Reiten Reiten: Stürze bleiben zum Glück ohne Folgen
WESTERHAUSEN/MZ. - "Der Ritt war flüssig und die Distanz zu den Hindernissen stimmte", verkündete Katy Schreiber bei der Springpferdeprüfung den Besuchern des traditionellen Reit- und Fahrturniers. Neben verschiedenen Dressurwettbewerben für Jung und Alt und Springen standen zum jährlichen Höhepunkt des Westerhäuser Vereins neben den Zweispännern auch diese Prüfungen wieder im Mittelpunkt des Geschehens. "Wir haben diesmal weit über 300 Reiter in den Listen", freute sich die Meldechefin Linda Lerche über die Resonanz, "und sie haben knapp 300 Pferde mitgebracht." Dadurch waren in den verschiedensten Disziplinen bei idealem Wetter und bestens präpariertem Platz fast 600 Starts möglich.
"Ohne die Unterstützung der vielen freiwilligen Helfer und vor allem der Sponsoren kann eine solche Veranstaltung aber kaum auf die Beine gestellt werden", wusste die Vereinsführung, bei wem sie sich zu bedanken hatte. Von den Kleinsten, die sich beim Voltigieren oder Führzügel- und Longenreiterklassen präsentierten, bis hin zu den alten Hasen versuchten dabei auch die einheimischen Reiter und Pferde in die starke Phalanx der Gäste aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen einzudringen.
Am Ende waren es mit Annabelle Spannaus auf Gregor im Dressurreiter-Wettbewerb eine jüngere sowie mit Bernd Röbbeling bei den Zweispännern der älteste Westerhäuser Teilnehmer, welche die einzigen Siege für die Gastgeber holten. Keine leichte Aufgabe hatte die Jury in den Springpferdeprüfungen. Zwar wurden auch hier Hindernisse überwunden, die bei Fehlern zu Abzügen führten. Wichtiger für die Punktzahl aber war die Art und Weise des Auftretens von Ross und Reiter auf der Runde, der flüssige Ritt und das Distanzieren von unterschiedlich hohen Hürden. Die meisten in der Klasse A** sammelte dabei Christian Bodewei vom Reit- und Fahrverein Badeborn auf Dr. Doolittle. Mit geschultem Auge, immerhin ist er schon fast 30 Jahre als Kampfrichter im Einsatz, erkannte Heinz-Jürgen Preller aus Wernigerode auch noch so kleine Unterschiede zwischen den Teilnehmern.
Unterstützt wurde er von der Halberstädterin Katy Schreiber, inzwischen in der vierten Saison mit dieser Aufgabe betraut, und Ingo Pohle aus Ditfurt, der zudem als Parcours-Chef im Rahmen des Reglements für eine jeweils ausgewogene Mischung aus Anspruch und Lösbarkeit in den verschiedenen Leistungsklassen zu sorgen hatte. "In den Wettkampfbestimmungen sind Toleranzen vorgegeben, die Pohle entsprechend des Platzes und der Qualität des Starterfeldes in eine angemessene Runde umsetzen muss", erklärte Preller und befand die Arbeit des Kollegen hervorragend.
Lag es deshalb eher an den Reitern oder den Pferden, dass es in diesem Jahr trotzdem eine bisher nie da gewesene Zahl an Stürzen gab? Zum Glück gingen die Abwürfe relativ glimpflich aus, so dass die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes trotzdem zwei ruhige Tage verlebten, "bis auf leichte Prellungen", wie sie bei der Erstbehandlung diagnostizierten. Unterdessen hatte auch der Tierarzt den Zustand der betroffenen Pferde überprüft und keine ernsthaften Folgen bei den Tieren festgestellt. Somit wurde es wiederum ein tolles Turnier, bei dem sich auch der Badeborner Uwe Engel gleich zweimal in die Siegerliste eintragen konnte, während Jenny Hintze auf Don Camillo als Zweite für Jubel bei den Gastgebern sorgte.
Den Sieg im höchstdotierten Springen der Klasse L holte sich im Stechen Steffen Lutter aus Neuenhofe auf Calimba de Luna. Wenn im Altkreis Quedlinburg ein Mekka des Pferdesports gesucht werden müsste, dann hätten die Anlage in Westerhausen wirklich gute Chancen darauf. Mit dem Turnier am Wochenende bewiesen auch zahlreiche Besucher einmal mehr ihre Liebe zu den Vierbeinern, die wettkampfmäßig schon fast anderthalb Jahrhunderte anhält. Angefangen von den Flach- und Jagdrennen oder Gelände-Hindernisprüfungen des Kürassierregiments auf der Rennbahn am Eselstall über das Kranzreiten, für deren Wiederbelebung vor allem Burghard Sinna und der Kranz-Rennverein sorgten, bis hin zum Bau des jetzigen Turnierplatzes und den ersten Wettbewerben reicht die Palette.
Wie oft allein auf diesem Platz bisher Reit-Turniere ausgetragen wurden, die schon zu DDR-Zeiten zu den bekanntesten in der Region gehörten, konnte an diesem Tag jedoch nicht ausreichend geklärt werden.