Oberkirche Oberkirche: Schiefes Objekt braucht stabile Finanzierung
Bad Frankenhausen/MZ. - Obwohl die Akzeptanz des Erhaltungsprojektes Oberkirchturmbei den Frankenhäuser Bürgern ständig zugenommen hat und sie, nicht nur die Touristik-Branche, ihren Gästen stolz das besondere Frankenhäuser Wahrzeichen, den schiefsten Kirchturm Deutschlands, vorführen, hielt sich das Interesse an der Mitgliederversammlung des Fördervereins Oberkirche, welcher sich seit 1992 um dieses Objekt bemüht, am Freitagabend leider in Grenzen.
Das Ende der Amtsperiode des Vorstandes und die sich daraus ergebende Neuwahl brachten einige personelle Veränderungen, insbesondere jedoch in Bezug auf den Vorsitz von Pfarrer Johannes-Christian Burmeister, der jetzt eine Pfarrstelle in Großrudestedt inne hat, stand nach achtjähriger engagierter Tätigkeit, für die ihm der Dank des Vorstandes und der anwesenden Mitglieder übermittelt wurde, nicht mehr zur Verfügung.
Bärbel Köllen aus Bad Frankenhausen übernahm den Vorsitz. Der scheidende Vorsitzende zog eine aufschlussreiche Bilanz über die wichtigsten Stationen der bisherigen Vereinsarbeit. Er resümierte, dass der Förderverein trotz einer geologisch komplizierten und finanziell schwierigen Lage ein sehr erfolgreicher Kirchenbauverein ist, u.a. gab er die Initialzündung für die wissenschaftliche Erkundung der extremen Schief stellung des Turmes, welche er vollständig aus eigenen Spendenmitteln finanzierte.
Interessant daran ist besonders die Aufsehen erregende Erkenntnis, dass die Neigung des Turmes in Form und Ausmaß von den meteorologischen Bedingungen abhängig ist und dementsprechend im Tages- und Jahresverlauf zu- bzw. abnimmt. Pfarrer Burmeister stellte die Sanierungs- und Planungsleistungen, die vorrangig in den Jahren 1998 bis 2000 erbracht wurden und zunächst ausschließlich der hochbauseitigen Stabilisierung der Turmkonstruktion dienen, ebenso vor wie die Mittelbereitstellung durch Landesdenkmalpflege, Städtebauförderung, Förderverein, Spenden sowie Lottomittel.
Wenn die hochbauseitige Stabilisierung mit Ausnahme einer so genannten zweiten Scheibe im unteren Teil des Turmhohlkörpers, für die bisher die erforderlichen Geldmittel noch nicht zur Verfügung stehen, als nahezu abgeschlossen betrachtet werden kann, so ist damit eine Art Schonfrist entstanden. Da niemand weiß, wie lange diese dauert, muss doch jetzt mit der wissenschaftlichen, planerischen und finanziellen Vorbereitung der tiefbauseitigen Sanierung begonnen werden, wozu leistungsstarke Partner gewonnen werden müssten.
Abschließend hob Pfarrer Burmeister die zunehmende kulturelle Bedeutung der Oberkirche für die Stadt und den Tourismus hervor und mahnte zugleich an, die Würde des alten Gottesdienstortes zu respektieren. Im Blick auf die Zukunft bemüht sich der Verein um die Begehbarmachung des Turmes und die Instandsetzung der Balkenlage für das Läutewerk, um die Glocke wieder erklingen zu lassen. Die Beschaffung und Installation eines Turmuhrwerkes konnte dank der Spendenbewegung von Pro Frankenhausen und Spenden durch den Lions-Club u.a. in Auftrag gegeben werden.
Das alte Uhrwerk von 1881 soll überholt und zur Besichtigung aufgestellt werden. Als weitere Vision kam aus der Versammlung der Vorschlag zu einer Turm- oder Städtepartnerschaft mit Pisa, vielleicht greift der Frankenhäuser Stadtrat eine solche Anregung auf.