Online-Netzwerk Online-Netzwerk: studiVZ nutzt Mitglieder-Daten für gezielte Werbung

Berlin/dpa. - Dafür verändere man zum 9.Januar die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), teilte dasUnternehmen am Freitag in Berlin mit. Wer den neuen Konditionen nicht zustimmt, werde zu seinem Profil und seinen Nachrichten keinen Zugangmehr haben. Die Daten würden nicht an andere Unternehmen verkauft,betonte studiVZ- Geschäftsführer Marcus Riecke.
Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hatte studiVZ im Januardieses Jahres gekauft. Der Preis lag nach damaligen Angaben «über 50Millionen Euro, aber deutlich unter 100 Millionen». Das Ende 2005gegründete Portal macht bislang keine Gewinne, soll aber nach eigenenPrognosen 2008 erstmals schwarze Zahlen schreiben.
Die personalisierten Werbebotschaften erscheinen als Banner aufder Internetseite. «Es gab eine Anfrage von einer Pizzeria ausAachen, die nur Leute aus ihrer Stadt ansprechen wollte», nenntstudiVZ-Sprecher Dirk Hensen ein Beispiel. Die personenbezogenenDaten gebe das Unternehmen dabei nicht weiter, sondern sende dieWerbung selbst an die Kunden aus.
Weitere Änderungen sollen es dem Unternehmen nach seinen Angabenermöglichen, rechtswidrige Inhalte leichter zu löschen und einenNewsletter an seine Nutzer zu verschicken. «Unsere AGB sind bisherrecht eng gefasst», begründete Hensen den Schritt.
Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix, dessen Behördefür studiVZ zuständig ist, reagierte mit Lob und Kritik. Positiv sei,dass Nutzer den neuen AGB aktiv zustimmen müssten und das Unternehmeneinen Weiterverkauf der Daten ausschließe. Ein rechtliches Problemsieht Dix jedoch darin, dass Mitglieder das Portal nur nutzen können,wenn sie der Verwendung ihrer Daten für Werbezwecke zustimmen. Dasstehe möglicherweise im Widerspruch zum Telemediengesetz. Eineabschließende Bewertung sei aber nicht möglich, da die neuen AGB nochnicht vorlägen.
Werbung in sozialen Netzwerken gilt als Wachstumssegment. Lauteiner Studie des US-Marktforschungsinstituts eMarketer werden dieweltweiten Umsätze im kommenden Jahr um 81 Prozent auf 2,2 MilliardenDollar (rund 1,5 Mrd Euro) steigen. Im Jahr 2009 sollen es 2,8Milliarden Dollar (1,9 Mrd Euro) sein. Die amerikanischen AnbieterMySpace und Facebook schalten bereits gezielte Anzeigen.
Auch das Karriere-Netzwerk Xing hatte kürzlich angekündigt, nochin diesem Jahr ausgewählte Bereiche seines Portals für Werbung vonDrittanbietern zu öffnen. «Personalisierte Werbung ist möglich, abernicht von Anfang an», sagte Sprecherin Daniela Hinrichs. Man wolleschrittweise vorgehen und erst Erfahrungen sammeln. Das HamburgerUnternehmen finanziert sich bisher über Premium-Mitgliedschaftensowie über die interne Jobbörse Marketplace.