Personalien Personalien: Siegfried Kirschen wehrt sich gegen Stasi-Vorwurf

Berlin/dpa. - Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter und jetzigePräsident des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB), SiegfriedKirschen, hat seine früheren Kontakte zum Ministerium fürStaatssicherheit in der DDR als «unausweichbar» dargestellt. «Bei denVorwürfen gegen meinen Mandanten handelt es sich ausschließlich umbagatellhafte, typische Berührungen mit der Staatssicherheit, denenmein Mandant - er absolvierte vor 44 Jahren seinen Wehrdienst - nichtausweichen konnte», erklärte Anwalt Peter-Michael Diestel, derKirschen vertritt. «Ich habe nie jemanden bespitzelt, observiert oderBerichte verfasst», sagte Kirschen selbst und bestritt einekonspirative Tätigkeit für das MfS.
In Stasi-Akten, die der Zeitung «Der Tagesspiegel» (Dienstag)vorliegen, werde Kirschen als «Gesellschaftlicher MitarbeiterSicherheit» (GMS) der Stasi unter dem Decknamen «Friedrich» geführt,berichtet das Blatt. Nach Darstellung der Bundesbeauftragten für dieStasi-Unterlagen wurden GMS «in der Regel nicht zur direktenBearbeitung feindlich-negativer Personen und Personenkreise genutzt».Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert: «Der GMSentsprach dem Status eines Inoffiziellen Mitarbeiters (IM) undarbeitete eng mit dem MfS zusammen. Im Unterschied zum InoffiziellenMitarbeiter diente der GMS jedoch dem MfS freiwillig - ohneoffizielle Verpflichtung.» Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will sichmit den Vorwürfen befassen und Kirschen auch zum Gespräch bitten.
Laut «Tagesspiegel» gehe aus Unterlagen, die dem HistorikerGiselher Spitzer zugänglich gemacht wurden, hervor, dass sich derspätere NVA-Offizier Kirschen handschriftlich zur MfS-Mitarbeitverpflichtet habe. Dagegen schreibt sein Anwalt, Kirschen habe sich«in Übereinstimmung mit seiner damaligen weltanschaulichenAusrichtung stets korrekt verhalten». Als Referee hatte Kirschen beiden Weltmeisterschaften 1986 und 1990, sowie bei der WM 1988gepfiffen. Vor Ende seiner Schiedsrichter-Karriere war er auch in derFußball-Bundesliga noch kurz zum Zuge gekommen. Ende Oktober wurdeder 63-Jährige als Präsident des Brandenburger Verbandes, den er seit16 Jahren führt, wiedergewählt.