Profiboxen Profiboxen: Halb blinder «Tiger» jagt erfolgreich

Braunschweig/dpa. - Zuvor hatteder 34-jährige gebürtige Pole seinen Kontrahenten nach 1:12 Minutender zehnten Runde durch technischen K.o. bezwungen.
Zumindestens in den ersten beiden Runden deutete nichts auf denspäten Triumph des «Tigers» hin, der erstmals in Deutschland unterder Flagge seines Heimatlandes antrat. Er wurde zunächst vombärenstarken Hall wie wehrloses Wild durch den Ring gehetzt, sodass selbst Universum-Promoter Klaus-Peter Kohl angst und bangewurde. «Da hat er mir einen zweiten Schrecken eingejagt, nachdem icham Morgen erfahren hatte, das beide Augen entzündet waren», gestandder mit mit allen Wassern gewaschene Promoter. Auch der erfahreneCheftrainer hatte Mühe, die Fassung zu wahren. «Die beiden schnellenCuts haben uns ganz schön nervös gemacht», bekannte Fritz Sdunek.
Der Meistermacher musste wie die 7 000 begeisterten Zuschauermindestens bis in Runde vier schwitzen, ehe der in nunmehr 47 Kämpfenungeschlagene Champion zu seiner Linie fand und auf die Siegerstraßeeinbog. Vor dem zehnten und entscheidenden Abschnitt gab Sdunek dannden entscheidenden Anstoß für den Großangriff des zunächst waidwundenTigers. «Ich habe ihm gesagt: Fritz, ich sehe nichts mehr. Darauf hater geantwortet: Geh raus und knock ihn aus», schilderte Michalczewskidie Situation vor dem finalen Schlagabtausch, der Hallverteidigungsunfähig machte.
Der Champion zeigte sich als folgsamer Schüler und wurde kurz nachMitternacht zu Recht für seine 22. Titelverteidigung stark gefeiert.«So möchte ich meine Boxer natürlich nicht häufig sehen», meinteSdunek. Beobachter am Ring waren sogar der Meinung, dass der Kampfangesichts der schlimmen Verletzungen von Michalczewski genauso hätteabgebrochen werden müssen wie bei der Erstauflage im Dezember 2001Berlin, als Hall wegen eines zugeschwollenen Auges aus dem Ringgenommen worden war.
Ringrichter Rudi Battle (USA) drückte aber beide Augen zu undstieß damit auch beide Türen auf für einen Mega-Fight zwischen«Tiger» Michalczewski und «Phantom» Sven Ottke. «Ich werde allesversuchen, damit der Kampf stattfindet», versprach Kohl einmal mehr.Auch Ottke-Trainer Uli Wegner, der seinen Hut zog vor demÜberlebenswillen des alten und neuen Weltmeisters, sagte: «Ich habegroßes Interesse an der sportlichen Herausforderung.» Michalczewskiselbst reizen vor allem die von ihm geforderten vier Millionen Euro.Doch sieht er die Sache nüchterner als manche in seinem Umfeld. «Wennes nicht klappt, stehen auch andere Gegner bereit.»
Für weitere Herausforderer empfahlen sich in Braunschweig auchDaisy Lang und Artur Grigorian. Der Leichtgewichtler aus Hamburgverteidigte seinen WBO-WM-Titel durch einen Punktsieg über StefanoZoff (Italien). Die WIBF-Weltmeisterin im Super-Bantamgewicht ausDüsseldorf wurde mit einem Punktsieg über Lisa Foster (USA) auch GBU-Weltmeisterin im Bantamgewicht. So richtig Notiz davon nahm aber kaumjemand angesichts einer Ringschlacht, die in Erinnerung bleiben wird.