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Réunion Réunion: Auf der Vanille-Insel

Von MICHAEL JUHRAN 19.02.2009, 16:49

Halle/MZ. - Manche kochen sich in den Dämpfen ein Ei und halten ihr Frühstückspicknick inmitten dieser Mondlandschaft ab, die der seit 25 Jahren größte Ausbruch des Piton de la Fournaise im April 2007 an der Südküste von Réunion hinterlassen hat.

Obwohl seit dieser Eruption fast zwei Jahre vergangen sind, spüren die Besucher hier, wo sich die Lavaströme in den Indischen Ozean ergossen, noch immer intensiv die Folgen des Kampfes zwischen Feuer und Wasser, aus dem die 2 517 Quadratkilometer große Insel vor etwa drei Millionen Jahren hervorgegangen ist. 160 Mal ist der Piton de la Fournaise allein seit 1640 ausgebrochen und hat gemeinsam mit dem bereits erloschenen 3 069 Meter hohen Piton des Neiges das Landschaftsbild der Insel geprägt.

Unglaublich schnell ändert sich die Szenerie während einer Küstenrundfahrt. Nur eine Autostunde sind die Lavafelder von den weißen Sandstränden der Westküste entfernt, an der sich im Schutz der Korallenriffe Sonnenbader, Schnorchler und Surfer ein Stelldichein geben. Delphin-Watcher segeln unweit der Strände mit den pfeilschnellen Meeresbewohnern im klaren Wasser um die Wette.

Im Süden wird es rauer. Es weht eine steife Brise und hohe Wellen donnern an die steinige Küste der Insel, die gemeinsam mit Mauritius und Rodrigues zu den Maskarenen, einer 1511 entdeckten Inselgruppe gehört. Auf Réunion begegnet man einem Völkergemisch aus Nachfahren französischer Christen, madagassischer Sklaven, hinduistischer und islamischer Inder sowie Chinesen.

Pärchen sitzen eng umschlungen am Ufer und bewundern den Regenbogen, der sich vom Osten her über den Horizont spannt. Er kündet davon, dass es dort wieder einmal regnet. Und tatsächlich, bereits am Ende der Lavafelder setzt auf der Weiterfahrt nach Osten Nieselregen ein. "Das ist unser typisches Inselklima", meint Fritzle Spielmann. Der Wirt des kleinen Restaurants "Le Joyau des Laves" in Piton Sainte-Rose versucht, seine Gäste zumindest gastronomisch mit Hühnchen in Vanille zu besserer Laune zu verhelfen. "Im Osten regnet es meist, so dass die Vegetation hier besonders üppig gedeiht und überall Wasserfälle das Auge erfreuen. Im Westen garantiert Sonnenschein ein abwechslungsreiches Strandleben", weiß Spielmann und ergänzt, "Die inmitten der Insel gelegenen Vulkanreste fangen die Wolken ab und teilen das Klima in zwei Zonen."

Der Wirt behält Recht. Enttäuschung macht sich auf der Fahrt zum Kraterrand des Piton de la Fournaise breit, als dichter Nebel auf dem Hochplateau die Sicht einschränkt. Oben angelangt, lohnt dennoch eine Wanderung durch den Märchenwald am Rand des Kessels. Nach wenigen Minuten bricht der Nebelvorhang auf und gibt den Blick auf die Enclose Fouque frei. Dieser innere Einsturzkrater hat die Form eines Hufeisens, das sich zum Indischen Ozean öffnet. Am Ende dieser Zone, die Grand Brulé genannt wird, staksen Touristen über die warme Lava. Im Nieselregen geht es zum östlichsten Punkt und dann zum ersten der drei Vulkankessel, die mit je knapp 100 Quadratkilometern das Herz von Réunion ausmachen: Cirque de Salazie, Cilaos und Mafate.

Die Straße zum Cirque de Salazie windet sich in endlosen Serpentinen durch eine üppige Natur bis zum Ort Hell Bourg. Zitrusfrüchte, Wein, Orchideen, Trompetenblumen und vor allem der überall die Hänge bedeckende Chouchou, eine Gemüseart, gedeihen hier prächtig. Brechen die Wolken auf, offenbart sich dem Besucher ein wunderbares Gebirgspanorama. Und wenn das Wetter doch nicht mitspielt, bleibt immer noch die Fahrt zum Cirque de Mafate, dem westlichsten der drei Vulkankessel. Eine enge Teerstraße führt zum Aussichtspunkt Cap Noir, der vom Kesselrand einen fantastischen Blick auf die unten liegende, zerklüftete Landschaft des Cirques eröffnet. Noch schönere Aussichten bieten sich auf einem eineinhalbstündigen Rundwanderweg, der auf eine Höhe von 1 300 Meter führt.