Radsport Radsport: Dopingskandal bei T-Mobile zieht immer weitere Kreise

Freiburg/Bonn/dpa. - Das Bonner Team reagierte damit umgehend auf dieEinleitung der Ermittlungen durch die Freiburger Staatsanwaltschaftgegen die beiden Mediziner einen Tag zuvor. Schmid und Heinrichstehen im Mittelpunkt der Anschuldigungen von d'Hont. «NachGesprächen mit Prof. Andreas Schmid und Dr. Lothar Heinrich sind wirüberein gekommen, die Zusammenarbeit mit beiden bis auf weiteresruhen zu lassen», teilte Teammanager Bob Stapleton mit.
Zugleich begrüßte Stapleton die Aufnahme der Ermittlungen gegendie Freiburger Ärzte. «Wir gehen davon aus, dass die zuletzt gegendie Universitäts-Klinik Freiburg erhobenen, nicht nachgewiesenenBehauptungen dadurch lückenlos aufgeklärt werden können», sagte er.
Schmid und Heinrich waren von d'Hont, der in den 90er Jahren beimT-Mobile-Vorgänger Team Telekom gearbeitet hatte, beschuldigt worden,an organisiertem Doping in großem Stil mitgewirkt zu haben. Daraufhinerstattete der Heidelberger Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke Anzeigewegen Verdachts auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz, wegenRezeptbetrugs sowie wegen versuchter Körperverletzung. Die beidenbeschuldigten Ärzte bestreiten die Vorwürfe.
D'Hont berichtet in seinem Enthüllungsbuch, aus dem der «Spiegel»in dieser Woche vorab Auszüge veröffentlichte, dass beim Team Telekomdas Blutdoping-Mittel EPO intensiv zur Leistungssteigerung eingesetztworden sei. Die Vorwürfe richten sich auch gegen die früheren ProfisJan Ullrich und Bjarne Riis, die damals bei den Bonnern unter Vertragstanden, sowie gegen den damaligen Manager Walter Godefroot. Bei derTour de France 1996 sollen sowohl der Sieger Riis, damals Kapitän beiTelekom, als auch Ullrich, der Zweiter wurde, gedopt gewesen sein.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht der«Süddeutschen Zeitung» vom Donnerstag, wonach ein Anfangsverdachtgegen die Ärzte vorliege und deshalb das Ermittlungsverfahreneingeleitet worden sei. Zugleich kündigte er an, dass d'Hont im Zugeder Ermittlungen vernommen werden solle. Die Staatsanwaltschaft habebereits Kontakt mit den belgischen Behörden aufgenommen.
Die Freiburger Uni-Klinik hatte bereits nach der Veröffentlichungim «Spiegel» angekündigt, eine unabhängige Kommission zur Klärung derVorwürfe einsetzen zu wollen. Nachdem die Klinikleitung dieAnschuldigungen zunächst zurückgewiesen hatte, sagte Hans-HermannDickhuth, der Leiter der sportmedizinischen Abteilung, der «SZ»: «Ichkann jetzt nicht mehr ausschließen, dass die Vorwürfe gegen diebeiden Ärzte ein großes Problem werden. Denn das sind doch relativkonkrete Vorhaltungen, und wenn nur ein Zehntel davon stimmt, ist dasder worst case für beide.» Am Donnerstag war Dickhuth wegen einerAuslandsreise für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
T-Mobile-Teamchef Stapleton sagte: «Wir hoffen, dass dieunabhängigen Experten die Vorwürfe gegen die Universitäts-KlinikFreiburg entkräften können.» Der Rennstall bekräftigte zugleich seine«Null-Toleranz-Politik in Sachen Doping». Schon unmittelbar nach derVeröffentlichung im «Spiegel» hatte Stapleton eine Zusammenarbeit mitbelasteten Medizinern ausgeschlossen.
D'Hont war im Doping-Prozess gegen das Festina-Team im Oktober2000 wegen Mittäterschaft zu neun Monaten Haft auf Bewährung und 3000Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Belgier hatte bereits voreinigen Wochen Riis belastet, er sei bei seinem Tour-Sieg vor elfJahren «randvoll mit EPO» gefahren, und die Doping-Beschaffung seiüber «die Freiburger Ärzte» gelaufen. Beweise für seineAnschuldigungen konnte er bislang nicht vorlegen.