Regionalliga Regionalliga: Chaos in Blau-Weiß

MAGDEBURG/MZ. - Nein, sein Büro in der Geschäftsstelle des 1. FC Magdeburg betritt Rüdiger Bartsch nicht mehr. "Was soll ich da?", fragt er. Auf der Homepage des Vereins wurde er am Mittwoch immer noch als Manager geführt. Doch seit Montag ist Bartsch beim Fußball-Regionalligisten freigestellt. Er hat zwar für den FCM "noch ein paar Dinge zu erledigen", aber vor allem ist er "aufgewühlt und frustriert".
Sein Rauswurf hat Bartsch zwar nicht unvorbereitet erwischt, aber dann doch bis ins Mark getroffen. Er zeigt in seinen Augen nur "unnötigen Aktionismus". Und damit formuliert er auch eine Anklage Richtung Volker Rehboldt. Der Präsident ist zwar mit seinen Präsidiums-Kollegen am 12. November 2010 zurückgetreten, handelt aber immer noch. Der Grund: Es findet sich einfach kein Nachfolger, der Zeit, Muße und das Zutrauen hat, den Europapokalsieger von 1974 zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Hinzu kommt: Bestimmen müsste den neuen Präsidenten der Aufsichtsrat. Doch auch dessen Chef, Rüdiger Koch, hat die Brocken hingeworfen, weil er beruflich anderweitig eingespannt ist. So besteht ein Führungs-Vakuum in dem Rehboldt agiert.
Dabei ist auch er nicht unschuldig an der prekären sportlichen Situation. Der Klub liegt nach dem 0:2 bei der Zweiten des Hamburger SV nur noch einen Zähler vor einem Abstiegsrang. Nun kommt am Sonnabend Wilhelmshaven, einen Zähler besser als der FCM. An eine Niederlage und deren dramatische Folgen, mag Bartsch gar nicht denken. "Ich bin mir sicher, das Spiel wird gewonnen."
Sein Herz hängt trotz des blau-weißen Chaos noch an der Mannschaft. Und doch kann sich der Ex-Manager einen beinahe sehnsüchtigen Blick in Richtung des Rivalen Hallescher FC nicht verkneifen. "Dort wird seit Jahren kontinuierlich und ruhig gearbeitet. Das wünschte ich mir auch für den FCM", sagt Rüdiger Bartsch. Und in dem Lob für die HFC-Führungsriege um Präsident Michael Schädlich steckt auch ein Seitenhieb auf Rehboldt: "Wenn man nichts erreicht hat, sollte man kleinere Brötchen backen. Aber vielleicht hat er ja was erreicht."
Erstaunlich aber ist, mit welcher Ruhe Bartsch die dramatische sportliche Situation schildert: Mit einer exorbitant teuren Mannschaft sei in der Vorsaison das Ziel Aufstieg als Sechster um satte 26 Punkte verfehlt worden. Jetzt, mit der Hälfte des Etats, also etwa zwei Millionen Euro, liege die junge Mannschaft nur fünf Zähler hinter einem gesicherten Mittelfeldplatz. "Da ist noch nichts verloren - und um mehr ging es in dieser Serie doch auch gar nicht."
Bartsch hat gemeinsam mit Trainer Ruud Kaiser die Mannschaft zusammengestellt. "Kaiser ist genau der Richtige dafür, eine junge Mannschaft voran zu bringen", meint Bartsch. Er weiß aber auch: "Die Arbeit eines Trainers wird nach Punkten abgerechnet." Und im ganzen Chaos könnte es passieren, dass Kaiser, sollte sein Team gegen Wilhelmshaven patzen, der nächste ist, der das Büro räumt.