Reaktionen Reaktionen: Korbach feiert «Tennis-Gott» Schüttler

Korbach/dpa. - Als Rainer Schüttlers Eltern eine Stunde nach dem verlorenen Finale ihres Sohnes bei den Australian Open die Festhalle in Korbach-Eppe betraten, brandete lauter Beifall auf. Die knapp 800 Tennis-Fans erhoben sich von ihren Plätzen und feierten noch einmal «ihren Rainer». Trotz der Niederlage gegen André Agassi (USA) überwog der Stolz auf die Leistung des berühmtesten Sohnes der Stadt. «Es ist doch Wahnsinn, wenn einer von uns so weit kommt», fasste Hobby- Tennisspieler Dieter Isenberg die allgemeine Begeisterung zusammen.
Schon kurz vor Mitternacht waren die ersten Fans in die Halle gepilgert, wo das Match ab 4.00 Uhr live auf einer Großbildleinwand übertragen wurde. T-Shirts mit Schüttlers Konterfei und Transparente mit Aufschriften wie «Rainer Schüttler - Tennisgott» machten die Verbundenheit der Korbacher mit ihrem Liebling deutlich. Jeder Punktgewinn Schüttlers wurde bejubelt, Agassis Erfolgsschläge von lautem Aufstöhnen begleitet. «Meine Finger sind ganz taub vom Daumen drücken», sagte Schwester Marita. «Schade, dass es nicht geklappt hat. Aber Rainer war in den letzten zwei Wochen super.»
Dies sah auch Vater Karl so. «Ich bin stolz auf meinen Sohn, wie weit er überhaupt gekommen ist. Er wusste und wir wussten, dass es gegen Agassi hart wird - deswegen ist die Enttäuschung jetzt auch nicht so groß», meinte der 60-Jährige, der seinen Fußball begeisterten Filius im Alter von 10 Jahren erstmals zum Tennisplatz gebracht hatte. «Das hat ihm gefallen und er ist dabei geblieben. Schließlich kamen die ersten Erfolge ziemlich schnell. 1993 ist er ja schon deutscher Jugendmeister geworden», erzählte der Vater.
Auf ein Wiedersehen muss die Familie noch eine ganze Weile warten. «Rainer wird jetzt zum Daviscup-Training nach Florida fliegen, anschließend in Argentinien spielen. Wann er wieder nach Deutschland kommt und uns besucht - vielleicht in einem halben Jahr, vielleicht auch erst zu Weihnachten. Ich weiß es nicht», sagte Vater Karl. Der tollen Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. «Wir machen heute so lange, bis keiner mehr kann», kündigten die Organisatoren vom Epper Tennis-Club eine ausgiebige Tennis-Party an.

