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Reha-Sportverein Reha-Sportverein: In Gemeinschaft gegen die Schmerzen

Von Holger Zimmer 09.01.2007, 17:08

Weißenfels/MZ. - Eine kleine Gruppe hat sich zum Gespräch beim Vereinsvorsitzenden Arthur Wolff (58) zusammengefunden. Sie eint ein Ziel: Gemeinsam regelmäßig Sport zu treiben. Da ist zum Beispiel Hans Schober (72). Schon 1986 bekam er einen Herzinfarkt. Sporttreiben empfahl ihm damals der Doktor. Waldemar Uhle (78) hat Arthrose im Schulterbereich. Rosemarie Nopper (74) hatte Kinderlähmung und leidet mit zunehmendem Alter unter den Spätfolgen. Wie Uhle ist sie seit DDR-Zeiten Dauerpatientin in der Orthopädie. Eva Grzeskowiak (69) bekam als Kind eine doppelseitige Hüftluxation und Ingeborg Möller (76) plagt Arthrose in den Knien.

Unterm Strich sehen die Gesprächspartner ihre Mitgliedschaft im Verein nur positiv. Hans Schober, der in der Herzgruppe aktiv ist, sagt: "Natürlich musste ich anfangs meinen inneren Schweinehund überwinden. Aber die Aktivitäten haben meiner Gesundheit gut getan." Von Beginn an wird er vom dienstältesten Übungsleiter im Verein, Klaus Otte, betreut. Dieser habe das Geschick, die Leute bei der Stange zu halten, so dass meist 80 Prozent zu den Stunden kommen würden. Schober spricht von Gymnastik, Fahrrad-Ergometer, Volleyball und Laufen in der Turnhalle des heutigen Polizeireviers oder im Freien. Und der 72-Jährige macht auf ein Problem aufmerksam, das sich nach Jahren ergeben hatte. Plötzlich nämlich zahlten die Kassen bei langjährig Erkrankten keine Zuschüsse mehr. Argument war, dass die Patienten ja inzwischen selbst wüssten, was sie tun und sich zumuten könnten. Ohne den Verein würden sie heute im Regen stehen.

Der Reichardtswerbener Waldemar Uhle geht gemeinsam mit seiner Frau zum Schwimmen. "Man muss etwas tun für die Gesundheit, sonst wird es schlechter." Daneben sei die Gemeinschaft wichtig, egal ob beim monatlichen Stammtisch, bei Vereinsfest oder Weihnachtsfeier. "Manchmal könnte man verzweifeln, wenn die Schmerzen nicht weggehen. Doch im Verein vergisst man sie etwas", erzählt Uhle, der seit 13 Jahren Mitglied ist. Und er lobt seinen Vorsitzenden, der sich auch kümmert, damit für die Übungszeiten Sportstätten zur Verfügung stehen.

Rosemarie Nopper hält das Schwimmen, "soweit es geht, beweglich". Ihr Zustand habe sich in den letzten Jahren verschlimmert. "Hätte ich aber gar nichts getan, vielleicht wäre ich schon im Rollstuhl gelandet." Auch Eva Grzeskowiak will mit ihren zwei künstlichen Hüftgelenken vor allem beweglich bleiben. "Da ist beim Schwimmen eine Betreuung wichtig, damit man nichts falsch macht. Danach fühle ich mich immer sauwohl." Und die 69-Jährige betont, dass sie auch ohne Rezept weiter in den Verein gekommen sei. Arthur Wolff fügt hinzu, dass jährlich viele Patienten von ihren Ärzten geschickt würden. Das Gros bleibe dem Reha-Sport über die verschriebenen Stunden hinaus treu.

Wolff, der nach einer Hüftoperation vor den gleichen Problemen stand wie viele Mitglieder, äußert: "Nachdem die Betriebssportgemeinschaften nach der Wende nicht mehr existierten, waren wir für viele ein Anlaufpunkt." Das Gesundheitsamt mit Sabine Broshog habe damals geholfen und die Herzgruppe der BSG Medizin sei fast geschlossen in den Verein gewechselt. Daneben waren die Frauen nach Krebs mit dabei. Aus anfangs drei Gruppen seien inzwischen neun geworden. Liane Keil leitet zwei und als Fachübungsleiter stehen Doris Gutsche, Anja Schaumburg und Angelika Fekl zur Verfügung. Daneben lobt der Vereinsvorsitzende die Hilfe von Dr. Ilona Müller. Als Erfolg wertet Wolff außerdem, dass im Herbst mit Unterstützung der Stadtverwaltung in der Schwimmhalle in Weißenfels-West eine Einstiegshilfe installiert werden konnte.