Rex Gildo wäre 70 geworden
München/dpa. - Seine Lieder sind verbunden mit bierseliger Stimmung, Polonaisen und Spaß. Jahrelang schmetterte Rex Gildo seinem Publikum «Hossa, Hossa» entgegen - «Fiesta Mexicana».
Doch er war nicht der Spaßmacher, für den seine Fans ihn gehalten haben. Vor knapp zehn Jahren nahm er sich das Leben. Er stürzte sich aus dem Badezimmerfenster im zweiten Stock einer Münchner Wohnung und starb wenige Tage später im Krankenhaus. An diesem Donnerstag (2. Juli) hätte er Geburtstag gehabt. Wie alt er geworden wäre, ist nicht ganz klar. Glaubt man ihm selbst, der stets 1939 als sein Geburtsjahr angab, wäre es der 70. Ehrentag gewesen. Andere Quellen sagen, er sei drei Jahre älter.
Gildo wäre nicht der erste etwas eitle Show-Star, der gelogen hat, wenn es ums Alter geht. «Er wollte immer 30 bleiben. Daran ist er letztlich zerbrochen», sagte Schlagerkollege Peter Kraus nach dem Tod des Sängers. Und das Alter war nicht der einzige Punkt, in dem Gildo, der eigentlich Alexander Ludwig Hirtreiter hieß, es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nahm. Bei einem Konzert in seiner Heimatstadt Straubing wurde er einmal ausgepfiffen, weil er sich als gebürtigen Münchner bezeichnete. Und auch seine privaten Lebensumstände versuchte der immer braun gebrannte und perfekt gefönte Sänger zu verheimlichen.
Offiziell war der Musiker, der seine Gesangskarriere bei den Regensburger Domspatzen begonnen hatte, seit 1975 mit seiner Cousine Marion Hirtreiter (geborene Ohlsen) verheiratet - Kinder hatte das Ehepaar nicht. Meistens lebte Gildo getrennt von ihr. Als er 1999 starb, hatte er eine Beziehung zu seinem damals 27 Jahre alten Privatsekretär und Chauffeur Dave Klingeberg. Gildo bekannte sich aber nie offen zu seiner Homosexualität, und von einem «Doppelleben» wollte seine Witwe auch Jahre später nichts wissen. Das seien alles nur «Gerüchte», sagte sie in einem Interview. Nach dem Tod Gildos entbrannte zwischen ihr und Klingeberg ein Streit um das Erbe. Der Lebensgefährte klagte vor dem Landgericht München und legte einen undatierten Zettel vor, auf dem der Sänger ihm die Hälfte zukünftiger Tantiemen vermachte. Das Gericht wies die Klage ab.
Nach Angaben von Hirtreiters Anwalt war der Nachlass Gildos aber ohnehin nicht mehr viel wert. Das Schlageridol der 60er und 70er Jahre («Speedy Gonzales») war zuletzt in erster Linie auf Betriebsfesten aufgetreten - bis zu 200 Mal im Jahr. Die Auftritte in kleinen Festzelten hätten den Sänger gekränkt und zermürbt, sagte der langjährige Moderator der ZDF-Hitparade, Uwe Hübner, nach Gildos Selbstmord. «Er hat sich einsam und verlassen gefühlt.»
Und die Sängerin Cornelia Froboess («Pack die Badehose ein»), die einst mit Gildo zusammen vor der Kamera stand, fügte hinzu: «Noch als 60-Jähriger mit großen persönlichen Beziehungsproblemen die Fassade des Sunnyboys vorzuspielen, ewig strahlend und unkompliziert zu scheinen, das war ein zu hoher Preis für ihn.»