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Schließung Schließung: Zappenduster bei der Raulf-Bau GmbH

Von Peter Mischur 28.06.2001, 18:52

Sangerhausen/MZ. - Das Einholen der Firmenfahne an der Raulf-Niederlassung in Sangerhausen war gestern nur noch ein symbolischer Vorgang der Betriebsschließung. Betreten und mit bitteren Mienen verfolgen die verbliebenen acht Mitarbeiter des einst stolzen Unternehmens den letzten Akt in der Firma. Mit dem Niedergang der Raulf-Bau GmbH verschwindet der größte produzierende Betrieb in der Region von der Bildfläche. Als Gründe führt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Kurtze u. a. den ruinösen Preiswettbewerb und den allgemeinen Rückgang des Bauvolumens an. Kurtze richtet aber auch den Vorwurf an die politisch Verantwortlichen im Kreis. "Die Politiker sind nicht ganz unschuldig am Niedergang unseres Unternehmens", sagt er. Er kann sich nur noch an Lippenbekenntnisse und Bedauern erinnern. "Lediglich beim Oberbürgermeister Kupfernagel bin ich zu einem Gespräch gewesen", sagt der Betriebsratsvorsitzende. "Rausgekommen ist dabei allerdings nichts", setzt er hinzu.

Auch der Kaufmännische Leiter, Hartmut Kurch, kann nicht verstehen, warum die Belegschaft nicht über eine Auffang- oder Beschäftigungsgesellschaft vor der Arbeitslosigkeit bewahrt werden konnte. Dabei denkt er an den Holzmann-Konzern, wo sogar der Bundeskanzler Schröder tätig wurde, um die Arbeitsplätze zu erhalten. "Wir hatten von keiner Seite Unterstützung", schüttelt er resignierend den Kopf. Die Belegschaft des Bauunternehmens wurde in den letzten zehn Jahren ständig abgebaut. Einst arbeiteten hier über 2 000 Beschäftigte und 200 Lehrlinge. In den letzten Monaten sank die Zahl von 350 bis auf acht Mitarbeiter, die morgen ihre letzte Schicht antreten. Darunter auch Bauarbeiter, die über 40 Jahre dem Betrieb treu waren. Jetzt stehen sie auf der Straße, reihen sich ein in die lange Schlange der Arbeitslosen auf dem Arbeitsamt. Dabei wissend, dass sie keine Chance auf eine neue Arbeit haben. Was bleibt, ist die Hoffnung auf den Sozialplan.