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Reaktion auf Püchel-Vorstoß Reaktion auf Püchel-Vorstoß: Kontroverse Meinung zu Blitzermeldungen

Von Michael Maul 20.07.2001, 16:52

Bitterfeld/MZ. - Der Grund der verstärkten Geschwindigkeitskontrollen liege darin, so der Minister, dass ein Großteil der Verkehrstoten auf überhöhte Geschwindigkeit zurück zu führen sei. Im Landkreis Bitterfeld dagegen, so der Bitterfelder Polizeihauptkommissar Uwe Platz, liege die Hauptursache der schweren Verkehrsunfälle im nicht Beachten der Vorfahrt. Außerdem, so der Chef des Verkehrs-Unfalldienstes im Landkreis, würden aufgrund der Blitzer-Meldungen zumindest in gewissen Bereichen viele Autofahrer auf die Bremse treten. "Wir sind flexibel und können unseren Blitzer und die drei Laser-Pistolen im Kreisgebiet schnell und unkompliziert einsetzen."

Viele Kraftfahrer würden auch nicht an die Meldungen glauben, da oft schon keine Messstelle mehr vorhanden sei, wenn der Betreffende durch das Gebiet fährt, so Platz weiter. "Und damit ist schon erreicht, dass potentielle Raser vorsichtiger fahren." Wer gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen verstoße, missachte auch andere Verkehrs-Vorschriften. Anders sieht das Polizeikommissarin Kathleen Grune, Pressesprecherin der Polizeidirektion Dessau. Sie vertritt die Meinung des Ministers und erinnert an den Sinn der Tempoüberwachung: Es solle erreicht werden, dass alle Kraftfahrer die Vorschriften überall einhalten. Dieser Meinung ist auch Hauptkommissar Peter Willig vom Wolfener Revier. Potentielle Raser würden durch die Meldungen gewarnt, dann aber gleich wieder zu schnell fahren. Die Radio-Sender wiederum verweisen auf Umfragen, in denen sich viele Hörer positiv zu den Blitzer-Meldungen geäußert hätten. Gegenüber Radio SAW hätten 85 Prozent von 3 000 befragten Hörern für die Beibehaltung der Meldungen votiert, so Pressesprecher Jens Kerner.

Nicht nur das ist für Kerner ein Grund an der mittlerweile gängigen Praxis grundsätzlich festzuhalten. Allerdings sei nicht beabsichtigt, den Umfang der Meldung zu erweitern. Einschränkungen, wie sie jetzt Innenminister Püchel vorgeschlagen habe, kann sich Kerner nur dann vorstellen, wenn alle anderen Sender entsprechend mitziehen. Ähnlich beurteilt auch Antenne-Chefredakteur Ulrich Manitz die Situation: Wenn alle Sender mitziehen, könnte auch er sich einen Kompromiss vorstellen. Ob dies freilich gelingt, ist völlig offen. Püchel hat jedoch angekündigt, dass er die Verantwortlichen der Radiosender noch einmal an einen Tisch holen will. Auch Landrat Uwe Schulze (CDU) ist für die Meldungen, selbst wenn seine Behörde selbst Tempokontrollen durchführt. Er sei als Autofahrer dafür, dass die Radiosender diese Meldungen bringen, mahnt gleichzeitig aber auch eine verstärkte Präsenz der Polizei als sehr wichtig an und appelliert an die Raser: Die Geldbuße wiege auf keinen Fall das mit einem Unfall verbundene menschliche Leid auf.

Eine Umfrage auf dem Bitterfelder Markt bestätigte gestern den Trend. Ralf Schüler aus Wolfen, erst seit einem halben Jahr im Besitz des Führerscheins, findet die Meldungen positiv. Auch Wilfried Dehmel, der schon seit 1964 hinter dem Steuer sitzt, kann nichts Negatives an den Meldungen finden, ebenso Regina Jahnke, die schon seit 18 Jahren Auto fährt.