Öko-Garten Quedlinburg Öko-Garten Quedlinburg: Steinzeit-Mehl und Knüppelkuchen
Quedlinburg/MZ. - Bloß gut, dass es Supermärkte mit Mehltüten gibt. So musste keiner hungrig bleiben beim Winterbacken im Quedlinburger Ökogarten am vergangenen Sonnabend. Wobei - Winterbacken mehr als geschmeichelt war. "Eher Frühlingsbacken", lacht Brita Appelt, die Ökogarten-Chefin, während der laue Wind den unbeschreiblichen Duft frischen Brotes hinüber zum Brühl weht.
Bereits vor zwei Jahren, als der Lehmofen im Ökogarten eingeweiht wurde, hatte der Verein mit diesem und etlichen Angeboten versucht, Kinder und deren Eltern auch in der kalten Jahreszeit nach draußen zu locken. In die Natur, an die frische Luft, die hungrig macht und wo ein Lagerfeuer, in dem Knüppelkuchen bruzzeln, gleich noch ein bisschen romantischer und wärmer wirkt.
Am Sonnabend folgten erneut rund 20 Quedlinburger, Stammgäste wie Neulinge, der Einladung zum Brotbacken. Nicht nur ein lukullisches Erlebnis, sondern auch eines, das die Gedanken darauf richten sollte, "wie viel Arbeit in den Nahrungsmitteln steckt", erklärte Brita Appelt. Das bekommen nicht nur die elf bis dreizehn Jahre alten Mädchen zu spüren, die mit Mahlsteinen versuchen, Mehl herzustellen.
Auch Nicole und Berit, beide elf Jahre alt, quälen sich mit zwei Stößeln, die fast so groß sind, wie sie selber, um im Mörser Getreide zu zerstoßen. Jede Menge Arbeit bedeutete das Winterbacken aber auch für Ute Sibinski, die schon nach dem Mittagessen den Lehmofen einheizen musste. Drei Stunden braucht das Holzfeuer, um den Backofen auf Temperatur zu bringen. Dann kommt die Asche raus und vier große Brote rein. Eineinhalb Stunden braucht es, um aus den mit Sonnenblumen- und Kürbiskernen sowie Zwiebeln verfeinerten Teiglingen leckeres Backwerk zu machen. Nicht einmal die Hälfte der Zeit hingegen ist notwendig, um die noch dampfenden Schnitten mit der unglaublich krossen Rinde zu vertilgen.
Mehr als Butter oder Schmalz ist für den Hochgenuss nicht notwendig, viele genießen die Köstlichkeit auch pur - mit einer Tasse Tee, der nebenan am Lagerfeuer köchelt. Nach der ersten Mahlzeit darf sich dann jeder nach Belieben sein eigenes Brötchen formen und verfeinern - die Hitze im Ofen reicht noch für einen Backgang. "Das dauert noch einmal eine Viertelstunde", weiß Ute Sibinski, die inzwischen zur Backexpertin im Ökogarten geworden ist.
Das schätzen nicht nur die kleinen Naschkatzen, sondern auch Marco Schier. Der Quedlinburger holte sich am Sonnabend so manchen Tipp für das eigene Handwerk - Schier betreibt seit knapp einem Jahr eine fahrende Mittelalter-Bäckerei, deren Produkte bereits zum Tag des Offenen Denkmals und auf dem Weihnachtsmarkt viel Gefallen fanden. Tochter Gilian geht derweilen fremd: Die Zweijährige verschmäht heute Papas Backwerk und greift lieber zum Kanten aus der Ökogarten-Bäckerei.
Der Ökogarten in der Quedlinburger Wipertistraße 5 ist auch während der Wintermonate von Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet. Informationen zum Programm gibt es unter Telefon 03946/ 707510.