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Österreich Österreich: Bridget Jones im Lechtal

Von Stefan Gruber 21.01.2005, 17:37

Halle/MZ. - "Am Rande des Wahnsinns" heißt der zweite Bridget-Jones-Streifen, und kaum eine Szene trifft den Titel besser wie die Drei-Minuten-Episode in Lech. Zehn Tage lang hatte sich der Renommierort am Arlberg im Januar 2004 zum Set gewandelt. "Wir hatten einen Riesen-Spaß, von Stress keine Spur", erzählt Peter Scrivener. Der 36-jährige Lecher durfte Hauptdarsteller Colin Firth doubeln - für ein paar Filmsekunden. "Zwei, drei saubere Schwünge, mehr war nicht zu machen." Doch auch die wären für Firth, der in der quirligen Liebeskomödie den Erfolgsanwalt und Bridget-Lover Marc Darcy mimt, zu viel gewesen. "Über den einfachen Stemmschwung kommt er halt nicht hinaus", beschreibt Scrivener seinen Filmpartner.

Kein Vergleich zu Renée Zellweger. Die texanische Oscar-Preisträgerin steht sauber auf den langen Latten. So perfekt, dass sie die Slapstick-Abfahrt am Schlegelkopf ganz ohne Double meisterte. Einen Anfängerkurs hätte Zellweger also nicht buchen müssen, für die meisten Lecher Gäste gilt dasselbe. Wer sich den Arlberg als Ziel wählt, der will auch dessen Vorzüge auskosten, die in Österreich sonst so nirgends zu finden sind: rassige Abfahrten, Tiefschneehänge ohne Ende, vielleicht sogar ein Tag Heli-Skiing.

"Klar haben wir auch normale Skikurse im Programm", erzählt Georg Kaufmann von der Skischule Lech, "etwa drei Viertel unserer 300 Skilehrer werden aber als private Begleiter gebucht" - um sich auf den 150 Pistenkilometern rund um Lech, das familiäre Oberlech, das gemütliche Zug und das noble Zürs zurecht zu finden oder auf den nicht präparierten Routen mit einem Bergführer an der Seite auf "Nummer sicher" zu gehen. Die besten Einkehrtipps haben die Skilehrer ebenfalls im Rucksack, zu entdecken gibt es viele Hütten. Die Trittalm zum Beispiel, auf deren Terrasse sich die Nachmittagssonne so gerne legt, das Zuger Älpele, wo man am Nachmittag eine Wildfütterung erleben kann, oder die uralte und jüngst mit viel Liebe zum Detail sanierte Rud-Alpe über Lech.

Der traditionelle Walser Baustil prägt das Hûs Nr. 8 im Ort. 1760 wurde das Haus an der Lecher Hauptstraße erbaut. Geometrische Schlichtheit, klare Linien, keine Schnörkel. Vor sieben Jahren machte sich Christian Walch an die Sanierung seines Elternhauses und serviert hier heute regionale Spezialitäten. Mit seiner Walser Käsesuppe, gebackenem Schafskäse im Speckmantel oder der deftigen Knödelvariation setzt er sich bewusst von der Gourmetküche vieler Edel-Hotels ab.

Die finden sich in Lech, das im vergangenen Winter weltweit zum Top Skiressort gewählt wurde, in einzigartiger Dichte. 14 Gault-Millau-Hauben und zwei Michelin-Sterne, kein Ort in Europa kann mit ähnlich vielen Auszeichnungen aufwarten. Eine weitere hat Lech erst im vergangenen Sommer erhalten. "Wir wurden zum schönsten Dorf Europas gekürt", freut sich Bürgermeister Ludwig Muxel. Nicht nur des malerischen Ortsbildes und des sommerlichen Blumenschmucks wegen. "Positiv bewertet wurde vor allem die Entwicklung Lechs im Einklang mit Natur und Umwelt", sagt Muxel. Eben das schätzen wohl zunehmend auch die Filmemacher.

Im März wird Lech wieder zum Set. "Fünf Sterne - Kerle inklusive" heißt der Film nach dem gleichnamigen Roman von Gaby Hauptmann, der hier gedreht wird. Und wer weiß: Vielleicht gibt es auch ein Wiedersehen mit Bridget Jones, sollte Teil 3 jemals in Angriff genommen werden.