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Porträt Porträt: Willi Landgraf läuft allen davon

Von Dietmar Fuchs 26.10.2004, 14:32
Aachens Stürmer Meijer (l) jubelt im März mit Teamgefährten Landgraf. (Foto: dpa)
Aachens Stürmer Meijer (l) jubelt im März mit Teamgefährten Landgraf. (Foto: dpa) dpa

Aachen/Düsseldorf/dpa. - Die Festivitäten nehmen für WilliLandgraf kein Ende. Der kleine Mann, verteidigender Dauerläufer vonAlemannia Aachen, ist mit seinen 1,66 m derzeit eine feste deutscheFußball-Größe. Am Sonntag stellte er in seinem 479. Zweitliga-Spieldie Bestmarke des ehemaligen Aacheners Joaquin «Jo» Montanes (1972bis 1989) ein, an diesem Mittwoch will der 36-jährige Landgraf in derPartie bei Rot-Weiß Erfurt alleiniger Rekordinhaber werden.

«Solange ich noch fit bin und mir die Jungen nicht davon laufen,mache ich weiter.» Landgraf denkt nicht an das Karriere-Ende. ImGegenteil: «Mal schauen, ob es 600 werden. Vielleicht auch 800.» SeinTrainer Dieter Hecking bescheinigt dem ewig Fröhlichen einen«tadellosen Charakter, ohne den er den Rekord nie erreicht hätte».«Ich hoffe aber, dass er nicht mehr allzu viele Spiele in der 2. Ligamacht» - wünscht Hecking seinem Muster-Profi: Die 1. Liga «und einKopfballtor im Westfalenstadion» (Landgraf) sind das Ziel.

Landgraf ist einer, mit dem sich der Fan vorbehaltlosidentifiziert. Erstens funktioniert «Williiii», wie sie am Tivoli beijedem seiner Ballkontakte jubeln, mit seinen 36 Jahren noch immer wieein VW-Käfer und läuft und läuft und läuft. Zweitens krempelt er dortdie Ärmel hoch und malocht, wo die fußballerische Finesse vielleichtfehlt. Die Verehrung für Landgraf hat in der Kaiserstadt Aachen schonfast heldenhafte Züge.

Am Sonntag, nach dem 3:1 gegen Saarbrücken, trugen sie ihn auf denSchultern. Nach der vollendeten «480» will sich Landgraf revanchierenund ein Fest geben: «Aber nur mit Pommes komme ich da wohl nichthin.» Frittierte Kartoffelstreifen als Speise und vielleicht ein paarBier - der in Bottrop bodenständig neben einem Biotop lebendeVorzeige-Profi hätte nichts dagegen: «Und wenn wir feiern, dannreicht das für sechs bis sieben Wochen.»

Ob 479 oder 480 - «letztlich ist das nur eine Zahl, aber ichkönnte dann darauf zurückblicken, dass ich sehr viele Spiele gemachthabe», sagt Landgraf. Und wenn der Rekord endgültig in seinenBesitzstand über gegangen ist, sei das dann «die Bestätigung, dassich nicht so viel verkehrt gemacht habe in meinem Fußballer-Leben».Eines vielleicht doch: nie einen Berater gehabt zu haben, der ihmeinen Vertrag in der 1. Liga verschafft. «Aber das Geld habe ich mirdann doch lieber in die eigenen Tasche gesteckt.»