Pferdesport Pferdesport: DM zwischen «Farce» und «Flop»
Gera/Balve/dpa. - «Wir haben natürlich ein Riesenproblem», gibt Hanfried Haring zu, der Generalsekretär des nationalen Reitverbandes FN. «Es muss sich dringend etwas ändern.» Zwischen internationalen Großveranstaltungen wie EM, WM oder Olympia und Millionen-Turnieren wie in Sao Paulo droht die DM zu einer zweitklassigen Veranstaltung zu verkommen - und eine Lösung ist nicht in Sicht.
Die besten deutschen Reiter mit den besten Pferden sollten bei einer DM am Start sein, aber in Gera gab es noch mehr Absagen als im Jahr zuvor in Münster. Insofern muss Rene Tebbel (Emsbüren), der als erster deutscher Springreiter zum dritten Mal in Folge Meister wurde, mit dem Makel einer 1-B-Meisterschaft leben: Auch wenn er mit dem Hengst Coupe der Coeur eine Weltklasse-Leistung zeigte, so war es ein Titelgewinn in Abwesenheit der Besten.
Eine Startverpflichtung wird es auch zukünftig nicht geben. «Zwang hilft höchstens kurzfristig», sagt Peter Hofmann, Vorsitzender des Springausschusses. «Dann hat man permanent Streit, dann kommen die Leute mit irgendwelchen Attesten.» Hofmann sieht die Reiter in einer Zwangslage, weil der Turnier-Zirkus mit Weltcup, Super League, Riders Tour und der neuen Millionen-Serie Global Champions Tour immer voller und immer globaler wird. Die Unternehmer in Reithosen müssen aber die Kosten für ihre teuren Ställe mit mehreren Angestellten und hohen Nebenkosten wieder hereinholen. Und sie müssen den Wünschen der Pferdebesitzer folgen: Weltklasse-Pferde, die einen Marktwert von zwei bis drei Millionen Euro haben, gehören nur in wenigen Ausnahmefällen den Reitern selber.
So war die eine Seite des Dilemmas in Gera, dass Bundestrainer Kurt Gravemeier seinen vier Besten aus Rücksicht auf die EM in zwei Wochen in Mannheim einen Startverzicht dringend nahe legte: Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Goldfever, Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Shutterfly, Marcus Ehning (Borken) mit Küchengirl und Christian Ahlmann (Marl) mit Cöster. Die andere Seite war, dass Beerbaum und Michaels-Beerbaum nicht einmal ihre Zweitpferde an den Start brachten, sondern diese bereits nach Sao Paulo fliegen ließen, wo das höchst dotierte Springturnier der Welt stattfindet. Aber auch Ex-Weltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen) ritt am Wochenende lieber in La Coruna.
«Ich kann mir so einen Flop nicht leisten», sagt Dieter Graf Landsberg-Velen. Der FN-Ehrenpräsident, der die DM 2008 in Balve organisiert, kritisierte: «So darf eine deutsche Meisterschaft nicht ablaufen.» Die einzige Lösung sieht er in einer Erhöhung des Preisgeldes: «Ich werde parallel zu der Meisterschaft ein internationales Drei-Sterne-Turnier organisieren, damit habe ich eine höhere Dotierung.» Ob das allein tatsächlich hilft, muss sich noch zeigen.