Rad-WM Rad-WM: Indifferenzen im Frauenlager
Stuttgart/dpa. - Erst flossen Tränen der Freude, dann fielen böseWorte: Für die deutsche Frauenmannschaft um Gold-Gewinnerin HankaKupfernagel war es ein aufwühlendes WM-Wochenende in Stuttgart.Kupfernagels Triumph beim Einzelzeitfahren wurde getrübt von hitzigenDoping-Debatten, dem zweifachen Sturz der großen Hoffnung JudithArndt und dem anschließenden Medaillen-Flop im Straßenrennen. ImHotel eskalierte die schlechte Stimmung zwischen Arndt undKupfernagel: erst Schweigen, dann ein kurzes Wortgefecht und jedeging vorerst ihrer Wege. Nach einem «klärenden Gespräch ohne GAU undGekratze» - so Bundestrainer Trainer Jochen Dornbusch - wurde derStreit am Samstagabend bei einer Versöhnungsfeier in der Discobeigelegt. Nicht so versöhnlich war Dornbusch selbst in Bezug aufMike Kluge, der mit Hanka Kupfernagel zusammen lebt und sie sportlichbetreut: «Der hat keine Ahnung».
Nach dem Fiasko der Frauen beim Straßenrennen standen KupfernagelEnttäuschung und Wut ins Gesicht geschrieben: «An den Mädels lages nicht, dass es nicht geklappt hat, höchstens an der Teamleitung.Ich sollte als eine der ersten attackieren. Das hätte ich nichterwartet - vielleicht, wenn ich im Zeitfahren 10. geworden wäre.Deshalb bin ich mit einer Portion Wut im Bauch gefahren. Mir sind amEnde die Beine explodiert. Ich bin keine Maschine», ereiferte sichdie 33-jährige Thüringerin. Ihre Kollegin Arndt, die die finaleAttacke übernehmen sollte, war zwei Mal gestürzt und trudeltedeprimiert weit hinter der italienischen Siegerin über die Ziellinie.
Der so scharf angegriffene Dornbusch blieb diplomatisch. «Ich binnicht böse, wenn sie meine Aufstellung kritisiert. Sie war ebenenttäuscht, aber ihre Aufgabe hat sie mit Bravour gelöst», sagte er.Kupfernagel fährt erst seit diesem Jahr für die eingespielte deutscheMannschaft um Arndt und Trixi Worrack. Anfängliche Vorbehalte, dassKupfernagel nicht teamfähig sei, sah Dornbusch am Samstag aber nichtbestätigt. «Ich wollte sie ins Team integrieren. Das ist mirgelungen», sagte er.
Dornbusch sandte allerdings deutliche Worte der Kritik an Kluge.«Der gaukelt ihr vor, sie solle Teamkapitän werden. Kluge ist abernicht kompetent auf dem Gebiet», fand Dornbusch. AuchSportbürgermeisterin Susanne Eisenmann bekam ihren Teil ab: «Diehätte sich lieber mal darum gekümmert, die Gitter richtig zubefestigen, statt gegen den Start von Bettini zu klagen. Dann wärendie nicht umgefallen, niemand darüber gestürzt und unsere Strategiewäre aufgegangen.»