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Schwarzwald Schwarzwald: Seltene Pflanzen und Tiere beim Wandern bewundern

Von Bernd F. Meier 08.08.2005, 12:12
Schöne Aussicht - in der Wutachschlucht bieten sich Wanderen erhabene Anblicke. (Foto: dpa)
Schöne Aussicht - in der Wutachschlucht bieten sich Wanderen erhabene Anblicke. (Foto: dpa) Bernd F. Meier

Bonndorf/dpa. - Der wilde Wutachfluss hat sich in den vergangenen 20 000 Jahrentief in den Untergrund eingefressen. Wanderer durchstreifen dieLandschaft des Naturschutzgebietes auf schmalen Pfaden. In der Nähevon haushohen Felsen kann man seltene Pflanzen und Tiere in dem 30Kilometer langen «Grand Canyon» des südlichen Schwarzwaldes erleben.Wanderer in der Schlucht bei Bonndorf sollten aber gut zu Fuß sein.

Seit 1939 ist die Wutachschlucht als Naturschutzgebietausgewiesen, heute umfasst die Schutzzone 950 Hektar. «Die Natur istan den meisten Stellen sich selbst überlassen», sagt MartinSchwenninger. So haben Botaniker entlang des wilden Gewässersmittlerweile 500 Schmetterlingsarten und rund 2800 Pflanzen wieBlasen- und Streifenfarn, Türkenbund und Silberblatt entdeckt.

Wer bei einer Tour mit dem Wutachranger ein wenig Glück hat, dererkennt nicht nur die Bachforellen im Fluss, sondern sieht an denFelswänden auch die Nester der scheuen Wasseramsel. Dazu gesellensich Fledermäuse, die in den Höhlen der Felswände leben, Uhus,Kolkraben und der bunt gefiederte, seltene Eisvogel.

In den Sommermonaten führt der Wutachranger jeweils dienstagsGruppen von bis zu 25 Wanderern in einer mehrstündigen Tour von Bollbis nach Wutachmühle. Beide Orte sind durch einen Bus mit Bonndorfverbunden, von dort bestehen Busverbindungen in die gesamte Region.Für die Tageswanderung über etwas mehr als zehn Kilometer ist dieVoranmeldung bei der Touristeninformation Bonndorf erforderlich.

Während der Wandersaison von Ende März bis Oktober kommen Jahr fürJahr 100 000 Wanderer in die Wutachschlucht - sonntags unternehmenmanche nur eine Kurzwanderung, andere durchlaufen die gesamte, mehrals 30 Kilometer lange Felsenkerbe. Wutachranger Martin Schwenningerrät allen Besuchern eindringlich: «Festes Schuhwerk, am bestenknöchelhohe Wanderstiefel mit dicker Profilsohle, sind dieVoraussetzung für die Schlucht. Dazu kommt noch der Rucksack mitVerpflegung und Getränken.»

An manchen Stellen hat der Pfad, der Teilstück des FernwanderwegesFreiburg-Bodensee ist, alpinen Charakter. Da erfordern Wurzelwerk,Geröll und blanker Fels auf Schritt und Tritt die volleAufmerksamkeit der Besucher. Nach längerem Regen wird die Pisteschlüpfrig und rutschig. Der oft nur handtuchschmale Steig windetsich mal links und mal rechts der Wutach entlang.

Nach dem Ende der letzten Eiszeit strömte die Wutach vom höchstenGipfel des Schwarzwaldes kommend als so genannte Feldbergdonau nachOsten ins heutige Donautal und weiter in Richtung Ulm. «Dochirgendwann, wahrscheinlich bei einem Hochwasser, änderte der Flusseinfach seinen Weg», erläutert Schwenninger. Kurz vor Blumbergschwappte er über, knickte nach Süden ab und strömt seitdem beiWaldshut-Tiengen in den Hochrhein. Seit jener Zeit, so haben Geologenfestgestellt, gräbt die Wutach ihr Bett in die Gesteinschichten, vomharten Gneis und Granit bis zum hellen, weichen Muschelkalk.

«Die Schlucht sieht jedes Mal anders aus», sagt RangerSchwenninger. Bei der Schneeschmelze im März steigt die Wutach bisauf zwei Meter an und wird zum gefährlichen Wildwasser, das Steine,Äste und selbst alte Bäume mitreißt. Dagegen sinkt der Wasserstand inden Sommermonaten auf 20 bis 30 Zentimeter ab. Nach längererTrockenheit kann der Fluss in heißen Augustwochen auf dem Teilstückzwischen Schurhammerhütte und Wutachmühle sogar völlig ins Stockenkommen, da viele tausende Liter Wasser in dem porösen Gesteinversickern, sich durch Kanäle im Untergrund den Weg suchen und erstein paar Kilometer weiter ins Flussbett zurückströmen.

Die ersten Fremden in der über viele Jahrhunderte unwegsamenSchlucht waren vor dem Jahr 1900 Gäste des ehemaligen Kurortes BadBoll. Schon 1894 wurde das Kurbad vom Londoner «Fishing Club»übernommen. Der noblen Vereinigung von Fliegenfischern war der reicheForellenbestand in der Wutach zu Ohren gekommen, und fortan machtensich die Londoner zum Fischen in den Südschwarzwald auf.

So ganz nebenbei erschlossen die Briten von 1904 an auch weiteTeile der Wutachschlucht durch hölzerne Stege und schmale Felsenpfadefür Naturliebhaber. Im Ersten Weltkrieg war der Boom um Bad Boll zuEnde, und heute sind von dem ehemaligen Kurbad nur steinerne Zeugenzu erahnen. Bäume und Sträucher haben die Ruinen überwuchert: BadBoll ist im Tal der Wutach versunken.Internet: www.wutachschlucht.de.

Seit 1939 ist die Wutachschlucht Naturschutzgebiet: Hier hat sich der Fluss in den vergangenen 20 000 Jahren tief in die Erde gefressen. (Foto: dpa)
Seit 1939 ist die Wutachschlucht Naturschutzgebiet: Hier hat sich der Fluss in den vergangenen 20 000 Jahren tief in die Erde gefressen. (Foto: dpa)
Tourismusinformation Bonndorf
Gute Kondition gefragt: Die 950 Hektar große Schutzzone der Wutachschlucht bietet reichlich Platz zum Wandern - und zum Entdecken. 500 Schmetterlingsarten und rund 2800 Pflanzen wurden hier schon gezählt. (Foto: dpa)
Gute Kondition gefragt: Die 950 Hektar große Schutzzone der Wutachschlucht bietet reichlich Platz zum Wandern - und zum Entdecken. 500 Schmetterlingsarten und rund 2800 Pflanzen wurden hier schon gezählt. (Foto: dpa)
Tourismusinformation Bonndorf