Rudi Hirsch Rudi Hirsch: Star auf Feld und in der Halle
Berlin/MZ. - Im November letzten Jahres feierte Rudi Hirsch, Handball-Idol vieler Fans in den 50er und 60er Jahren, im Kreis der Kinder und Enkelkinder seinen 75. Geburtstag. Glück- und Autogrammwünsche aus allen Landesteilen waren ein Zeichen dafür, dass der langjährige Kapitän der DDR-Nationalmannschaft, der in Halle geboren wurde und hier auch das Handball-ABC erlernt hat, noch nicht in Vergessenheit geraten ist. Besonders freute ihn, dass unter den Anrufern sein einstiges Kapitäns-Vorbild Bubi Wende aus Magdeburg und der ehemalige Auswahlspieler Erwin Pozner waren, mit dem er 1959 in Österreich den WM-Titel auf dem Großfeld errang.
Rudi Hirsch bestritt als Mitglied des SC Dynamo Berlin 92 Länderspiele, davon noch 43 auf dem Großfeld. Er nahm an sechs Weltmeisterschaften teil: in der Halle 1958 in Berlin (Bronze), 1961 in Dortmund (4.), jeweils in der gesamtdeutschen Mannschaft, und 1964 mit der DDR in der CSSR (Vorrunden-Aus). Auf dem Großfeld hatte es die größten Erfolge gegeben: Nach 1959 holte er dann mit der DDR-Mannschaft 1963 in Bern einen weiteren WM-Titel und drei Jahre später in Österreich noch eine WM-Silber-Medaille.
Der Wahl-Berliner, der 1956 von der Saale an die Spree gewechselt ist, kann jetzt als Rentner auf ein Berufsleben zurückblicken, das ihn voll ausgefüllt hat: von Beruf Elektromechaniker, dann Diplom-Sportlehrer mit zeitweiliger Trainer-Tätigkeit und schließlich Entwicklungs-Ingenieur. Als seine Frau vor einigen Jahren starb, war es für ihn zunächst eine harte Umstellung. Doch nun meistert er allein das Leben - unterstützt von seinen drei Jungen Ralf (49), Olaf (45) und Sven (36), die sich alle dem Fußball verschrieben haben.
Keine Frage, dass Rudi Hirsch in seinem Innersten noch mit Herz und Seele Handballer ist. Und so verfolgt er aufmerksam den Weg der deutschen Nationalmannschaft und ihre WM-Vorbereitung. Eine hohe Meinung hat er von Trainer Heiner Brand. "Brand leistet seit Jahren eine kontinuierliche Arbeit. Er hat es verdient, dass diese mit einer Medaille belohnt wird", drückt Hirsch die Daumen. Während des Turniers kann er sich sogar selbst ein Bild von der Arbeit des Bundestrainers machen. Hirsch hat vom Deutschen Handball-Bund eine Einladung zu den Finalspielen in Köln erhalten. Nach seiner Meinung ist das Handballspiel im Vergleich zu früher schneller und härter geworden. "Die Technik hat eine enorme Entwicklung genommen. Wenn ich sehe, wie heute die Tore erzielt werden, zum Beispiel mit einem Dreher, einfach toll."
Nach wie vor fühlt sich Hirsch mit seiner alten Heimatstadt verbunden. "In diesem Jahr gibt es auf jeden Fall eine Fahrt an die Saale. Den Sportplatz an der Huttenstraße muss ich noch einmal wiedersehen", sagt er und erzählt weiter: "Es war ganz kurios, wie ich zum Handball gekommen bin. Bei den Fußballern wurde ich nicht gebraucht, während bei den Empor-Handballern einer fehlte. Herr Föhrig, der Übungsleiter, sprach mich an. Ich war sofort dabei, erzielte gleich im ersten Spiel drei von vier Toren. Später spielte ich in der Landesliga vor rund 8 000 Zuschaunern. Das waren tolle Erlebnisse."