Schloss Rheinsberg Schloss Rheinsberg: Blumenmuster erscheint nach Abkratzen der Farbschichten

Rheinsberg/dpa. - Im Rheinsberger Schloss gibt es dasalles auch - inzwischen. In mühevoller Detailarbeit wird dort seitJahren Farbschicht für Farbschicht von den Wänden gekratzt, um Rauten- oder Blumenmuster hervorzuholen. Die Restauratoren arbeitenbei laufendem Museumsbetrieb. Die Besucher können ihnen bei derArbeit also über die Schulter schauen.
Das Rheinsberger Schloss liegt im Norden Brandenburgs, direkt amGrienericksee. Rund 100 Kilometer sind es bis Potsdam mit dem wohlbekanntesten der Königsschlösser, Sanssouci. Wie dieses oder SchlossCharlottenburg in Berlin gehört auch die Märkische Residenz SchlossRheinsberg zur Stiftung Preußische Schlösser und GärtenBerlin-Brandenburg.
Der «Soldatenkönig» Friedrich Wilhelm I. schenkte den Landsitz1734 seinem Sohn Friedrich dem Großen zur Aussöhnung, vorausgegangenwaren Jahre des Streits. Als Friedrich sechs Jahre später den Thronbestieg, übernahm sein Bruder Heinrich das Schloss. Nach dem ZweitenWeltkrieg nutzte die Rote Armee das Gebäude. Dann wurde essowjetisches Kinderheim, Ausbildungsstätte und ein Genesungsheim, dassich von 1953 an als Diabetiker-Sanatorium spezialisierte.
In dieser Zeit stand nicht Geschichtsbewahrung, sondern derpraktische Nutzen im Vordergrund: Altes Tafelparkett verschwand unterLinoleum, Kamine wurden zugemauert und Heizungen davorgestellt.Durchbrüche ermöglichten zusätzliche Türen. Das alles lässt sichheute noch besichtigen. Eine Ausstellung zeigt Fotos des Sanatoriums,und in einigen Räumen finden sich noch immer Spuren dieser Zeit.
Seit 1991 ist Schloss Rheinsberg ein Museum. Seitdem wird an ihmgearbeitet. Viele Räume sind inzwischen fertiggestellt. Kennernfallen darin vermutlich die unterschiedlichen Stile auf: Manche Räumetragen die Handschrift Friedrichs, andere die Heinrichs.
Für Friedrich erweiterte der spätere königliche Baumeister GeorgWenzeslaus von Knobelsdorff das Schloss zu einer Dreiflügelanlage,baute einen zweiten Rundturm und verband die Türme durch eineKolonnade. Die Räume gestaltete er im Rokoko-Stil. Unter Heinricherhielt der umliegende Park eine Natursteingrotte und einenObelisken. Im Schloss zog der Klassizismus ein. Und so findenBesucher in den Räumen mal Blumen aus der fridericianischen Zeit,dann wieder illusionistische Malerei nach Heinrichs Geschmack.
Drei Viertel des Schlosses sind für Besucher zugänglich, etwa derMuschelsaal mit seinen wie Blumengestecke arrangiertenMuschelnachbildungen, oder das Arbeitszimmer, in dem Friedrich seinen«Antimachiavelli» schrieb. Einer der Höhepunkte ist der Spiegelsaalmit einem Deckengemälde des Hofmalers Antoine Pesne. Er wurde schonzu DDR-Zeiten hergerichtet und als Konzert- und Festsaal genutzt.
Schloss Rheinsberg war immer ein Hof der schönen Künste und ist esauch heute. In einem Seitentrakt liegt das Kurt Tucholsky Museum, inGedenken an den Schriftsteller, der Rheinsberg mit seinem «Bilderbuchfür Verliebte» literarisch bekanntmachte. Im rekonstruiertenSchlosstheater zog die Musikakademie für junge Künstler ein, und 2001wurde eine Werkstatt für junge Komponisten geschaffen. Besucherprofitieren davon. Sie haben die Wahl zwischen vielen Konzerten undOpernaufführungen: im Heckentheater mitten im Park, im Schlosstheateroder auf dem Schlosshof mit Blick auf den Grienericksee.
Informationen: Schloss Rheinsberg, Mühlenstraße 1, 16831Rheinsberg (Tel.: 033931/72 60)

