Solaranlage fürs Eigenheim Photovoltaik nicht immer sinnvoll
Solaranlagen auf dem Dach können Stromkosten senken. Nur lassen sie sich nicht überall sinnvoll montieren. Experten erklären die Probleme.
Lohnt sich eine Solaranlage auf dem Dach? Oder sind die Kosten viel höher als mögliche Einsparungen, wenn auf Strom aus dem öffentlichen Netz verzichtet wird. Wie lässt sich eine Immobilie energetisch autark versorgen? Um solche und ähnliche Fragen ging es beim Leserforum „Erneuerbare Energien für das Eigenheim“. Patricia Schulz, Finanzierungsexpertin des Verbands der Privaten Bausparkassen, und Birgit Holfert, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, standen den Anrufern am Telefon Rede und Antwort. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:Haushaltsstrom und Wärmepumpe ziehen bei uns seit einiger Zeit ungeahnte Unterhaltungskosten nach sich. Können wir mit einer Photovoltaikanlage gegensteuern?Grundsätzlich ist das möglich. Bedenken Sie aber, dass Sie in der Tat nur in bestimmtem Umfang gegensteuern können. Um Aufschluss über die Einspareffekte zu erzielen, sollten Sie von einem Energieberater oder Fachunternehmen unbedingt die notwendige Größe der Anlage berechnen lassen. Hieraus können Sie auch ableiten, wann sich die Investition amortisiert haben wird. Voraussetzung ist, dass sich Ihr Standort, also zum Beispiel die Ausrichtung und Größe Ihres Daches, dafür überhaupt eignet. Längere Schattenperioden wegen eines großen Baums würden, selbst bei Südausrichtung, erheblichen Einfluss auf Ihren Stromertrag haben.
Rolle des Stromspeichers
Benötigen wir einen Stromspeicher für eine Photovoltaikanlage?In Spitzenzeiten, also bei maximaler Sonneneinstrahlung, produziert eine PV-Anlage einen Überschuss an Strom, den Sie abends und nachts von einem richtig dimensionierten Akku abrufen können. Ansonsten würden ungefähr 60 bis 70 Prozent Ihres Solarstroms nur ins Stromnetz weitergeleitet werden. Wichtig ist, dass der Stromspeicher richtig dimensioniert und regelmäßig genutzt wird.Was bedeutet das?Wenn Sie zum Beispiel pro Jahr rund 3.500 Kilowattstunden (kWh) Strom verbrauchen, wäre ein Speicher mit fünf kWh Kapazität vermutlich passend.Was kostet ein Stromspeicher? Rechnen Sie ganz grob mit rund 1.000 Euro je eine Kilowattstunde.Was passiert mit dem Überschussstrom der Solaranlage?Der zumeist im Sommer und über Mittag anfallende Überschussstrom wird automatisch in das Netz des örtlichen Stromnetzbetreibers eingespeist. Die Menge wird am Zweirichtungszähler Ihrer Solaranlage erfasst. Der Netzbetreiber muss diesen Strom aufnehmen und Ihnen nach gesetzlichen Vorgaben vergüten.Wie hoch ist die Vergütung für meinen Überschussstrom?Wird Ihre Solaranlage noch im Juli in Betrieb genommen, bekommen Sie, je nach Größe der Anlage, bei Teileinspeisung zwischen 5,74 und 8,11 Cent pro kWh eingespeistem Strom.
Die richtige Größe
Wie groß muss eine PV-Anlage sein, um für unser Haus ausreichend Strom zu erzeugen?Als Faustformel in Deutschland gilt: rund 200 kWh jährlicher Stromertrag pro Solarmodul. Für einen Zwei-Personen-Haushalt wären dies bei ungefähr 2.500 kWh Jahresverbrauch also theoretisch 13 Module. Meist rät man aber zu einer etwas größeren Anzahl, damit ein Überschuss produziert und später via Stromspeicher genutzt werden kann.
Sind Mini-Windkraftanlagen eine Alternative zur Photovoltaik?Nein. Selbst bei regelmäßig guten Windverhältnissen und mehreren Rotoren ist die Stromausbeute nicht vergleichbar mit der einer PV-Anlage. Als Ergänzung mögen in windreichen Regionen mehrere Rotoren eine gewisse Rolle spielen, um die Stromausbeute für die Immobilie zu maximieren. Zu bedenken sind zudem Geräuschbelästigung für die Nachbarn und eventuell eine Baugenehmigung.Wir interessieren uns für eine PV-Anlage, haben aber nach Anschaffung einer Wärmepumpe dafür nicht mehr ausreichend Eigenmittel. Können wir ein Baudarlehen aufnehmen?Ja. Sie können zum Beispiel bei Ihrer Hausbank oder Bausparkasse ein Sofortdarlehen beantragen. Schwebt Ihnen die Anschaffung zu einem späteren Zeitpunkt vor, wäre auch ein Bausparvertrag denkbar, mit dem Sie weiteres Eigenkapital ansparen und ihn später mit einem Darlehen kombinieren.
