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Namibia Namibia: Leckerer Termitenhügel

Von ERNST KRZIWANIE 01.05.2009, 15:16

Halle/MZ. - Namibia ist groß und Wasser rar. Und so entbrennt tagtäglich von Januar bis April ein Wettbewerb um Millimeter und Ertragsaussichten. In diesem Jahr hat es der Himmel gut gemeint. Sogar zu gut im Norden, der unter Hochwasser litt.

Kate Düvels "Eningu Glayhouse Lodge", 110 Kilometer von der Landeshauptstadt Windhoek entfernt, ist verschont geblieben. Die aus 120 000 selbst gefertigten Lehmziegeln gebauten Bungalows passen sich nicht nur farblich der Kalahari-Wüste an, sie halten auch einen gehörigen Regenguss aus. Touristen kommen hierher, um Stachelschweine zu beobachten und die Spezialitäten von Vainer David zu genießen. Der Küchenchef des Hauses wird von allen "Doc" genannt. Den Titel hat ihm ein großer Kochwettbewerb eingebracht, bei dem der 38-Jährige aus der Ovamboregion zu Siegerehren kam. Punkten konnte er da mit traditionellen Gerichten, die nur aus einheimischen Zutaten entstehen.

"Fleisch ist das beste Gemüse" wird in Namibia nicht nur als Floskel gebraucht. Am häufigsten kommt Springbock, Kudu, Oryx oder Elan-Antilope auf die Teller. Aber auch Schnitzel und Bratwurst als Überbleibsel deutscher Kolonialvergangenheit. Jetzt besinnen sich immer mehr Köche darauf, dass das Land mit 13 Völkern noch viele andere Genüsse zu bieten hat. Etwa grünen Spargel aus Swakopmund, Kingklip, Butterfisch und Austern aus dem Atlantik oder Trüffel aus der Kalahari.

Wer Namibia nicht nur wegen seiner einzigartigen Natur und Tierwelt, als Land mit der ältesten Wüste und dem zweitgrößten Canyon der Welt bereisen will, kann hier auch Gaumenabenteuer erleben. Urs Gamma sehnt die Regenzeit besonders herbei. Der aus der Schweiz stammende Chef des "Gatheman", ein traditionsreiches Haus in der Windhoeker Independence Avenue, zählt zu den Pionieren der namibischen Küchenrevolution. "Ich lege Wert auf Genuss aus einheimischen Produkten." Seine Vorliebe gilt den Omajovas. Diese Leckerei wächst nur in der Regenzeit und nur an Termitenhügeln.

Um die Riesen zu ernten, fahren wir mit Gamma Richtung Okahandja, wo alljährlich die Hereros ihren Ahnengedenktag mit der farbenprächtigen "Red Flag Herero Procession" abhalten. "In dieser Gegend", ist Gamma überzeugt, "werden wir reichlich Omajovas finden." Der Pilzname stammt aus der Hererosprache und wird mit "Dumme" übersetzt. Vielleicht, weil sie weit sichtbare Hüte tragen. Und so machen auch wir reiche Ernte, die Urs Gamma am Abend in Butter gebraten, als Bällchen mit Knoblauch und Sesam, aber auch als fein paniertes Schnitzel serviert. Typische Landeskost kommt auch in der Heinitzburg auf den Tisch. Das renommierte Hotelrestaurant hat nicht nur einen grandiosen Terrassenblick auf Hauptstadt und Auasberge zu bieten. Küchenchef Tibor Raith, der in Sterne-Küchen Deutschlands Erfahrung gesammelt hat, sorgt für Kreationen mit Hochgenuss, indem er klassische deutsche Gerichte mit namibischer Tradition kombiniert.

Auf die ursprünglichste Küche Namibias trifft man in Katutura, wo die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung von Windhoek wohnt. "Der Platz, an dem wir nicht leben wollen", haben sie das einstige Township am Stadtrand genannt. Bis heute erinnern an einigen Hauswänden die Anfangsbuchstaben der Ovambo, Herero, Kavango, Damara, Himba oder Nama daran, dass sie hier vor der Unabhängigkeit streng getrennt nach Stammeszugehörigkeit leben mussten. Das K von Katutura wird inzwischen oft durch ein M ersetzt, denn Matutura bedeutet "Wir wollen bleiben". Erhalten haben sich die Märkte von Katutura mit ihrem quirligen Durcheinander. Von früh an sind die langen Reihen der Grills umringt, auf denen scharf gewürzte Fleischbrocken brutzeln. In dem bunten Trubel preisen Frauen frisches Gemüse an oder rühren am offenen Feuer in Töpfen mit Mais- oder Mahangubrei. Etwas ganz Spezielles sind ihre Mopanewürmer. Diese Proteinbomben von den Raupen der Mopanebäume sorgen, egal ob in Öl frittiert, gebraten oder getrocknet, für den krönenden Abschluss einer kulinarischen Entdeckungsreise durch Namibia - und das nicht nur zur Regenzeit.