Pferdesport Pferdesport: Aufsteiger Marco Kutscher führt im Weltcup

Berlin/dpa. - Am Anfang ist Ludger Beerbaum von vielen belächelt worden. «Marco Kutscher ist ein Mann für Olympia», hatte der viermalige Springreiter-Olympiasieger Anfang Juli gesagt und damit zum Teil verständnisloses Kopfschütteln ausgelöst. Doch drei Tage nach dieser unerwarteten Prognose war Kutscher genauso überraschend deutscher Meister geworden. Mehr noch: Seit Sonntag führt der 28-Jährige aus dem westfälischen Hörstel sogar die Weltcup-Wertung an. Spätestens jetzt ist Kutscher tatsächlich ein Kandidat für einen der vier Plätze im deutschen Olympia-Team.
Geradezu erschrocken wirkte der Gelobte damals, als er mit Beerbaums Aussage konfrontiert wurde. Der gebürtige Ostfriese scheint selbst am meisten überrascht, wie weit er schon ist. «Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich gar nicht gewagt, davon zu träumen», sagte Kutscher, nachdem er am Sonntag durch den 2. Platz im Großen Preis von Deutschland die Führung im Weltcup übernommen hatte. Schon vor den letzten Turnieren konnte er ein rundum positives Fazit ziehen: «Für mich konnte es nicht besser laufen in dieser Saison.»
Ganz unspektakulär hat sich Kutscher in die Weltspitze geritten. Große Siege finden sich in seiner Statistik nicht, obwohl er in der Weltrangliste inzwischen bis auf Rang 23 vorgestoßen ist. Im Zweifelsfall reitet der Absolvent der Bundeswehrsportschule in Warendorf lieber auf Sicherheit statt mit vollem Risiko auf Sieg. Darin unterscheidet er sich deutlich von Christian Ahlmann (Marl), der als Doppel-Europameister als Aufsteiger der Saison gilt. «Da ist mir mal ein rasantes Stechen gelungen», sagte Kutscher in Berlin augenzwinkernd.
Kutschers stiller Aufstieg begann vor dreieinhalb Jahren, als er als Bereiter bei Beerbaum anfing und kurz danach in dessen Audi- Nachwuchsteam aufgenommen wurde. «Da habe ich so viel gelernt wie in der ganzen Zeit davor nicht », beschrieb der Schüler den Einfluss des weltweit erfolgreichsten Reiters. Zudem versorgt Beerbaum seinen Angestellten mit Pferden. Etwa mit dem elfjährigen Holsteiner-Hengst Controe, mit dem Kutscher in Berlin erfolgreich ritt: «Der war nicht ganz günstig.»
Seine Hoffnungen setzt er aber nicht auf Controe, sondern auf Montender: «Der hat das Zeug für internationale Großereignisse.» Über seine Chancen, einen der umkämpften Plätze im Olympia-Team von Athen zu ergattern, mag der stille Wahl-Westfale dennoch nicht reden. Abwehrend sagte er: «Das ist doch noch viel zu früh. Erst mal will ich die Hallensaison zu Ende reiten, und dann schaue ich weiter.»