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Radsport Radsport: Jan Schur beichtet Stasi-Arbeit

06.12.2007, 16:47

Leipzig/dpa. - Rad-Olympiasieger Jan Schur hat eine Stasi-Beichte abgelegt. «Ich wusste, dass es eines Tages auf den Tischkommt», sagte der Sohn des bekanntesten DDR-Radsportlers «Täve»Schur, der «Leipziger Volkszeitung» (Donnerstag-Ausgabe). Schur gaboffen zu, in den 80er Jahren unter dem Decknamen «IM Reinhold» alsinformeller Mitarbeiter (IM) für die Staatssicherheit tätig gewesenzu sein.

Im Sommer 1981 erhielt Schur, der damals für den SC DhfK Leipzigfuhr, von zwei Stasi-Offizieren eine Offerte. «Da habe ich michgebauchpinselt gefühlt», erklärte Schur. Er sollte im Ausland für dieDDR tätig sein: «Das hat mich stolz gemacht.» 1982 habe er dieVerpflichtungserklärung unterschrieben. Schon bei den ersten Treffensei ihm aber klar geworden, dass es nicht um Auslandstätigkeit,sondern um «Aushorchen ging. Ich sollte andere Sportler anschwärzen».Die Treffen fanden in konspirativen Wohnungen statt. «Mir war daspeinlich, aber ich wusste nicht, wie ich aus der Nummer rauskomme»,berichtete Schur.

In sieben Jahren habe es maximal zehn bis zwölf Treffen mit denStasi-Offizieren gegeben. «Das eine oder andere hätte ich vielleichtso nicht sagen sollen, das tut mir Leid. Aber generell muss ich michbei niemandem entschuldigen», erklärte Schur. Als die Stasi ihnaufgefordert habe, bei Partys des damals oppositionellen Clubs AufbauCentrum vorbei zu schauen, sei er bewusst nicht hingegangen. «Ichwill das nicht als Heldentat hinstellen. Grundsätzlich hatte ichnicht den Mut, der Stasi die Stirn zu bieten», sagte der 45-Jährige.

Von September 1988 an habe es keine Treffen mehr gegeben. Indiesem Monat hatte Schur bei den Olympischen Spielen in Seoul mit demStraßenvierer Gold geholt. «Danach war mir klar, dass sie mir nichtmehr an den Karren fahren können.» Im Wende-Jahr 1989 stellte dieStasi die Zusammenarbeit ein. Schur beendete 1994 nach einemSchlüsselbeinbruch und einer schweren Verletzung beim Fußball seine Profi-Karriere.