Welche Förderung möglich ist
Wird eine PV-Anlage staatlich gefördert?Die staatliche KfW-Bank fördert mit dem „Kredit Erneuerbare Energien – Standard“ Anlagen zur Erzeugung von Strom, Wärme, zudem Netze und Speicher. Anträge sind über die landeseigenen Förderbanken zu stellen. Angesichts der häufigen Änderungen bei den Förderprogrammen sollten Sie aber bitte die aktuellen Meldungen der KfW-Bank auf deren Website beachten.Ist ein Darlehen bei Bank oder Bausparkasse da nicht günstiger?Wahrscheinlich ist das der Fall. Die Darlehenskonditionen richten sich aber in jedem Fall nach Ihrer Bonität. Wenn Sie etwas Eigenkapital zur Verfügung haben, dürften Sie bei besagten Finanzinstituten hinsichtlich der Zinsen vermutlich deutlich unter fünf Prozent liegen.Lohnt sich die Investition in eine PV-Anlage denn?Nur langfristig. Eine genauere Angabe lässt sich machen, wenn man unter anderem Ihre Verbrauchsdaten und den künftigen Stromertrag kennt. Hinzu kommen die Wartung der gesamten Anlage und der Verschleiß von Komponenten wie beispielsweise Wechselrichter und Stromspeicher. Voraussetzung für alles ist aber eine entsprechend ausgelegte Elektroinstallation Ihres Hauses.Gilt die Förderung auch für die Kraft-Wärme-Kopplung?Grundsätzlich gibt es sie schon. Sie können zudem beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) den sogenannten KWK-Zuschlag beantragen, also eine Vergütung für den ins öffentliche Netz eingespeisten Strom. Da die gesamte KWK-Thematik sehr komplex ist, ist die Einbeziehung eines Energieberaters empfehlenswert, der für Sie die notwendigen Berechnungen übernimmt. Auch für das Bafa gilt, dass Sie bitte auf der leider nicht immer leicht verständlichen Internetseite des Amtes nach aktuellen Änderungen nachschauen sollten oder dies am besten ebenfalls gleich dem Energieberater überlassen.
Alternative auf dem dach
Kann ich mit Solarthermie eine teure PV-Anlage vermeiden?Nein, das funktioniert nicht. Zwar können Sie bei einer ebenfalls teuren Solarthermieanlage zusätzlich zur Warmwasseraufbereitung auch das Heizsystem bis zu ungefähr 25 Prozent entlasten. Geeigneter aber ist die unterstützende Warmwassererzeugung, wodurch bis zu 35 Prozent Energie für Bad und Küche eingespart werden können. Ist es möglich, dass wir mit unserem Haus energetisch autark werden?Eine vollständige Autarkie, also Unabhängigkeit von Energielieferungen, werden Sie mit heutiger Technik in unseren Breiten beim Bestandsbau nicht erreichen. Sie können aber ein theoretisches Maximum erreichen, indem Sie alle verfügbaren Instrumente wie Wärmepumpe oder Kraft-Wärme-Kopplung, PV-Anlage mit Stromspeicher und Solarthermie miteinander verbinden. Bedenken Sie jedoch die hohen Investitionen, die Sie, trotz möglicher Förderung, gerade bei überschaubaren Eigenmitteln, nur mit Fremdmitteln wie einem Bauspardarlehen aufbringen können. Sieht es bei einem Neubauprojekt besser aus?Ganz eindeutig ist das so. Ein neues Einfamilienhaus ist heute in der Regel ein Effizienzhaus mit bestenfalls der Stufe 40. Dies bedeutet, dass mit nur 40 Prozent des Primärenergiebedarfs und nur 55 Prozent Wärmeverlust gegenüber einem durchaus modernen Referenzgebäude, das ca. doppelt so hohe Werte aufweist, zu rechnen ist. Für ein Effizienzhaus 40 ist die energetische Autarkie in greifbarer Nähe. Der große Vorteil besteht in der Lösung als Ganzes – ohne teure und lästige Einzelschritte bei der Strom- und Wärmeerzeugung. Dies betrifft auch die Finanzierung, die ebenfalls in einem Rutsch erledigt werden kann.
