Rudern-WM Rudern-WM: Achter gibt Rätsel auf

Sevilla/dpa. - Im Lager des Deutschen Ruderverbandes (DRV)herrschte großes Rätselraten. Nach dem enttäuschenden dritten Rangdes hoch gehandelten Achters im Vorlauf der Weltmeisterschaft auf demGuadalquivir in Sevilla ging die Angst vor einem erneuten Rückfall inlängst überwunden geglaubte Zeiten um. Sichtlich verärgert redeteTrainer Dieter Grahn seinen urplötzlich auf Normalmaß geschrumpftenRecken über 20 Minuten ins Gewissen: «Mit der Brechstange rudert mannicht. Jetzt muss Klartext geredet werden.»
Anders als in den vergangenen Monaten, als die junge Crew umSchlagmann Michael Ruhe (Hameln) der Konkurrenz mit unbeschwertenAuftritten das Fürchten lehrte, war die Verkrampfung unverkennbar.Grahn bescheinigte den Aktiven zwar Kampfeswille, monierte aber diebedenkliche Feinabstimmung: «Die Rolle hat geglüht, aber wir sindnicht vorwärts gekommen.» Erst als der erste Ärger verflogen war,sprach der Coach seiner Mannschaft Mut für den Hoffnungslauf andiesem Mittwoch zu: «In einer Woche kann sich viel drehen. Das habendiverse Weltmeisterschaften bewiesen.»
Gleichwohl gab die unverhoffte Niederlage des Weltcup-Siegersgegen die in diesem Jahr mehrfach besiegten Kanadier und Italienernur wenig Grund zur Hoffnung. «Wenn technische Fehler auftreten, dieausgemerzt schienen, ist das besonders ärgerlich», bekannte Achter-Ruderer Sebastian Schulte (Wiesbaden). Die schwierigen Bedingungenmit starkem Schiebewind und hohen Wellen taugten nur bedingt alsEntschuldigung. Schließlich hatte sich das Team im österreichischenHöhentrainingslager bei ähnlich rauem Wetter akribisch auf denSaisonhöhepunkt vorbereitet.
Bei aller Enttäuschung über den ernüchternden WM-Auftakt blieb dieZuversicht jedoch nicht auf der Strecke. «Wir wissen, dass wir alleschlagen können und wollen Weltmeister werden», sagte SebastianSchulte voller Hoffnung, dass dem DRV-Paradeboot ein neuerlicherSupergau wie bei der WM 1999 (Rang 10) erspart bleibt. Erkämpft sichdas DRV-Team im Hoffnungslauf gegen Ägypten, Kroatien, Australien unddie Ukraine nicht mindestens den für den Finaleinzug erforderlichenzweiten Platz, könnte die nach der verpassten Olympia-Qualifikationim Jahr 2000 eingeleitete Aufbauarbeit Schaden nehmen.
Solche Befürchtungen hält Steuermann Peter Thiede (Dortmund)jedoch für verfrüht. «Wer weiß, wofür der Umweg über denHoffnungslauf gut ist. Wenn wir so rudern, wie wir es können, istwieder alles möglich.»