Rückblick 40 Jahre Bundesliga Rückblick 40 Jahre Bundesliga: Kurioses aus dem Fußball-Oberhaus

Hamburg/dpa. - Ein Hundebiss in den Spieler-Po, ein singender und Knorr löffelnder «Kaiser», ein Pfostenbruch am Bökelberg, und «Traps» Flasche leer: In den 40 Jahren seit Aufnahme ihres Spielbetriebs am 24. August 1963 war die Fußball-Bundesliga reich an Kuriositäten und Geschichten. Unvergessen bleibt aus den Anfängen der legendäre TV- Auftritt von «Woldcup-Willi» Schulz, der in seiner Kneipe Bierchen zapfend von seinem «zweiten Standbein» neben der Fußballer-Karriere sprach. Er wolle «Sorge tragen, dass ich nicht verhungern und verdursten werde», berichtete der spätere Nationalspieler und Vize- Weltmeister von 1966.
«Erst hatten wir kein Glück - und dann kam auch noch Pech dazu», fabulierte Jahre später der Dortmunder Stürmer Jürgen Wegmann. Dies und Ähnliches galt auch für andere: Carmen Thomas' Versprecher von «Schalke 05» wurde zum Kult-Gag, Arnim Basches «Kickersbacher Offers» ebenso. Auch auf dem Platz ging vieles daneben: Torwart Jürgen Pahl (Frankfurt) traf Ende der 80er Jahre mit einem Abwurf nach hinten das eigene Tor, sein Keeper-Kollege Tomislav Piplica (Cottbus) bugsierte im Vorjahr einen harmlosen Heber gar per Kopf rücklings ins eigene Netz. Sepp Maier (FC Bayern) hielt zwar meist fehlerfrei, griff aber Mitte der 70er im Olympiastadion beim Hecht nach einer Taube daneben.
Und es passierte Eigentümliches. «Die Schmerzen waren tierisch», berichtete Ex-Profi und -Trainer Friedel Rausch von einem völlig unerwarteten Biss, den ihm ein Schäferhund am 6. September 1969 beim Gastspiel seines FC Schalke 04 beim Erzrivalen Borussia Dortmund im Stadion Rote Erde zufügte. Als «Andenken» blieb Rausch bis heute «eine sechs Zentimeter lange Narbe auf der rechten Po-Backe.»
Drei Jahre vorher hatte bereits ein junger, begnadeter Kicker des FC Bayern München nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht, der später «Kaiser» genannt wurde. Franz Beckenbauer spielte brillant Fußball, doch ganz nebenbei stürmte er mit der Single «Gute Freunde kann niemand trennen» die Hitparade (1966). Auch für die Werbewirtschaft («Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch») war der Bayer (wirbt heute für «O2»), schon damals interessant. Dass er am besten mit dem runden Leder umgehen kann, bewies er im ZDF-Sportstudio: Ihm gelang an der Torwand per Schuss von einem vollen Weißbierglas ein Treffer.
Dumm aus der Wäsche schauten die Spieler aus Mönchengladbach und Bremen, als am 3. April 1971 drei Spieler ins Tornetz fielen und über dem Trio plötzlich die Balken krachten. Borussia provozierte nach dem Pfostenbruch zwei Minuten vor Abpfiff beim Stande von 1:1 den Spiel- Abbruch, doch der Schuss ging nach hinten los: Das DFB-Sportgericht wertete die Partie mit 2:0-Punkten und -Toren für Werder. Fast exakt 23 Jahre später erneut kein April-Scherz: Thomas Helmer erzielte am 23. April 1994 ein Tor, das gar keins war: Der Mann vom FC Bayern München schoss den Ball per Hacke Richtung Nürnberger Gehäuse, doch der Schuss «ging haarscharf am Pfosten vorbei», erinnert sich Helmer.
Schiedsrichter Osmers entschied auf Treffer, der DFB setzte nach dem «Phantom-Tor» und dem 2:1 der Bayern aber ein Wiederholungsspiel an, das die Münchner 5:0 gewannen. Nürnberg stieg ab. Osmers' Kollege Wolf-Dieter Ahlenfelder geriet Mitte der 70er unvermittelt in die Schlagzeilen, als er beim Duell Werder Bremen - Hannover 96 die erste Halbzeit schon nach 30 Minuten abpfiff. Allerdings war nicht «Ahlis» Uhr defekt, sondern der «Schiri» indisponiert, weil er zuvor ein paar Bierchen und Schnäpschen konsumiert hatte. Immerhin: Seine Kollegen an der Linie und die Trainer konnten ihn überreden, noch 15 Minuten «dranzuhängen». In Bremen spricht man deshalb noch heute schelmisch von einem «Ahlenfelder», wenn man Bier und Korn zusammen bestellt.
Die Zeugen Jehovas verhalfen Reinhard Libuda zu Berühmtheit. Sie hatten 1973 in Gelsenkirchen, wo «Stan» damals für Schalke stürmte, ein Plakat aufgehängt. Aufschrift: «Keiner kommt an Gott vorbei..» - und ein Fan schrieb darunter: «..außer Libuda». Nicht an einer Werbe- Tonne vorbei kam Jürgen Klinsmann am 10. Mai 1997: Nach einem Streit mit Giovanni Trapattoni nahm der Bayern-Coach seinen Starkicker vom Feld - und der trat vor Wut in die aus Werbezwecken am Spielfeldrand aufgestellte Tonne. Unschöner Nebeneffekt für «Klinsi»: Er verletzte sich am Knöchel. Dieser Zwischenfall war aber nicht der Auslöser für «Traps» berühmt-berüchtigte Wut-Rede im März 1998. «Was erlauben Struuunz?» schrie er drei Tage nach der 0:1-Pleite auf Schalke wütend in Richtung von Ex-Nationalspieler Thomas Strunz, der durch den Auftritt des Italieners unverhofft Kult-Status erlangte.
Mit dem Trainer-Fazit, einige Akteure seien schwach gewesen wie «Flasche leer», können Euro-Millionäre wie Strunz & Co. heute locker umgehen. An den Liga-Anfängen mussten sich die damaligen Asse mit weit weniger begnügen. So spielte Keeper Fred-Werner Bockholt bei schlechtem Wetter «in selbst gestrickten Handschuhen von Oma». Und Willi «Ente» Lippens (beide Rot-Weiß Essen) berichtet noch heute grinsend von seiner ersten Gage: «Ich hatte Vertrag über 80 Mark im Monat, 30 davon behielt der Club, weil ich ein Zimmer unter der Tribüne hatte. So hatte ich also immer 'nen Fuffziger in der Tasche.»