Gibt es ein Darlehen?
Wir überlegen ein KWK-Anlage auf Holzbasis anzuschaffen. Da weitere Umbauten bei Kamin und Heizkörper damit verbunden sind, benötigen wir ein Darlehen. Geht das?Selbstverständlich. Ein Bauspardarlehen darf für alle wohnungswirtschaftlichen Zwecke genutzt werden, sofern die betreffenden Dinge fest mit dem Haus verbunden sind. Da es sich vermutlich um mehrere Bauschritte handelt, sollten Sie am besten einen Energieberater hinzuziehen, der einen Fahrplan mit Ihnen abstimmt und die Größe der Anlage berechnet. Auf dieser Kalkulationsbasis lassen sich sowohl die staatliche Förderung als auch das Darlehen gut definieren. Förderung und Darlehen müssen aber bitte unbedingt vor der Auftragsvergabe geklärt sein.Wir interessieren uns für ein Elektroauto und möchten eine Wallbox installieren. Reicht unsere PV-Anlage für das Aufladen, wenn wir außerdem unsere Wärmepumpe betreiben wollen?Vermutlich reicht der von der PV-Anlage produzierte Strom bereits jetzt nicht, um die Wärmepumpe darüber zu betreiben. Wie bei der Wärmepumpe muss also ein zusätzlicher Stromzähler installiert werden, um zum Beispiel grünen Strom von außerhalb zu beziehen. Dies bedeutet vorab zusätzliche Leitungen und zusätzliche Absicherung im und am Haus. Vor allem aber bedeutet es, dass Sie die Leistungsfähigkeit Ihrer PV-Anlage und die eines Stromspeichers prüfen müssen, wenn Sie selbst produzierten Sonnenstrom so umfangreich nutzen möchten. Beziehen Sie unbedingt einen Solar-Experten ein, der Ihnen den künftigen Strombedarf, aber auch die Kosten des Ausbaus, ermittelt. Wir haben unser Haus in den 1980er Jahren gebaut. Dämmung, Fenster und Heizung sind inzwischen saniert. Aufgrund der hohen Strompreise würden wir nun gerne die Ölbrennwertheizung gegen eine moderne Brennstoffzellenheizung, die auch Strom liefert, austauschen. Was meinen Sie?Zunächst: Sie benötigen weiterhin Öl oder Gas, damit das neue Gerät Wasserstoff herstellen kann. Und: Selbst bei einer hohen Auslastung stehen den vergleichsweise geringen Betriebskosten der doch recht hohe Anschaffungspreis gegenüber. Dies ist aber selbst bei reinen Heizsystemen meistens der Fall. Entscheidend ist nicht zuletzt die zu erwartende Nutzungsdauer. Wenn Sie in Ihrem Haus noch lange wohnen oder es Ihren Kindern in technisch gutem Zustand übergeben wollen, kann eine KWK-Anlage eine gute Investition darstellen. Gegebenenfalls ist eine PV-Anlage aber die bessere Wahl. Ein Energieberater berät Sie zu beiden Möglichkeiten.
Auskunft zum Standort
Wie kann ich als ersten Informationsschritt herausfinden, ob sich in meiner Gegend Solar- oder Windstrom eignen?Einen ersten Anhaltspunkt bietet unter anderem der Deutsche Wetterdienst mit seinen Sonnen- und Windkarten. Achten Sie außerdem auf die Lage Ihres Hauses beziehungsweise Grundstücks. Eine PV-Anlage kann keine langen Schattenphasen gebrauchen wie sie etwa eine große Eiche verursacht. Kleinwindanlagen machen häufig Störgeräusche, so dass der Abstand zu Nachbarn ausreichend groß sein sollte.Gibt es so etwas wie eine ideale Art der Stromproduktion?Dies hängt vom persönlichen Bedarf ab. Verringert sich der Bedarf, so nähern wir uns mit den heutigen technischen Möglichkeiten zumindest einer gewissen Teilautarkie. Kommen energetisch günstige Bedingungen hinzu, etwa aufgrund eines Effizienzgebäudes oder milden Winters, wird dieser Trend verstärkt. Ideal wäre aber nur das perpetuum mobile.
Das Leserforum fand mit Unterstützung der Agentur KMK statt.