher ans Meer."

Sport treibt Ute Schwager nur noch für den Hausgebrauch, joggt hin und wieder oder geht ins Fitness-Studio. Außerdem versucht sie, jene Hinweise zu berücksichtigen, die sie ihren Klienten bei der Arbeit gibt. Denn sie engagiert sich in der Gesundheitsförderung. "Wir arbeiten mit Firmen zusammen, machen Präsentationen, Workshops, beraten oder vermitteln kompetente Partner beispielsweise zu den Themen Stressbewältigung, Ernährungsberatung und Entspannung", berichtet sie.

Eigentlich habe sie ja nach der aktiven Karriere Trainerin werden wollen, erzählt sie. Doch nach der Wende schreckte sie die Perspektivlosigkeit ab. Eine Erfahrung, die sie in der eigenen Familie erlebt hat. Ihre zwei Jahre ältere Schwester Ines hatte das Sportstudium durchgezogen, um dann doch die Branche zu wechseln. Deshalb entschloss sich Ute Schwager nach ihrem Schulabschluss an der halleschen Sportschule, ein Ausbildungsangebot in Leipzig anzunehmen. "Man hat mir in Halle nicht geholfen und auch keinen den Versuch unternommen, mich zu halten", begründet sie ihren Wechsel.

Halles aktuelle Top-Springer kennt sie deshalb nur aus Kampfrichtersicht. Bei der Entscheidung am Sonntag vom Einmeterbrett wird sie trotzdem vor dem Fernseher mit ihnen mitfiebern. "Katja Dieckow hat sich zu einer stabilen Springerin entwickelt. Ich traue ihr zu, den siebten Platz vom Dreier bei der letzten WM zu bestätigen", sagt sie. Auch im Synchronspringen mit Nora Subschinski rechnet sie mit einer guten Platzierung, "obgleich es sicher schwer werden wird, eine Medaille zu holen". Für die junge Carolin Bürger sei der Halbfinaleinzug schon ein Erfolg.