Reaktion von Skepsis bis Erleichterung
Halle/MZ. - für die jetzt beschlossene Zuordnung von Stadt und Verwaltungsgemeinschaft zum Landkreis Wittenberg eingesetzt. "Unser Kampf hat sich gelohnt, jetzt haben wir ein klares Zeichen, in welche Richtung es geht", zeigte sich die Bürgermeisterin erleichtert.
"Für uns kommt es darauf an, dass wir künftig zum Landkreis Wittenberg gehören", stellte sie fest und verwies auf die zahlreichen, teils spektakulären Einsätze eines Aktionsbündnisses aus Bürgern sowie Vertretern aller Parteien und Stadtratsfraktionen. 6 000 vom Aktionsbündnis gesammelte Unterschriften für die Bildung eines Landkreises Wittenberg mit Coswig haben laut Berlin ihre Wirkung nicht verfehlt. Besonders beeindruckt sei sie von der Blockade-Aktion an der Coswiger Elbfähre gewesen. An dem Protest gegen eine Zuordnung von Coswig zu einem Landkreis Anhalt-Zerbst-Köthen hätten Anfang Juli dort zahlreiche Bürger teilgenommen. "Es war zu spüren, dass die Bürger hinter unserem Anliegen stehen", schilderte die Bürgermeisterin die Atmosphäre. Die Äußerung des SPD-Landesvorsitzenden und Anhalt-Zerbster Landrats, Holger Hövelmann, nach einer zu Gunsten der SPD ausgegangenen Landtagswahl 2006 werde das Gesetz zur Kommunalneugliederung ohnehin gekippt, hält Doris Berlin für "zutiefst undemokratisch". "Der Landtag hat entschieden, und die Bürger sollten mit solchen Äußerungen nicht verunsichert werden", sagte sie. Jetzt sei es endlich Zeit, sich wieder auf die wichtigen Dinge wie Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Schulentwicklung zu konzentrieren. "Das Argument 'Kreisgebietsreform' wurde immer vorgeschoben, wenn es um Entscheidungen, zum Beispiel zur Sekundarschule Coswig ging", kritisiert Berlin.
"Mit der Entscheidung im Landtag wurde gerade im Landkreis Anhalt-Zerbst dem Willen des überwiegenden Teiles der Bevölkerung entsprochen", heißt es in einer Pressemitteilung des Aktionsbündnisses "Bildung eines Landkreises Anhalt-Wittenberg - mit uns". Doch müsse die Reform nun umgehend begonnen werden. "Niemandem ist geholfen, wenn nun bis zur Landtagswahl im März nächsten Jahres in diesem Landkreis nichts passiert, nur weil auf einen Wahlsieg gehofft wird", meint der Vorsitzende des Aktionsbündnisses, Christian Tylsch.
"Ich kann nur abwarten, was das wird", ist der Grieboer Danilo Röwer skeptisch, was die angebahnte Zugehörigkeit seines Ortes zum Kreis Wittenberg betrifft. Er sieht erst mal, "dass alles teurer wird", der Kindergartenplatz im Vergleich zu dem in seinem jetzigen Heimatkreis Anhalt-Zerbst, "die Kfz-Steuern, die Wasser- und Abwassergebühren". Da habe er sich schon mal informiert. "Ich sehe in der Sache noch nichts Positives", resümiert der Kfz-Fachmann und Lebensgefährte der Grieboer Tankstellenbetreiberin. Ihre vierjährige Tochter müsse später in die Reinsdorfer Schule gehen, "aber die Grundschule in Coswig bleibt doch auch", meint er.
"Das ist aber schön", kommentieren die beiden Coswigerinnen Heike Richard und Grit Schnelle die Landtagsentscheidung. "Weil Wittenberg näher ist", ergänzt Grit Schnelle. Das beträfe die umständlichen Ämtergänge nach Zerbst ("In Roßlau ist später gar nichts mehr.") und die Einkaufsmöglichkeiten. Da lassen die beiden Frauen, die eine Arztsekretärin, die andere Speditionsdisponentin, keinen Zweifel. Aber: "Ich hoffe, dass das Arbeitsamt in Wittenberg etwas freundlicher ist, als die Stellen in Roßlau und Zerbst", von denen sie durch ihre Eltern viel Schlechtes hörte, schränkt Heike Richard ihre Zustimmung ein.
Der Wörlitzerin Heide Üeberscher ist die Zuordnung ihrer Parkregion - zu welchem Verwaltungszentrum auch immer - eigentlich egal. "Hauptsache, es läuft", meint sie. Die Verkehrsverbindung von Wörlitz nach Wittenberg sieht sie allerdings als schwierig an. Aber das gelte ohnehin, wenn man kein Fahrzeug habe.
"Mein Mann war nicht begeistert", meint Ursula Sels, die gemeinsam mit Ingrid König, beide nun Rentnerinnen, ehrenamtlich die Stadtinformation in Oranienbaum betreibt. Sie selbst findet die neue Regelung aber recht gut, "es gibt viele übergreifende Dinge, die da wirken", sagt sie, die in der Tourismusbranche zu Hause ist. Und die spürt, dass Wittenberg und der Wörlitzer Winkel sich in dieser Hinsicht gut ergänzen.