Neue Technik und Komfort für Cobbelsdorfer Milchkühe
Cobbelsdorf/MZ. - Ein neues Melkhaus mit Vorwartehof sind entstanden, ausgestattet mit einem 32 Plätze fassendem Melkkarussell. Im Zuge der Zwei-Millionen-Euro-Investition wurden zudem eine neue Vorgrube sowie ein Güllelagerbehälter errichtet.
Und beim Rundgang durch die neue Anlage mit Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke, Innenminister Holger Hövelmann und vielen weiteren Gästen machte Saage am Zapfhahn halt, aus dem der Gerstensaft sprudelte. Milch wird erst in den nächsten Tagen fließen, denn hätten die Milchkühe bereits in der neuen Anlage Quartier bezogen, wäre der "Tag der offenen Tür" und damit die Möglichkeit zur Besichtigung für jedermann nicht gegeben gewesen.
"Eine Investition in dieser Größenordnung ist nicht alltäglich", zog Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke vor den Cobbelsdorfern den Hut. Gerade die EU-Agrarreform und der Preisverfall bei der Milch haben in den letzten Jahren bei Landwirten zur Zurückhaltung geführt. "Doch wenn ich in die Zukunft schaue und dieses Engagement sehe, hat Landwirtschaft in Deutschland eine Chance."
Für die Landwirte, meinte Frank Zedler, Präsident des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt, ist es an der Zeit Entscheidungen zu treffen. "Die Cobbelsdorfer haben viel Geld in die Hand genommen", und dies sei richtig für die Zukunft der Agrargenossenschaft, die weiterhin auf die Milchproduktion setzt. Und unter welchen Bedingungen sie das macht, darüber staunte nicht nur Zedler beim Rundgang. "Die neue Milchviehanlage ist optimal. Es gibt viel Licht, Luft und Platz und viel Komfort für die Kühe." So sind z. B. die Liegeflächen für die Tiere mit "Komfort"-Gummimatten ausgestattet.
"Hinter der Investition steht ein ganzer Betrieb", betonte Saage, dass alle 50 Mitarbeiter und die sechs Auszubildenden an einem Strang gezogen haben. Denn der neue Stall soll die Zukunft der Tier- und Pflanzenproduktion sichern helfen. Dass allerdings auch manche bürokratische Hürde zu meistern war, verhehlte er nicht, als er beispielsweise an die vor Jahresfrist noch fehlende Baugenehmigung erinnerte und in Richtung Innenminister Hövelmann schaute, der damals noch Landrat von Anhalt-Zerbst war. Doch die Sorgenfalten sind längst gewichen. Der neue Kuhstall steht, dessen Finanzierung die Volksbank übernahm und an dessen Realisierung Unternehmen vom Rhein bis zur Oder, darunter auch aus der Region, beteiligt waren. Und das Land half mit Fördermitteln.
Dass die Investition schließlich dem gesamten Dorf zugute kommt, weiß Cobbelsdorfs Bürgermeisterin Gisela Gebauer zu schätzen und brachte dies prägnant auf den Punkt: "Ohne Bauern keine Zukunft." Immerhin feiert der Ort in drei Wochen sein 650. Jubiläum.
Volksfeststimmung herrschte aber bereits am Sonnabend, als hunderte Besucher in den Stall strömten. "Die Technik ist sehr beeindruckend", sagte Kerstin Trybel aus Wittenberg, die mit ihren Eltern Margit und Klaus Bornschein das Melkkarussell in Augenschein nahm. Ihnen gefiel, einen Eindruck davon zu erhalten, wie moderne Landwirtschaft funktioniert.