Niederländische Antillen Niederländische Antillen: Wilde Esel, Kofferfische und Flamingos

Kralendijk/dpa. - Pinkfarbene Flamingos und silberne Großraumjets verstehen sich gut - zumindest im Insel-«Dorf» Bonaire. Das Karibik-Eiland ist ein Taucherparadies und beherbergt zugleich bedeutende Brutstätten der scheuen rosa Langbeiner. Piloten, die auf dem modernen «Flamingo-Airport» starten und landen, müssen auf den Lebensraum der Namensgeber Rücksicht nehmen. Sie fliegen eine große Schleife um die Salzseen, wo bis zu 10 000 dieser Vögel leben. Die menschlichen Bewohner der Insel sind mit 13 000 Einwohnern nur knapp in der Überzahl.
Die niederländische Fluggesellschaft KLM baute unlängst Bonaire zum Knotenpunkt für ihre Flüge zwischen Europa und Lateinamerika aus - nicht eben zur Freude der Nachbarinseln Aruba und Curacao. Die deutlich bevölkerungsreicheren Eilande gehören ebenfalls zum Königreich der Niederländischen Antillen und sind nun unzufrieden, weil sie nicht selbst Einnahmen und Gästezahlen steigern können.
Die Flamingos scheinen sich auf Bonaire, von der Fläche her etwas kleiner als die Stadt Münster, weiterhin wohl zu fühlen. Nur zur Futtersuche fliegen manche der Pinkfarbenen auch ins gut 50 Kilometer entfernte Venezuela - ein «Tagesausflug», den die Tiere schon seit Jahrzehnten unternehmen. «Wir sind stolz auf unsere Flamingos und schützen und hegen sie», sagt Insulaner Franklin Winklaar, Mitinhaber des Tauchgeschäfts «Blue Divers & Palm Studios».
Die meisten Urlauber kommen allerdings nicht wegen der Flamingos, sondern wegen der Schätze unter Wasser. In vielen Hotels und Gästehäusern sind Taucheranzüge, Flossen und Sauerstofftanks wichtigere Utensilien als Badetuch, Strandliege und Beachball. Etwa 15 Tauchschulen mit verheißungsvollen Namen wie «Bon Bini Divers», «Carib Inn Dive Shop», «Great Adventures» und «Wanna Dive» bieten ihre Dienste an: Kurse für Anfänger, alle Zertifikate für Fortgeschrittene, Nacht-Ausflüge oder Wracktauchen. Auch Quartiere, oft im oder neben dem Tauchzentrum, können gebucht werden.
Die Unterwasserwelt ist üppig: Zu sehen gibt es unter anderem Papageien-, Kaiser- und Kofferfische, Ammenhaie, große Meeresschildkröten, Schwämme, Korallenriffe und versunkene Schiffe. Bei Wassertemperaturen von angenehmen 24 bis 28 Grad können die Taucher 25 bis 35 Meter weit sehen, manchmal sogar 50 Meter. Und der touristische Trumpf wird gut geschützt: Der «Bonaire Marine Park» mit strengen Schutz- und Umweltauflagen säumt die gesamte eher karge und trockene Küste der Insel. Wer im Marinepark Anker wirft oder Handschuhe trägt, die zum Abbrechen von Korallen dienen könnten, riskiert saftige Strafen.
Vor allem an der Westküste können auch Ufer-Taucher ihrem Hobby frönen. Sie brauchen kein Boot, sondern ein Auto. Mit dem fahren sie die Küstenstraße entlang und schauen nach den markierten Einstiegsstellen. Auch Schnorchler kommen hier auf ihre Kosten. Viele Strände bestehen aus Kieselsteinen, Muschel- und Korallenteilchen. Es ist kein Geheimnis, dass andere Karibikinseln schönere und weitläufigere Strände besitzen.
Zwei Wochen Party-Spaß über und unter Wasser bringt das «Bonaire Dive Festival», in 2004 für die Zeit vom 5. bis 19. Juni angesetzt. Es hat auch einen «nachhaltigen» Effekt, sensibilisiert es doch Insulaner und Touristen für Küsten- und Riff-Schutz. «Wir gehen auch in die Dörfer, in die Schulen und zu den Bands, lassen Festival-Poster und Musik-Jingles entwerfen. Alle Insulaner engagieren sich», sagt Festival-Beraterin Candice Adams.
Wer genug vom Tauchen, Schnorcheln und Segeln hat, spaziert durch die malerische Hauptstadt Kralendijk mit Hollandhäusern, Wasserpromenade und kleinem Markt. Vor allem im Süden der Insel locken dann die Salzseen der Flamingos. Bei der Fahrt dorthin ist allerdings Vorsicht angezeigt: Oft springen Esel auf die Straße, weil sie im heranbrausenden Auto Futter wittern. Die etwa 800 herrenlosen Esel wurden durch motorisierte Fortbewegungsmittel bereits vor Jahrzehnten «arbeitslos». Sie freuen sich über Brotreste und Früchte, haben leider aber auch schon schwere Unfalle verursacht. Am Rande der Straße liegen schneeweiße Berge aus Lagunen-Salz und historische Sklavenhütten - für die meisten Touristen beliebte Fotomotive.
Naturfreunde zieht es auch in den Norden. Um den höchsten «Berg» Brandaris mit 241 Metern liegt der 6000 Hektar große Nationalpark «Washington Slagbaai». Rund 190 Vogelarten sind hier zu Hause: Papageien, Reiher und Tölpel ebenso wie Fischadler oder Fregattvogel. Zudem leben hier viele Eidechsen sowie die runzeligen, graugrünen, armlangen Leguane. Es gibt riesige Kakteenformationen, windgebeugte Divi-Divi-Bäume und Aloe-Pflanzen, aus der Haut- und Pflegecreme erzeugt wird.
Wer sich für Menschen mehr interessiert als für Naturschätze, muss sich auf der gastfreundlichen Insel nicht um Anschluss sorgen: Jeder grüßt jeden, und alle halten gern ein Schwätzchen im Freien. So viel sei verraten: «Bon Bini» heißt guten Tag und «Dushi» Liebling.
Informationen: Arbeitsgemeinschaft Karibik, Friedberger Anlage 21, 60316 Frankfurt (Tel.: 069/405 937 77, Fax: 069/405 937 76, E-Mail: [email protected], Internet: www.karibik.de, www.doitcaribbean.com), Tourism Corporation Bonaire, Kaya Grandi #2, Kralendijk, Bonaire Netherlands Antilles (Tel. von Deutschland: 00599/717/83 22, Fax: 00599/717/84 08 E-Mail: [email protected]).