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Sardinien Sardinien: Costa Smeralda ist kein billiges Massenziel

Von Stefan Gruber 17.08.2006, 15:24

Halle/MZ. - Calas werden die meisten Buchten genannt. Die Spanier, die vom 14. bis 18. Jahrhundert die zweitgrößte Mittelmeerinsel beherrschten, haben ihre Spuren hinterlassen. Gesäumt von ockerbraunen Felsen, die Wind und Wasser zu skurrilen Skulpturen geformt haben, verstecken sich die smaragdfarben leuchtenden Buchten, die Karim Aga Khan IV. einst so faszinierten. Der milliardenschwere Prinz aus der Schweiz kaufte den gut 20 Kilometer langen Küstenstreifen im Nordosten der Insel Anfang der 60er Jahre, um hier ein Ferienparadies für den Jetset zu kreieren.

Die Zeiten, als Aristoteles Onassis und Prinzessin Margaret hier monatelang vor Anker gingen, als Roger Moore, Mick Jagger und Brigitte Bardot für globalen Glanz und Glamour sorgten, sind zwar vorbei, ihre faszinierende Natur hat die Costa Smeralda aber behalten. Und bei Capriccioli ist sie am schönsten. Hier finden sich auch die beliebtesten Buchten. Zum Beispiel die Spiaggia Liscia Ruja in der Bucht Cala di Volpe. Knapp zwei Kilometer nach Abbiadori zweigt von der Straße nach Capriccioli rechts ein staubiger Weg ab. Früh aufstehen lohnt sich. Ab zehn Uhr sind die (kostenlosen) Parkplätze, die sich in der dichten Macchia verstecken, alle belegt.

Kein Wunder: Wer sich auf dem etwa 300 Meter langen Trampelpfad durchs Gestrüpp geschlagen hat, hat die Qual der Wahl. Links das weite Halbrund des Hauptstrands, rechts die überschaubare Nebenbucht, malerisch mit Felsen durchsetzt und ideal zum Schnorcheln.

Ein optimales Baderevier für Familien mit kleinen Kindern verspricht die Cala Capriccioli. Vom gebührenpflichtigen Parkplatz am Ende der Straße sind es nur wenige Schritte zu den beiden winzigen Buchten, deren extrem feiner Sandstrand hier ganz flach ins türkisfarbene Meer verläuft. Auf der anderen Seite der Landzunge (ebenfalls von diesem Parkplatz erreichbar) regiert der Neid. Beim Blick auf die Luxusjachten, die vor der Spiaggia del Pirata im Wasser dümpeln, möchte mancher schon mal tauschen. Wenn's fürs Erste auch ein Motorboot tut - ein solches lässt sich hier mieten.

An diesem Strand-Juwel dürfen Taucherbrille und Schnorchel nicht fehlen. Die gut 400 Meter lange Cala Romazzino ist ein perfektes Unterwasserrevier. Aber aufgepasst! Die unzähligen Seeigel, die ihre schwarzen Stacheln aus jeder Felsritze stecken, wollen nur beobachtet werden. Ein falscher Griff (oder Tritt) können einen Urlaub schnell in Höllenqualen enden lassen. Wer beim Strandausflug zur Cala Romazzino das Fernglas nicht vergessen hat, kann mit etwas Glück einen Blick ins Ferienidyll der Reichen erhaschen. Viele Villen sind hier fast zum Greifen nah und nicht wenige ihrer Besitzer wählen das Boot zum Ausflug nach Porto Cervo.

Der kleine Ort am Nordende der Costa Smeralda ist der Inbegriff von Luxus. Ist Urlaub in Italien allgemein heute weit entfernt vom Billig-Ruf der 70er Jahre, so wird er in Porto Cervo für viele unerschwinglich. Angesichts der 16 Euro für einen Teller Gemüsesuppe auf der Piazza erscheint der Espresso auf dem Markusplatz von Venedig geradezu wie ein billiges Fast-Food-Schlückchen. Und die Shoppingtour durch die Edel-Boutiquen dürfte schnell den Kreditrahmen eines Durchschnittskontos sprengen. Niemand wird aber gezwungen, sein Geld gleich mit der Schaufel auszugeben. Und einen Besuch ist Porto Cervo allemal wert.