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Schwimmen Schwimmen: Cheftrainer Beckmann lässt Zukunft im DSV offen

Von Richard Janssen 24.07.2005, 16:17
Ralf Beckmann, Cheftrainer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), lächelt in die Kamera. (Foto: dpa)
Ralf Beckmann, Cheftrainer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), lächelt in die Kamera. (Foto: dpa) Zentralbild

Montréal/dpa. - Cheftrainer Ralf Beckmann lässt seine Zukunft imDeutschen Schwimm-Verband (DSV) offen. Am 28. Februar 2006 läuft seinVertrag aus. Der Verband will ihn halten, Gespräche hat es auch schongegeben. Der 58-Jährige kann sich eine Verlängerung ebenso vorstellenwie eine Rückkehr in den Öffentlichen Dienst bei der Stadt Wuppertal.«Es steht wirklich eins zu eins», sagte Beckmann in einem Gesprächmit der dpa. Er will die «Nachwehen der Weltmeisterschaft» abwartenund dann bis Mitte September zu einem Entschluss kommen. Einewichtige Rolle habe dabei seine Familie. Aber: «Jetzt interessiertmich nur, dass wir hier in Montréal eine gute WM hinlegen.»

Beckmann steht unter Druck. Ohne Stars wie die zurückgetreteneFranziska van Almsick und die pausierende fünfmalige WeltmeisterinHannah Stockbauer muss sich sein Team in der Weltelite behaupten.Acht Medaillen wie zuletzt 2003 in Barcelona oder gar 15 wie zuseinem Einstieg 2001 in Fukuoka sind Utopie. Er weiß das. Montréalist Durchgangsstation nach Peking.

Beckmann ist nach fünf Jahren keineswegs amtsmüde. Olympia 2008versteht er als Herausforderung: «Alles, was ich seit Athen gemachthabe, ist auf Peking ausgerichtet.» Das lasse aber nicht den Schlusszu, er mache bis dahin weiter: «Nein, das heißt das nicht.» Nach demschlechten Abschneiden in Athen und nachfolgenden Angriffen hat erauch die Erfahrung machen müssen, dass öffentliche Kritik nichtspurlos an seiner Familie vorüber geht. Beckmann: «Wenn ich dieseSolidarität nicht spüre, dann würde ich das so nicht durchhaltenkönnen.»

Insgesamt fühlt er sich in seinem Job sehr gut. «Natürlich weißich, dass ich mit der Machtfülle auch geborene Feinde habe.» Mitzunehmender Amtszeit steige auch die Zahl derer, die mitEntscheidungen konfrontiert würden, die sie persönlich gern andershätten. Aber: «Ich weiß auch, dass man mir diesen Job nicht gegebenhat, damit ich jeden Monat zum Lieblingsonkel gewählt werde. Ichfordere Kritik heraus. Nur das bringt uns weiter.»

Da sei es normal, dass sich einige an ihm reiben, das müsse manaushalten. Er bestreitet aber auch nicht, dass es Vorfälle gab, dieihm an die Nieren gegangen sind: «Unberechtigte Kritik kann ich nichtnur in den Kleiderschrank hängen.» Als ihn Hannah Stockbauer nachAthen öffentlich angegriffen hat, habe das ihn und die Familie nichtunberührt gelassen. «Aber ich bin nicht nachtragend.» Die Kritik amWM-Trainingslager in Ottawa nennt er berechtigt. Und der Ausschlussdes Chemnitzers Stev Theloke in Montréal sei ihm schwer gefallen,weil es ihm «um den Menschen Stev Theloke Leid getan» habe.

Dass er an seinem Leistungs-Sportkonzept Abstriche machen muss,kann ihm nicht gefallen. Die geplante Ausdehnung der Saison auf dreistatt bisher zwei Zyklen und die Abkopplung der Qualifikation fürinternationale Meisterschaften von den deutschen Titelkämpfen, istihm als Konsequenz aus Athen wichtig. «Wenn wir auf Welt-Niveaumithalten wollen, müssen wir Veränderungen vornehmen», sagt Beckmann.«Sonst beerdigen wir uns selber.» Und er ist überzeugt von seinemKonzept: «Wenn wir das in modifizierter Form bekommen, dann haben wirimmer noch eine Verbesserung, aber aus meiner Sicht nicht die beste.»