Polizeiruf 110: Endspiel
München/dpa. - Jo Obermaier, die bodenständige Ermittlerin, und Jürgen Tauber, der in sich gekehrte, feinsinnige Kommissar, waren fast neun Jahre in der ARD-Krimi-Reihe «Polizeiruf 110» Verbrechern auf der Spur. Kommenden Sonntag lösen sie nun ihren letzten gemeinsamen Fall.
«Endspiel» nennt sich der Film von Regisseur Andreas Kleinert, mit der sich Michaela May und Edgar Selge als Münchner Kommissars-Duo verabschieden. Doch so unterschiedlich beide in ihren Rollen sind, so gehen sie auch mit dem Abschied vom «Polizeiruf 110» um.
Während Selge keine Wehmut verspürte, fiel May das Ende doch etwas schwerer. Gleichzeitig freute sie sich über viele neue Rollenangebote. «Alles in allem war es ein Abschiedsschmerz mit einem positiven Zukunftsblick», sagte May.
Eigentlich sollten Stefanie Stappenbeck und Jörg Hube für den Bayerischen Rundfunk (BR) die Nachfolge von May und Selge antreten. Doch der Film «Klick gemacht», den die ARD am 29. November zeigt, ist nach dem Tod Hubes im Juni leider auch der letzte gemeinsame «Polizeiruf».
«Das wäre ein Traumpaar wieder gewesen», ist sich May sicher. Auch Edgar Selge hätte sich Hube, mit dem er jahrelang an den Münchner Kammerspielen war, sehr als Nachfolger gewünscht: «So ein Kommissar-Paar braucht eine lange Strecke zur Entwicklung, und das wäre bei Jörg Hube und Frau Stappenbeck ein ganz toller Weg geworden. Das kann man im ersten Film schon sehen.» Doch für Hube gibt es inzwischen mit Matthias Brandt einen Nachfolger.
In dem letzten Polizeiruf mit May und Selge herrscht eine düstere Stimmung vor, voller November-Grau, Abschiedsstimmung, Einsamkeit und bedrückender menschlicher Abgründe. Der Selbstmord eines ehemaligen Kollegen überschattet den Alltag im Polizeipräsidium - zumal einige nicht so recht daran glauben wollen, dass der Mann tatsächlich freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Schnell wird der Verdacht laut, ein Drogenhändler könnte seine Finger im Spiel gehabt haben. Während Obermaier und der Staatsanwalt nicht so recht an diese Version glauben, stürzt sich Tauber in die Ermittlungen. Dabei gerät er immer stärker in den Bann des jungen Kollegen Matthias Kurtz (Wanja Mues). Der ist zuständig für organisiertes Verbrechen und Tauber fühlt sich mehr als üblich zu ihm hingezogen. Kurtz kommt die Begeisterung recht - geschickt lenkt er Taubers Ermittlungseifer in die Bahnen, die er für richtig hält.
Ungewohnt offen präsentiert Tauber in Endspiel sein Gefühlsleben. Doch diese Offenheit wird nicht belohnt - im Gegenteil. Gerade weil der sensible Kommissar so viel von sich preisgibt, trifft es ihn so härter, dass seine Gefühle nicht ehrlich erwidert werden. Und es kommt noch schlimmer: Weil Tauber in den Ermittlungen aufgeht, merkt er nicht, dass Obermaier Karriere macht und versetzt wird.
Im richtigen Leben war es Selge, der das Ende der Arbeitsbeziehung als Kommissar Tauber aufgekündigt hat. Wirklich schwer sei ihm der Abschied nicht gefallen, sagte Selge. «Es war eine gute Entscheidung. Denn wenn man so erfüllt ist davon, dass etwas sinnvoll und gut gewesen ist, dann hat die Wehmut keinen Platz.» Für ihn eröffne der Wechsel nun neue Möglichkeiten. «Die Lebenszeit ist begrenzt und ich möchte gerne mich noch mal ganz neu erfinden», erklärte der Schauspieler. «Man wird immer minimalistischer mit seiner Figur und ich möchte irgendwann auch noch mal emotional ganz neu aufdrehen.»
Auch Michaela May sieht inzwischen die positiven Seiten an Selges Entscheidung. «Im ersten Moment war ich ein bisschen geschockt, im Nachhinein bin ich ihm dankbar», meinte May. Die gemeinsame Arbeit sei für sie etwas sehr besonderes gewesen. «Wir haben uns ohne Worte, nur mit Blicken oft schon verständigen können vor der Kamera. Ich schätze den Edgar sehr, und er war immer besonders vorsichtig, zart, fast liebevoll im Umgang vor der Kamera mit mir.»