Scharnhorst-Fest Scharnhorst-Fest: Kanonendonner im Rapsfeld
Großgörschen/MZ. - Der Kanonendonner ist ohrenbetäubend. Geruch von Schwarzpulver hängt in der Luft. Preußische Truppen und ihre Verbündeten liefern sich auf dem Schlachtfeld bei Großgörschen einen erbitterten Kampf. Ihr Gegner: Die französische Armee unter dem Befehl Napoleons. In diesen dunklen Stunden Preußens stehen hunderte Zuschauer am Rande des Geschehens und beobachten die alljährliche Inszenierung des historischen Ereignisses.
Das Scharnhorst-Fest, benannt nach dem "Waffenschmied des Befreiungskampfes", Gerhard Johann David von Scharnhorst, lockt auch an diesem Wochenende mit Gefechtsdarstellung, Biwak-Leben und Manöverball. Mit Schirmen, Stühlen und Kameras bewaffnet, verfolgt das Publikum das filmreife Manöver. "Ohren zu und Augen auf", warnt der Moderator. Die Schaulustigen nehmen ihn gerne beim Wort.
Große Rauchschwaden hüllen die detailgetreu kostümierten Kämpfer ein. Feldmusik und Schlachtrufe lassen jedoch erahnen, wie es um das Gefecht zwischen Kopfweiden und Rapsblüten bestellt ist. Während der preußische Unteroffizier Walleck für Kaiser und Vaterland sein Leben riskiert, wartet seine Soldatenfrau Heidemarie voller Sorge im Biwak. Das Ehepaar aus Halle gehört zur Kayserlich-Russisch-Deutschen Legion. Der Verein, der vor fünf Jahren gegründet wurde, nimmt jährlich an zehn bis fünfzehn historischen "Maßnahmen" teil.
"Wir spielen auch Gegebenheiten in Italien, Frankreich und Großbritannien nach", sagt die Lehrerin, die aus Liebe zur Geschichte teilnimmt. Unter dem Russenmantel trägt Heidemarie Walleck eine Bauerntracht. Mit weißer Haube und klobigen Holzpantinen marschiert sie stets im Tross, so die Bezeichnung der Truppe, die für Verpflegung und Munition verantwortlich ist. Proviant und Schießpulver müssen die Traditionsgruppen übrigens aus der eigenen Tasche finanzieren. Auch die Uniformen entstehen an den heimischen Nähmaschinen. Aus der Schlacht geht schließlich Napoleon als Sieger hervor.
Erschöpft ziehen die Krieger ihre Kanonen vom Feld. "Das war die bisher beste Schlacht", resümiert Jürgen Gentsch. Der Stabschef der preußischen Einheiten hat am Vortag das gesamte Szenario geplant. Er zeigt sich zufrieden mit Militär- und Platzlogistik. Vor seinem Zelt wird nach der Schlacht noch lange über die Gefechtsdarstellung diskutiert. Ein kurzer Blick in das Zeltinnere verrät, dass der 50-Jährige sein Nachtlager sogar traditionell auf Stroh errichtet hat. Genauer hinschauen dürfe man jedoch nicht. "Hier drin sieht es aus, wie nach einem Kanonenschlag", entschuldigt sich Gentsch.